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Mann mit goldenem Händchen

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KÖLN. Wer als mittelständische Softwarefirma exquisit in Kölns höchster Büroetage, dem 39. Stock des Kölnturms am Mediapark, residiert, begibt sich in Gefahr. Mancher könnte glauben, da hat jemand an Bodenhaftung verloren. Nach allem, was geschehen ist: dem Aufstieg und Fall der New Economy, in der ökonomische Gesetze oft weniger zählten als der Schein. Masod Karimi, Gründer und Chef der Kölner Tecon AG, steht hier in einem riesigen Konferenzzimmer. Er sagt: „Die Firma ist stabil.“

Das kann man so sagen. Man könnte es aber auch etwas offensiver formulieren. Karimi gründete Tecon 1998, das Unternehmen hat den New-Economy-Sturz gut überlebt und schrieb bei rasant steigendem Umsatz von Anfang an Gewinne. 250 Mitarbeiter arbeiten heute für die Firma, seit Herbst 2005 ist Tecon börsennotiert. Ein Mann mit goldenem Händchen.

Der Frust über die politische Situation im Iran und der Wunsch nach einem Studium in Europa zogen Karimi 1990 mit Frau und Kind nach Deutschland. Die Voraussetzungen waren dürftig: Er sprach zunächst kein Wort deutsch, sein abgeschlossenes Mathematikstudium in Teheran war hier zu Lande wenig wert. Karimi schrieb sich als Nachrichtentechnik-Student an der Fachhochschule Köln ein. Er studierte fix in vier Jahren durch - trotz der Notwendigkeit, die Ausbildung durch Jobs beim Paketdienst UPS am Köln-Bonner Flughafen zu finanzieren. Erste Berufsstationen bei IBM und E-Plus folgten, bevor Karimi zum Telefonhörer griff und einen Ex-Studienkollegen anrief. Beide schufen Tecon - und machten fortan in Software für Telekommunikation.

„Es war immer mein Wunsch, mich selbständig zu machen “, sagt Karimi, der seit fünf Jahren einen deutschen Pass besitzt. Tecon bietet - auch im Ausland wie in Afghanistan oder einigen afrikanischen Ländern - Abrechnungs- und Beratungsdienstleistungen für Telefonfirmen an oder entwickelt Datenmanagementssysteme. Zu den Kunden gehören die Telekom, Vodafone, Arcor, Netcologne oder bei den Datenprogrammen die Post. Außerdem meldete Tecon eine Software zum Patent an, mit deren Hilfe sich Telefonanrufe aus dem Internet zurückverfolgen lassen - die Polizei oder Krankenhäuser sind mögliche Abnehmer. „Wir erwarten eine Zulassung noch in diesem Jahr“, sagt Karimi. Gerade dieses Produkt sieht er als großen Hoffnungsträger. Denn der Tecon-Chef ist sicher: „In fünf Jahren werden alle Telefongespräche über das Internet geführt.“

Die letzten drei Jahre seien für die Telekommunikationsbranche „katastrophal“ gewesen, räumt Karimi ein. Zu viele Firmen hätten kaum investiert. Dass sich Tecon dennoch gegen alle Widrigkeiten behauptet hat, hat für den Manager gute Gründe: Behutsamkeit, keine großen Risiken, keine Schulden und die geglückte Strategie, Kunden langfristig an sich zu binden. Karimi: „Man muss sich mit der Geschäftslogik der Abnehmer wirklich befassen und sie verstehen. Nur so geht es“.

Dass der Iraner dabei auf ein „hochmotiviertes“ Team baut, sagt er immer wieder. Dafür bekommen die Beschäftigten nicht nur Firmenbeteiligungen geboten. Sie profitieren auch von manchem Relikt der New Economy: Ausflüge nach Mallorca und Portugal etwa. Oder einem Hausfriseur.