Köln – Der Vertreter von Kardinal Rainer Maria Woelki während dessen fünfmonatiger Auszeit, Rolf Steinhäuser, sieht das Erzbistum Köln weiter in der Krise. „Das spektakuläre Wunder ist ausgeblieben”, zog Steinhäuser am Dienstag in einem Grußwort zu seinem Abschied Bilanz. „Wenn man den Umfragen folgt, scheinen viele Gräben noch tiefer und unüberbrückbarer als zuvor. Die Probleme sind nicht gelöst.”
Weihbischof Steinhäuser hatte das größte deutsche Bistum in Woelkis Abwesenheit geführt und in dieser Zeit sehr viel Lob bekommen. Hervorgehoben wurden insbesondere seine Offenheit und sein Bemühen um Transparenz und Neuanfang. Anders als unter Woelki habe es keine Atmosphäre der Angst und der Einschüchterung mehr gegeben, hieß es aus Bistumskreisen.
Am Mittwoch will Woelki nach Angaben des Erzbistums in sein Amt zurückkehren. Auch Steinhäuser scheint davon auszugehen. In seinem Grußwort sagte er, seine Zeit als Apostolischer Administrator gehe „mit dem Aschermittwoch zu Ende, an dem Kardinal Woelki wieder in den Dienst zurückkehrt”.
Steinhäuser zeigte sich dankbar für „viel Wunderbares”, das er in den vergangenen fünf Monaten erlebt habe. „Es gab für viele eine Zeit des Aufatmens, Blockaden wurden aufgehoben, Gesprächsfäden wieder neu geknüpft”, sagte er. „Wir wissen nicht, was kommt. Aber: Wir bleiben einander erhalten.”
Papst Franziskus hatte Woelki im September in eine fünfmonatige Auszeit geschickt, nachdem er ihm „große Fehler” vorgeworfen hatte. Was sich der Vatikan von dieser Auszeit versprochen hat, ist unklar. Woelki hatte 2020 eine Vertrauenskrise ausgelöst, als er sich entschied, ein Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs nicht zu veröffentlichen. Er führte rechtliche Gründe an. Danach verschlechterte sich das Verhältnis zwischen dem als ebenso konservativ wie verschlossen und misstrauisch geltenden Kardinal und den Gremien des Erzbistums immer weiter. Die Zahl der Kirchenaustritte in Köln schnellte in die Höhe. Für Mittwoch hat das Erzbistum eine Medienmitteilung von Woelki angekündigt.
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