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Mini-DemosDrei Senioren gehen in Bad Honnef unermüdlich für mehr Klimaschutz auf die Straße

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Männer und eine Frau stehen vor einem Aufsteller mit der Aufschrift „Stadtklima vor dem Kollaps retten" und zeigen Flugblätter.

Setzen sich für mehr Klimaschutz in Bad Honnef ein: (v.l.) Heino Gröf, Elke Schiffers und Heinz Jacobs.

Zum 20. Mal demonstrierten die drei Senioren – sie kommen zusammen auf mehr als 240 Lebensjahre. Der Stadt werfen sie Untätigkeit vor.

„Wir setzen ein deutliches Zeichen gegen die Untätigkeit der Stadt“, sagt Heinz Jacobs (84) am Rande der Bad Honnefer Fußgängerzone. Derweil verteilt sein Mitstreiter Heino Gröf (80) schon Flugblätter, und Elke Schiffers (82) parkt gerade das Auto, bevor auch sie an der Minidemo in der City teilnimmt.

Zum 20. Mal demonstrieren die drei Senioren – sie kommen zusammen auf mehr als 240 Lebensjahre – an jenem Freitag im Juli im Bad Honnefer Stadtzentrum für mehr Klimaschutz. „Und wir machen weiter, wenn es unsere Gesundheit zulässt, bis zur Kommunalwahl 2025“, sagt Heinz Jacobs.

Initiative sammelte Unterschriften für Bürgerentscheid in Bad Honnef

Die Aktion ist von der Bürgerinitiative „Rettet den Stadtgarten“ initiiert worden, deren Mitgründer Jacobs ist. Sie hatte 2019 genug Unterschriften für einen Bürgerentscheid gesammelt, mit dem sie die Bebauung einer Fläche nördlich des eigentlichen Stadtgartens mit dem markanten Löwendenkmal (das verwilderte Gelände daneben, auf dem es auch ein paar Schrebergärten gibt, liegt zwischen Alexander-von-Humboldt-Straße, Am Spitzenbach und B42) verhindern wollte.

Sie scheiterte aber am nötigen Quorum: Demnach wären 4156 Ja-Stimmen nötig gewesen, dem Anliegen stimmten aber „nur“ 3384 Bürger zu. 2762 votierten mit Nein. Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 29,6 Prozent.

An einem Metalltor zu einem Schrebergarten steht der Name „Lotusblüte“.

Im nördlichen Stadtgarten, der zum Teil verwildert ist, gibt es auch eine paar Schrebergärten. 2019 war dessen Erhalt Auslöser für einen Bürgerentscheid.

Während die Initiatoren damals vor allem mit Natur-, Umwelt- und Klimaschutz argumentierten, verwies deren „Gegenstück“, die „Gemeinschaft Lebendiges Honnef“, auf den in der Stadt fehlenden preiswerten Wohnraum und plädierte zumindest für eine Prüf- und Planungsphase für das Areal.

2021 gab eine erste Untersuchung den Kritikern einer Bebauung in unmittelbarer Nähe der B 42 und der Bahntrasse aber zumindest teilweise recht: Selbst wenn eine sechs Meter hohe Lärmschutzwand das Areal abschirmen würde, sei man nachts von den empfohlenen Richtwerten von 45 dbA beim Verkehrslärm weit entfernt, hieß es im Ausschuss für Stadtentwicklung. Der Krach sei damit eine „deutlich Herausforderung“.

„Stadt Bad Honnef tut zu wenig für den Klimaschutz"

Der „Stadtgarten muss bleiben“, steht unter anderem auch auf den Flugblättern, die Heinz Jacobs, Heino Gröf und Elke Schiffers immer freitags in der Fußgängerzone verteilen. Sie wollen so ihre Solidarität bekunden „mit den vielen Menschen, vor allem Jugendlichen, die sich seit vielen Jahren auf vielfältige Weise für den Erhalt einer intakten Umwelt einsetzen“.

Das ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger sei in Bad Honnef sehr gut, betont der 84-jährige Heinz Jacobs. Beispielsweise durch die Initiative #wirfürsklima. Nur die Stadt selbst tue zu wenig und beschränke sich auf kosmetische Symbolpolitik, meint Jacobs.

So forderten die klimaschützenden Senioren unter anderem, dass die Stadt ein festes „Klimadatum“ nennen und bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden müsse. In Königswinter hat allerdings gerade Bürgermeister Lutz Wagner eingeräumt, dass 2040 eher realistisch für eine klimaneutrale Drachenfelsstadt sei.

Die Bad Honnefer Senioren plädieren außerdem für die Erhaltung und Erweiterung der Grünflächen, wobei Jacobs als Beispiel neben dem Stadtgarten die Grünflächen am Edelhoff-Stift nennt, auf denen die Senioreneinrichtung Parkresidenz erweitern will.

Senioren plädieren für autofreie Innenstadt in Bad Honnef

Auch die „autofreie Innenstadt“ sowie „sichere und fahrradfreundliche Radwege“ fordern die Senioren. Wobei der von ihnen angesprochenen rote Belag an den neuralgischen Radverkehrsknoten schon von der Stadt aufgebracht wurde, etwa entlang der Hauptstraße.

Nicht zuletzt wollen die Vertreter der Bürgerinitiative „Rettet den Stadtgarten“ preiswerte Sozialwohnungen für junge Familien und Alleinerziehende. Den Bauboom in Rhöndorf aber, wo hochpreisiger Wohnraum entsteht, kritisiert das Trio ebenso wie es viele Rhöndorfer und die Bad Honnefer Sozialdemokraten mehrfach getan haben.


Trinkwasserspender kommt

Die Bad Honnef AG (BHAG) will bis Ende Juli in der Fußgängerzone einen Trinkwasserspender installieren. Die Initiative dazu ist vor dem Hintergrund steigender Temperaturen und den vergangenen Hitzesommern von der Seniorenvertretung ausgegangen. Da im städtischen Haushalt 2023 keine Gelder zur Verfügung stehen, hat sich der Energie- und Trinkwasserversorger bereiterklärt, einen Wasserspender im Rahmen eines Pilotprojekts zu realisieren.

Der Förderverein Seniorenvertretung Bad Honnef stellt laut BHAG 3000 Euro zur Verfügung, die Bürgerstiftung Bad Honnef ist mit 5000 Euro dabei. Die darüber hinaus fallenden Kosten trage die BHAG. Mit dem ersten Wasserspender sollten „Informationen, Erfahrungen und Beobachtungen gesammelt werden, die für die Planung und Errichtung weiterer Trinkwasserspender im Stadtgebiet grundlegend sein können“, so die BHAG. Offiziell eröffnet werden soll der Trinkwasserbrunnen in Höhe der Hauptstraße 52 am Freitag, 26. Juli.