BORNHEIM-WALBERBERG. Eine Ära geht zu Ende: Ein letztes Mal öffnet das Restaurant Zum alten Kurfürst zu einer gewaltigen Silvesterparty heute Abend seine Pforten. Danach ist Geschichte, was seit mehr als 100 Jahren die Ortschaft mit prägte. Legendär sind etwa die Tanzveranstaltungen im großen, 1933 erbauten Saal, wo nach dem Krieg zu jeder Gelegenheit getanzt wurde. Man, war das schön", erinnert sich etwa Therese Wirtz noch gerne. 16-jährig hat sich die heute 65-Jährige dort bereits amüsiert.
Hunderte von Trauungen seien im alten Kurfürst nicht nur gefeiert worden. Viele Ehen die zwischen Köln und Bonn geschlossen wurden, hätten auch ihren Anfang bei einem der lustigen bunten Abende genommen, an denen im Tanzsaal die Musik bis zum Morgen spielte.
Prägend waren auch die 70er Jahre, als im alten Kurfürst die Bauarbeiten für die Diskothek Old Germany und das neue Speiserestaurant begannen. Als Beginn eines neuen Zeitabschnitts für ihren Kurfürsten beschreiben Christian Heuser (64 Jahre) und seine Frau Christa (57 Jahre) noch heute die Fertigstellung des Speisesaals zum Silvesterfest 1975 und die Eröffnung der Diskothek am 1. September 1976.
Der Name Old Germany zog weite Kreise, und Stars wie Maggi Mee, Wolfgang Petri, The Spotnick, Mel Jersey, Marianne Rosenberg und Love Generation kamen nach Walberberg. Im Speiselokal dinierten Politiker wie etwa Hans Dietrich Genscher oder Richard Stücklen und Schauspieler wie beispielsweise Gunther Philipp.
Aber nur zwei Jahre durften Heusers ihre Diskothek laufen lassen. Dann kam es zu einer außergerichtlichen Einigung - ab 1978 durfte die Disco nur noch an 25 Tagen im Jahr geöffnet werden. Zehn Jahre später schmiedeten Heusers neue Pläne: Aus der Diskothek wurden Veranstaltungsräume gebaut. Bis zu 350 Gäste konnten fortan im alten Kurfürst gemeinsam speisen. Und dank der guten deutschen Küche waren die Säle oft auf Monate ausgebucht.
Seit 1896 ist der alte Kurfürst im Familienbesitz der Heusers, und das wäre heute auch noch so, hätte sich eines der drei Heuserkinder bereit erklärt, den elterlichen Betrieb zu übernehmen.
Der Legende nach soll schon Kurfürst Clemens August persönlich im Kurfürsten eine Rast eingelegt haben, wenn er mit seiner Kutsche von Bonn nach Brühl reiste. Wahrscheinlicher allerdings ist die These, dass die Kurwächter des Kurfürsten dort bei ihrem Kampf gegen die Franzosen gelagert haben.
Die Geschichte des Hauses reicht bis in die Jesuitenzeit zurück. Urkundlich erwähnt ist etwa, dass unter dem alten Kurfürst heute noch Teile der alten Stahlburg, einem befestigten Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert, existieren.
Aber die Kinder wollten nicht", bedauern die Heusers sehr das Ende des Familienbetriebs. Als Pächter managt Dirk Wolter seit Mai 2000 das Speiselokal. Sein Vater, Dr. Manfred Wolter, hat Heusers das gesamte Areal, mehr als 5000 Quadratmeter, abgekauft. In einem wirtschaftlich guten Zustand", wie sowohl Vater als auch Sohn bestätigten.
Ihre Spuren hinterließen allerdings die BSE-Krise und wenig später die Währungsumstellung. Kontinuierlich habe seit der Einführung des Euro der Betrieb abgenommen. Für Manfred Wolter ist das einmal mehr ein Zeichen der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage. Wer vorher zweimal im Monat zu uns essen kam, der kam nach der Euroumstellung allenfalls noch einmal im Monat", sagt Wolter. Noch sei aber ein geordneter Rückzug möglich gewesen, erklärt Wolter die Schließung. Die meisten der vier Mitarbeiter hätten eine neue Beschäftigung gefunden.
Aber darüber, was aus dem alten Kurfürst werden soll, schweigt sich der neue Besitzer aus. Allerdings: Bei privaten Informationsgesprächen im Sommer diesen Jahres stellte Dr. Wolter den Nachbarn ein Bauplanungskonzept vor. Damals wurde über eine mögliche Bebauung mit Doppelhäusern auf dem rückwärtigen, als Bauland ausgewiesenen Grundstück hinter dem Gasthof gesprochen. Auch existiert eine 1998 im Rat der Stadt beschlossene Bebauungsplanaufstellung. Die ist allerdings noch nicht rechtskräftig", versicherte auf Anfrage Ortsvorsteher Engelbert Wirtz.