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Bis zu 1000 Mann Arbeit gegeben

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KERPEN-HORREM. Drei Jahrzehnte hat er dort gewirkt, und die Bilanz ist trotz Knochenarbeit mehr als versöhnlich: „Wir sind überwiegend mit guter Laune zum Dienst gegangen“, sagt Willi Wüst. Nun hat er diesem seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Brikettfabrik Horrem, ein Denkmal gesetzt: Gestern wurde eine Tafel auf dem Friedrich-Ebert-Platz enthüllt, die über die Geschichte der Ende 1969 geschlossenen Fabrik Aufschluss gibt.

Bürgermeisterin Marlies Sieburg, die von dem Ansinnen Wüsts durch Ortsvorsteher Norbert Schorn erfahren hatte, war es leicht gefallen, Unterstützung zuzusagen. Vorbildliche Vorarbeit hatte der Initiator nämlich da bereits geleistet, wie Sieburg betonte: Er hatte einen Entwurf in petto, darüber hinaus Handwerker gesucht und dafür gesorgt, dass sich die Kosten im Rahmen hielten. Ferner hat der seit 85 Jahren in Horrem wohnhafte Wüst den Info-Text für die Tafel selbst recherchiert und verfasst.

Am alten Röttgenhof, östlich Horrem gelegen, hatte bereits 1772 der erste gewerblich betriebene Braunkohlenabbau eingesetzt, bis ins Jahr 1819 holten zehn Arbeiter den Rohstoff mit Schaufeln aus der Erde und transportierten ihn zu den Kunden. Aus den Handkarren wurden später Waggons: Ab 1891 verband eine Eisenbahn das Röttgenfeld mit der Brikettfabrik, deren Grundstein 1884 gelegt worden war.

Sauna-Anlage für

die Belegschaft

Sieben Zoll waren die Briketts groß, die dort ab dem Jahr 1887 per Dampfantrieb gepresst wurden, Mitte des 20. Jahrhunderts dann übernahmen Elektromotoren diese Arbeit.

Der Bedarf wurde immer größer, so dass 1896 Fabrik zwei und 1906 Fabrik drei errichtet und die Kohlenbahn sowie die Abbaufelder erweitert wurden.

Bis zu 2400 Tonnen täglich war der tägliche Ausstoß zum Ende der 60er Jahre, rund 1000 Mitarbeiter schufteten dafür. Für die Maloche gab es einen Ausgleich: Mit einer 1954 eingerichteten Sauna-Anlage und einem Kneipp-Wasserbecken wurde für die Belegschaft gesorgt, wie Wüst heraushebt, der nach Schließung wie die anderen Arbeiter von Rheinbraun übernommen worden war.

„Wir könnten jetzt fast wieder eine Schicht abfahren, die Mannstärke ist vorhanden“, scherzte Wüst angesichts der vielen ehemaligen Kollegen, die sich auf dem Horremer Platz zur Enthüllung eingefunden hatten und ihrem Beruf noch mit dem Bergmannslied Reverenz erwiesen. Sieburg stimmte mit ein - auch wenn sie, wie sie zugab, keine schönen Erinnerungen an das Heizen mit Briketts hat. Sie habe nämlich als Kind die Lieferungen im Keller immer stapeln müssen.