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SozialprojektInitiative in Bad Honnef startet weitere Projekte gegen Einsamkeit

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe Erwachsener mit einem kleinen Mädchen vor dem Eingang zum Bad Honnefer Rathaus.

Die Initiatorinnen und Initiatoren von „gemeinsam statt einsam“ mit Bürgermeister Otto Neuhoff vor dem Rathaus.

Die Initiative "gemeinsam statt einsam" weitet ihr Angebot aus und will auch neue Zielgruppen ansprechen.

Die während der Pandemie entstandene Initiative „gemeinsam statt einsam“ baut ihr Angebot aus. So wollen die unter dem gemeinsamen Dach verbundenen Gruppierungen neben dem „Gemütlichen Kaffeeklatsch“ und den Tanztreffen „Schwofen wie in alten Zeiten“ künftig ein gemeinsames Singen anbieten. Aber auch einer weiteren Zielgruppe will sich „gemeinsam statt einsam“ annehmen: den Alleinerziehenden.

Die Initiative wird getragen vom Bündnis für Familie, der Seniorenvertretung, dem Verein Gesundes Bad Honnef sowie der Stadtverwaltung. Sie schaffe „Gelegenheit zur Begegnung“, sagte Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff bei der Vorstellung der neuen Ideen. Sie biete Menschen eine Möglichkeit, Einsamkeit zu überwinden.

Menschen über 75 Jahre am stärksten von Einsamkeit betroffen

Laut dem „Einsamkeitsbarometer 2024“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind Menschen über 75 Jahre im Schnitt am stärksten von Einsamkeit betroffen. Während der Pandemie sei aber auch die Einsamkeitsbelastung jüngerer Menschen gestiegen, die danach zudem auf höherem Niveau blieb.

„Die Zahl der sich einsam fühlenden Menschen hat über die letzten Jahre in Deutschland deutlich zugenommen“, heißt es bei der Barmer. Und die Krankenkasse hat festgestellt: „Einsamkeit ist unter jungen Menschen kein seltenes Phänomen mehr.“ „Du+Wir=Eins – Nordrhein-Westfalen gegen Einsamkeit“ ist ein Kleinstförderprogramm „2000 x 1000“ Euro überschrieben, das von der Landesregierung gestartet wurde.

Seit Montag (19. August) können sich zivilgesellschaftliche Projekte für die Förderung mit einem Festbetrag von 1000 Euro bewerben (die Frist läuft bis zum 1. November). Förderfähig sind Projekte, die sich an Menschen richten, die von Einsamkeit betroffen oder bedroht sind.

Nach den Erfahrungen von Susanne Langguth von der Seniorenvertretung Bad Honnef leiden in der Stadt vor allem Frauen über 75 Jahre unter Einsamkeit. Um mit Angeboten dagegenzuhalten, hat die Initiative „gemeinsam statt einsam“ unter anderem den „Gemütlichen Kaffeeklatsch“ initiiert. Der findet inzwischen im Gemeindezentrum der Erlöserkirche an der Luisenstraße statt. Laut Helga Ebel-Gerlach vom Verein Gesundes Bad Honnef kommen im Schnitt 80 Besucher, es waren aber auch schon mal 120.

Bad Honnefer Gruppierung will gemeinsames Singen anbieten

Gut angenommen werde das Angebot „Schwofen wie in alten Zeiten“, das inzwischen im Lilo im ehemaligen Hallenbad an der Rheinpromenade veranstaltet wird. Laut Nadine Batzella vom städtischen Fachdienst Soziales und Ehrenamt kommen 80 bis 120 Gäste. Das musikalische Spektrum reiche von Schlager über Rock bis hin zu Heavy Metal.

Nicht ganz einfach gestaltet sich laut Susanne Langguth das „Nachhilfeangebot“ für Ältere in Sachen Handy und Tablet. Deren Nutzung werde auch für Senioren immer wichtiger. Stichwort: Arzt-Termine, die digital vereinbart werden müssten.

Alleinerziehende in Bad Honnef als neue Zielgruppe im Visier

Die Beratung müsse aber meist bei den einfachen Grundlagen beginnen, zudem hätten Ältere meist sehr alte Geräte. 35 Anfragen habe man zurzeit, aber in den meisten Fällen reiche eine Stunde nicht aus, so Langguth. Unter dem Motto „Geh' aus mein Herz...“ will die Initiative künftig ein gemeinsames Singen organisieren. Otto Neuhoff sagte dafür spontan zu, freitagnachmittags das Foyer des Rathauses zur Verfügung zu stellen.

Eine musikalische Leiterin habe man schon, ein zweiter Leiter werde noch gesucht. „Ältere singen unheimlich gerne“, weiß Susanne Langguth, die hofft, das Angebot einmal im Monat auf die Beine stellen zu können.

„Einsamkeit betrifft nicht nur alte Leute“, weiß Laura Solzbacher vom Bündnis Hauptsache Familie. Betroffen seien auch Alleinerziehende. Sie könnten „nie allein und doch einsam“ sein, sagte Solzbacher mit Blick auf die mitunter eingeschränkten sozialen Kontaktmöglichkeiten alleinerziehender Mütter und Väter.

„Gemeinsam statt einsam“ will ihnen mit den Kindern – möglicherweise im Haus der Jugend – ein ungezwungenes Angebot machen. Open-Air könne das auch auf der Insel Grafenwerth oder im Park Reitersdorf passieren. Die Initiative wolle sich an diese weitere Zielgruppe herantasten.

Unterdessen schlüpft auch die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bad Honnef unter das Dach von „gemeinsam statt einsam“. Sie organisiert laut Christine Mehlem seit mehr als 20 Jahren regelmäßig einen „Seniorentreff im Kurhaus.“ Den besuchen stets rund 20 ältere Bad Honnefer.

Kontakt: Susanne Langguth, 01 71/ 23 414 46


Wandern gegen Einsamkeit

Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Einsamkeit organisiert Frauke Fischer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Königswinter, einen Spaziergang gegen Einsamkeit. Er soll am Mittwoch, 25. September, von 14 bis 16 Uhr am Rhein entlang führen und in Sarah's Café (Bahnhof Königswinter) enden.

Laut Ankündigung der Stadt soll es nette Gespräche mit schönem Rheinpanorama und einem kostenfreien Heißgetränk geben. Das Ziel: der Einsamkeit etwas entgegenzusetzen. Nach Einschätzung der Stadt hat das Problem in den letzten fünf Jahren „deutlich zugenommen“. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Brunnen vor dem Rathaus. Anmeldung unter 02244/889394, E-Mail stefanie.keppel@koenigswinter.de. (csc)