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„Teuerste Baustelle Bad Honnefs“Sanierung des Kurhauses läuft – Enger Zeitplan

Lesezeit 4 Minuten

Das riesige Außengerüst wird in den nächsten Tagen ein Wetterschutzdach tragen.

  1. Von der „im Moment teuersten Baustelle“ Bad Honnefs sprach am Dienstag Bürgermeister Otto Neuhoff.
  2. Bis Februar 2020 wird das Kurhaus in Bad Honnef für rund sieben Millionen Euro umfassend saniert.
  3. Wir haben uns auf der Baustelle umgesehen.

Bad Honnef – Michael C. Deisenroth stand im Keller des historischen Gemäuers, ein dickes Loch in der Decke über sich und einen nackten, aber ziemlich rostigen Stahlträger schräg darunter. Brandschutz? Fehlanzeige. Alle Stahlträger in der immerhin rund 800 Quadratmeter großen Kellerdecke des 1907 eingeweihten Bad Honnefer Kurhauses, in dem auch schon mal 400 Menschen gleichzeitig feiern, seien unverkleidet, sagte der Architekt und versprach: Das werde sich ändern – auf jedem Quadratzentimeter.

Ein Fall für die Restauratoren: Auch die Jugendstilornamente an der Decke des Kursaals werden im Zuge der Sanierung in Angriff genommen, wie Architekt Michael C. Deisenroth (o.) erläutert.

Wenn voraussichtlich im Februar 2020 Bad Honnefs „gute Stube“ nach einer rund sieben Millionen Euro teuren Sanierung wieder an die Bürger übergeben wird, dann werden die Bad Honnefer von vielen Dingen, für die viel Geld ausgegeben wird, gar nichts sehen. Vom Brandschutz in der Kellerdecke zum Beispiel. Oder davon, dass eine tragende Wand versetzt wird, laut Deisenroth eine „ganz, ganz diffizile Maßnahme“. Oder von der neuen Wärmedämmung zwischen Stuckdecke und Dach des denkmalgeschützten Gemäuers, die die Fachleute vor ganz spezielle Herausforderungen stellt.

Letzte Restaurierung ist mehr als zwanzig Jahre her

„Das Gerüst ist gewaltig“, sagte Deisenroth am Dienstag bei einem Pressetermin anlässlich der Enthüllung des Bauschildes über die eindrucksvollen Stahlkonstruktionen im Saal und um den gesamten Gebäudekomplex herum (Rundschau von gestern). Während das Gerüst drinnen eine Zwischendecke trägt, die später auch den Restauratoren die Arbeiten am Jugendstildekor erleichtern wird, trägt das Außengerüst in wenigen Tagen ein Wetterschutzdach, das verhindert, dass auch nur ein einziger Regentropfen auf die dünne Stuckdecke fällt.

Daten

„Eröffnungs-Instrumental- u. Vokal-Konzert“ versprach die Einladung zur Einweihung des Bad Honnefer Kursaals. Die fand an einem Sonntag statt, dem 21. April 1907. Weitere Daten (Quelle: Stadt Bad Honnef): 1937/38: eine alte Wandelhalle wird abgerissen und eine neue gebaut. 1939: Erweiterung des Kurgartens. 1950: Renovierung des Gebäudes. 1967: Bau eines Restaurants aus Sichtbeton, das parallel zur Straße errichtet wurde. 1983: Eintragung in die Denkmalliste. 1989-1993: Sanierung des Kurhauses; der Restaurantvorbau wird abgerissen und durch das heutige Foyer und den Arkadengang ersetzt. Seit 2016: erneute Sanierung des Kurhauses. (csc)

Die hat seit der letzten Restaurierung zwischen 1989 und 1992 ohnehin schwer zu tragen, weil damals die Wärmedämmung auf das Gewölbe gelegt wurde. Das sei zwar seinerzeit Stand der Technik gewesen, sagte der mit dem jetzigen Projekt beauftragte Architekt, der bereits an vielen Denkmälern – darunter die Hirschburg in Königswinter und die Kreuzkirche in Bonn – gearbeitet hat.

Aber die Feuchtigkeit führte zu Korrosionsschäden an konstruktiven Elementen. Künftig soll die Wärmedämmung unter die Dachhaut kommen, um dort arbeiten zu können, braucht es das Wetterschutzdach, das laut Deisenroth bis Windstärke 10 sicher ist, aber keine Schneelast tragen könne. Bis Oktober müsse es wieder abgebaut sein.

Lastenaufzug wird erneuert und vergrößert

Auch für den Laien ist bei einem Gang durch das historische Gemäuer nachvollziehbar, dass der Zeitplan – Fertigstellung bis Februar nächsten Jahres – extrem eng gestrickt ist. Denn das Gebäude wird sicherheits-, energie- und veranstaltungstechnisch auf einen aktuellen Stand gebracht. Beispiele: Der Lastenaufzug wird erneuert und vergrößert.

Im Foyer, das Anfang der 1990er Jahre an das historische Haus gesetzt wurde, wird ein gläserner Aufzug installiert, um barrierefrei zur Garderobe und zu den Toiletten im Keller zu kommen. Die Sanitäranlagen: komplett neu installiert. Saal und Bühne können künftig entraucht werden, eine Brandmeldeanlage und Notbeleuchtung werden installiert. Teilweise müssen Fenster erneuert werden. Die Heizungsanlage und die Lüftungsanlage werden ebenfalls auf den aktuellen Stand gebracht.

Das Kellergeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes ist schon weitgehend entkernt.

Zum Ende hin werden Restauratoren die Farben im Jugendstilsaal überarbeiten, die laut Deisenroth in den vergangenen 30 Jahren „ein bisschen grau“ geworden sind. Sie müssen zudem die 400 Löcher in der Stuckdecke wieder schließen, die gebohrt worden waren, um die Sicherheitsnetze zu halten, die Besucher in den Monaten vor Beginn der Sanierung vor herunterfallendem Putz schützen sollten. Und das ganze Haus muss am Ende neu gestrichen werden, wenn die Schäden am Außenputz behoben sind.

Kurhaus ist teuerste Baustelle in Bad Honnef

„Das ist eine sehr umfassende Maßnahme“, sagte der Architekt über das Projekt Kurhaus. „Der Schwierigkeitsgrad ist mit dem der Bonner Beethovenhalle vergleichbar.“ Aber natürlich gehen die Verantwortlichen um Bürgermeister Otto Neuhoff und Geschäftsbereichsleiter Fabiano Pinto davon aus, dass nicht ähnlich böse Überraschungen wie in Bonn auftreten. Alle nötigen Untersuchungen – beispielsweise des Baugrunds – seien jedenfalls vor Beginn der Sanierung erledigt worden.

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