Dortmund – Eine Kampfansage an die Bayern ließ sich Hans-Joachim Watzke nicht entlocken. Doch schon Wochen vor dem Start in die neue Saison der Fußball-Bundesliga befinden sich die Dortmunder Vereinsbosse im Angriffsmodus.
Ein neuer Trainer und ein umfassender Kaderumbau soll dem Vizemeister zu mehr sportlicher Schlagkraft verhelfen und den Abstand zum Serienmeister aus München verringern. „Es war der Zeitpunkt da, wieder mehr Reibung zu erzeugen und neue Reizpunkte zu setzen. Dieses Jahr gab es ja auch genug Gründe warum”, sagte der BVB-Geschäftsführer in Anspielung auf eine durchwachsene Spielzeit mit der Trennung von Trainer Marco Rose und diversen Rückschlägen.
„Wir wollen eine neue Kaderstruktur aufbauen”
Auf der Suche nach mehr Mentalität, Stabilität und Spielfreude setzt der Revierclub vor allem auf Nationalspieler wie Niklas Süle (München), Nico Schlotterbeck (Freiburg) und Karim Adeyemi (Salzburg). Sie können nach Einschätzung von Watzke helfen, den Neuanfang zu beschleunigen: „Wir hatten das Gefühl, dass wir mehr deutsche Nationalspieler haben möchten, auch um die Hierarchie zu beeinflussen. Wir wollen eine neue Kaderstruktur aufbauen. Wenn es dann deutsche Nationalspieler sind, ist das ein bisschen leichter.”
Mit weiteren Verpflichtungen wie denen von Salih Özcan (Köln), Jayden Braaf (Manchester City) und Torhüter Alexander Meyer (Regensburg) sei die Transferoffensive noch nicht abgeschlossen. „Der Kaderumbruch steht zu mehr als 50 Prozent”, kommentierte Watzke und stellte eine baldige Vollzugsmeldung bei der Suche nach einem Nachfolger für Torjäger Erling Haaland (Manchester City) in Aussicht. „Auf der 9 müssen wir noch eine Lösung finden. Wir haben schon einen Plan und zwei, drei gute Ideen.” Ob Talent oder erfahrener Profi sei zweitrangig: „Oberste Priorität ist, dass er Tore schießt.”
Die im Vergleich zu den Vorjahren höhere Investitionsbereitschaft wollte Watzke nicht als Indiz für mehr Risikofreude gewertet wissen: „Wir haben eine finanzielle Basis, die über jeden Zweifel erhaben ist. Was wir bisher gemacht haben, ist ambitioniert, aber kein finanzielles Wagnis.” Weitere Neuzugänge über einen zentralen Stürmer hinaus machte er von Transfererlösen abhängig. Als sicher gilt der Abschied von Manuel Akanji. Medienberichte, wonach auch Thorgan Hazard, Nico Schulz und Raphael Guerreiro zum Kreis möglicher Verkaufskandidaten gehören, wollte der 62-Jährige nicht bestätigen.
Terzic: „Lasst uns so hungrig sein wie noch nie”
Die Entscheidung der Vereinsspitze, nach der Trennung von Rose auf Edin Terzic zu setzen, stieß laut Watzke bisher auf positive Resonanz: „Man hat schon gemerkt, über welchen Kredit er bei den Fans verfügt. Er hat von allen Alternativen, die es auf der Welt gegeben hätte, wahrscheinlich den größten Kreditrahmen.” Der BVB-Boss verwies auf die große Verbundenheit des Rose-Nachfolgers mit dem Club: „Edin kennt von 800 BVB-Mitarbeitern wahrscheinlich 650 persönlich.”
Gleichwohl warb Watzke um Geduld mit Terzic, der das wankende Team am Ende der Saison 2020/21 als Interimscoach noch in die Champions League und zum Pokalsieg geführt hatte: „Edin will ja alles 130 Prozent machen. Wir müssen ihm natürlich dabei helfen und aufpassen, dass er sich dabei nicht verbrennt. Wir wollen natürlich auch mal wieder einen Trainer haben, mit dem wir drei, vier, fünf Jahre zusammen arbeiten können.”
Gleich am ersten Tag nach seiner Unterschrift unter einen bis 30. Juni 2025 datierten Vertrag bediente Terzic in einer emotionalen Videobotschaft die Sehnsucht vieler BVB-Fans: „Lasst uns so hungrig sein wie noch nie. Lasst uns so hart arbeiten wie noch nie. Dann haben wir die große Chance, eines Tages zu feiern wie noch nie.”
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