Bad Honnef – Das nennt man dann wohl beispielhaft: „Alle, die sagen, in Deutschland sei es nicht mehr möglich ein Großprojekt nahezu pünktlich und zum vereinbarten Preis fertig zu stellen, sollten ihren Blick nach Bad Honnef richten“, riet Stefan Rost, der Leiter der Erzbischöflichen Gesamtschule St. Josef am Montag. Denn die seit Anfang 2019 – damals legte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki den Grundstein – komplett neu gebaute Schule ist nach Angaben des Bistums im Kostenrahmen von 30 Millionen Euro geblieben.
Rund 1000 Menschen aus 84 Gewerken und 28 Fachplanungsfirmen hätten „vorbildlich zusammengearbeitet“, betonte Stefan Rost, als die Schule fast zwei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Termin – die Pandemie ist schuld – offiziell eingeweiht wurde: Weihbischof Ansgar Puff gab der Schulgemeinschaft und den neuen Gebäuden nach einer Messe und einem Festakt Gottes Segen, bevor ein Schulfest an St. Josef mit seinen rund 700 Schülern startete.
Schon nach den Herbstferien 2020 hatten die damals rund 660 Schüler ihren eigentlichen Schulneubau beziehen können, in dem es keine langen Flure mehr gibt, sondern sogenannte zentrale Lernlandschaften (Cluster-Schulbau), um die sich jeweils vier Klassenräume gruppieren. Anstelle des alten Schulgebäudes – die Villa Thelen, in der einst Königin Sophie von Schweden logierte, stand nicht unter Denkmalschutz – wurde seither eine neue Turnhalle gebaut, die inzwischen von den Schülern genutzt wird. Für Schlagzeilen sorgte am 15. Dezember 2020 ein Dachstuhlbrand an dem schon leeren Altbau.
Der Weihbischof bezeichnete laut Mitteilung des Bistums die Gesamtschule St. Josef als „,Mutmacher-Projekt’, das in gesellschaftlich und kirchlich schwierigen Zeiten junge Menschen befähigt, sich selbst und Gott etwas zuzutrauen“. Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff wies bei dem Festakt unter anderem darauf hin, das zwei von vier Zügen der Erzbischöflichen Schule nicht-christlichen beziehungsweise nicht-katholischen Kindern zustünden. „Das ist ein bemerkenswerter Akt der Öffnung.“ Gleichzeitig erinnerte der Bürgermeister daran, dass die Region mit dem Franziskus-Gymnasium auf Nonnenwerth gerade „eine Schule geschlossen bekommen hat“ und sprach von einem „unsäglichen Prozess“.
Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Leiterin der Hauptabteilung Schule/Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariat, erinnerte an die Gründung der Schule am 15. Oktober 1900 in der Villa Thelen als höhere Töchterschule durch die Nonnenwerther Franziskanerinnen und bezeichnete die Bildungseinrichtung als traditionsreiche Schule. Die habe auch in ihrem Neubau Elemente ihrer Geschichte aufgenommen, etwa die in einer Fluchttreppe am Haus Magdalena integrierten Buntglasfenster der ehemaligen Kapelle. Die Gesamtschule hatte übrigens 2016 ihren Betrieb aufgenommen, parallel lief der Realschulbetrieb aus. Im Juni 2021 hat die Schule ihren letzten Realschuljahrgang verabschiedet.
Pläne der Stadt Bad Honnef für die Straßen im Umfeld
Nach Einschätzung des Architekten Professor Frank Hausmann wird durch die Neubauten auch der Stadt Bad Honnef einiges an Qualität zurückgegeben. „Die Schule wird Teil des Stadtraumes“, so Hausmann mit Blick auf die Ecke Rommersdorfer Straße/Bismarckstraße, an der durch die Rücknahme der Bebauung deutlich mehr Platz entstanden ist, den die Stadt neu gestalten will. Wobei sie Umgestaltungspläne sogar für den gesamten Straßenzug an der Schule und die komplette Rommersdorfer Straße hat. So soll die Bismarckstraße einen mindestens 2,50 Meter breiten „Gehwegboulevard“ erhalten.
Alter Sportplatz soll mit Häusern bebaut werden
Dass indes das Erzbistum den bisher zum Schulgelände gehörenden Sportplatz an der Königin-Sophie-Straße mit Wohngebäuden bebauen will, stößt in Teilen der Bad Honnefer Kommunalpolitik auf deutliche Kritik. Nach Einschätzung des Bistums wird der marode Platz jedoch nicht mehr gebraucht. Die Schüler hätten heute deutlich mehr Schulhofflächen als in der Vergangenheit zur Verfügung; für den Sportunterricht gebe es durch die neue Turnhalle und ein Außensportfeld genug Platz, hieß es in der Vergangenheit.