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Blockchain-FirmaLeverkusener wurde mit Krypto-Währungen reich

Lesezeit 4 Minuten

Till Wendler ist schon früh erfolgreicher Unternehmer geworden.

  1. Till Wendler ist überzeugt, dass die Technik, die seine Firma anbietet, das Leben der Menschen verändern wird

Leverkusen – Remscheid, Schlebusch, Miami. Das sind die Reiseziele um Ostern. Schlebusch, da sind seine Eltern. Till Wendler trägt einen Kapuzenpulli mit eigener Aufschrift, wahrhaftig. Advanced Blockchain AG steht drauf. Seine Firma. Da ist er im Vorstand. Mit 25 Jahren. Ein Wunderkind? Könnte man sagen.

Ein bisschen auch, weil er reich sein dürfte. Reich an Geld. Das bringt die Sache so mit sich, der er – man darf das ruhig so sagen – verfallen ist. Till ist ein Mann aus dem Reich der Krypto-Währungen, der Blockchain, der Distributed Ledger Technology. Das große Ding im Netz.

Vernetzte Computer

Aber nicht nur dort. Till ist überzeugt, „dass die Technik nicht nur das Internet verändern wird“. Sondern das Leben der Menschheit verändern kann: Vernetzte Computer, auf denen die Reihenfolge von Aktionen aufgezeichnet wird, kann man sich in allen möglichen Bereichen vorstellen. Sie würden die Herkunft von Lebensmitteln lückenlos nachzeichnen, zum Beispiel. Oder die Laufzeit von Maschinen. So ein Projekt hat Till Wendlers Firma gerade abgewickelt mit dem Maschinenbauer DMG Mori, der seine Anlagen auch zum Mietkauf anbietet. Da ist es gut, wenn man weiß, wie sehr die Maschinen gebraucht werden.

Für Till ist so etwas die „Verbindung der Blase mit der Wirklichkeit“. Das gefällt ihm, denn der Nerd-Faktor in der Blockchain-Community ist groß. Till ist eher so ein halber Nerd. Eher geht es ihm um Unabhängigkeit. Das hat er schon in der Schule gemerkt. „Ich habe oft gefehlt und was anderes gemacht“, sagt er mit Blick auf die Jahre am Werner-Heisenberg- und am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Entsprechend fiel das Abi aus: „3,1“, sagt Till und grinst.

Seine Eltern fanden das eher nicht so lustig. Und dass er in der Zeit seines Stipendiums an der California State University nicht so viel in den Vorlesungen war, hat er lieber nicht so genau erzählt. „Aber da waren ja die ganzen Start-ups.“ Das hat ihn elektrisiert. Und zu seinem ersten Projekt gebracht. Den Hanf-Protein-Shake, für den er die Verkaufsplattform gebaut hat, gibt es immer noch. Und zwar weit oben in der Amazon-Hitparade. Den Aufenthalt in Rufweite des Silicon Valley hatte Till übrigens nicht seinen überschaubaren schulischen Leistungen zu verdanken, sondern seinem Fußball-Talent. Aber das ist heute kein Thema mehr. Daraus musste er nichts machen.

Wieder zurück in Deutschland, hat er sich zur Beruhigung seiner Eltern in Köln eingeschrieben: Medienmanagement. In Wahrheit hat Till seiner Leidenschaft gefrönt und sich immer tiefer in die Blockchain-Szene eingegraben. Die Faszination der Technologie vergleicht er mit dem Erlebnis, „1993 eine E-Mail zu schreiben“. Damals habe sich auch niemand vorstellen kann, welche Möglichkeiten das Netz eines Tages bieten würde. Aber man hatte eine Ahnung. So ähnlich sei das auch mit der Blockchain. Die Idee, für irgendwelche Transaktionen im Internet keinen Mittelsmann mehr zu brauchen, lässt Till Wendlers Augen leuchten. Die totale Unabhängigkeit sei das. Die totale Freiheit.

Marktkapitalisierung von um die 30 Millionen Euro

Dass er selbst gerade eine riesige Welle surft, ist ein schöner Nebeneffekt. Vor fünf Monaten habe die neu aufgestellte Advanced Blockchain AG noch rund eine Million Euro auf die Waage gebracht. Im Moment hat die an der Düsseldorfer Börse gelistete Gesellschaft eine Marktkapitalisierung von um die 30 Millionen Euro.

Längst haben viele gemerkt: Distributed Ledger Technologie könnte die Welt verändern, wenigstens ein bisschen. Das lockt Investoren an. Erst recht, wenn die Macher von der Bitcoin und Ethereum-Spekulation selbst profitiert haben. „Natürlich haben wir ein bisschen was verkauft, als der Kurs bei 20.000 Euro stand“, verrät Till. Zwischendurch muss man eben dem Drang widerstehen, die Welle immer weiter zu reiten. „Mein echtes Leben besteht zum Teil natürlich auch aus Euros.“

Mit dem mutmaßlichen und auch nicht weiter benannten Reichtum hat Till kein Problem. Der Weg dahin war vielleicht nicht sehr lang, aber durchaus mit Entbehrungen verbunden: geteiltes WG-Zimmer zum Beispiel. „Armselig“ nennt er das heute. Dabei hat er immer noch keine eigene Wohnung in der Hauptstadt der Blockchain-Community, in der auch die Advanced Blockchain AG ihren Sitz hat. „Ich lebe zur Zwischenmiete“, berichtet er. „Das passt am besten.“ Einen Koffer habe er und einen Rucksack. Das war's. „Als ich mir letztens eine neue Hose gekauft habe, musste eine weg.“ So lebt es sich am besten als Head of Operations wischen Berlin, Remscheid, Schlebusch und Miami.

Buchhaltungssystem

Ein Blockchain ist eine dezentrale und öffentliche Datenbank im Internet, die bei digitale Zahlungsmitteln wie Bitcoins zum Einsatz kommt. Es existieren keine physikalischen Bitcoins, sondern nur Kontostände. Diese Kontostände werden in einem öffentlichen Buchhaltungssystem abgelegt – eben dem Blockchain. (mbc)