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Bedingungslose Liebe zu Horrem

Lesezeit 3 Minuten

KERPEN-HORREM. Würde man Jupp Kings mitten in der Nacht wecken und ihm eine Frage stellen, ganz gleich welche, seine Antwort wäre immer: „Horrem!“

Kings lebt und atmet Horrem. Der bedingungslosen Liebe zu seinem Heimatort hat sich der Sozialdemokrat über Jahrzehnte hingegeben - fast 30 Jahre im Stadtrat, 20 Jahre als Vorsitzender des Planungsausschusses, zwölf Jahre als Vorsitzender des Ausschusses für Liegenschaften und viele Jahre als Ortsvorsteher. Von 1976 bis heute hat er bei keiner Kreistagssitzung gefehlt.

Nun tritt Kings kürzer: Als Kreistagsmitglied ist er zwar noch mittendrin im politischen Geschäft, im Kerpener Rathaus sieht man ihn jedoch nur noch, wenn sein Rat als sachkundiger Bürger benötigt wird. „Jetzt sollen Jüngere ran“, sagt der 66-Jährige. Doch der Rückzug fällt ihm nicht leicht, denn Kings ist wie ein Teekessel, der ständig unter Dampf steht und pfeift, wann immer er es für richtig hält.

Der „Horremer Jung“ nahm einen langen Anlauf in die Politik: Erste Erfahrungen sammelte er in der Gewerkschaftsjugend, trat 1962 in die SPD ein, war Juso-Vorsitzender in Horrem und diente 13 Jahre treu als Parteisoldat, bevor er 1975 ein Ratsmandat erhielt. Als Stadtverordneter sorgte er für manchen Wirbel. Die Pläne zur Renovierung des Graf-Trips-Stadions mogelte er dank seiner Kontakte zur Kölner Bezirksregierung auf der Prioritätenliste weit nach vorn. Und 1980 stahl er dem damaligen Bürgermeister Werner Stump und Stadtdirektor Wolfgang Bell die Schau, weil er sich von ihnen um die Lorbeeren für den Westkanal betrogen fühlte. „Jahrelang habe ich für den Kanal gekämpft, und dann wollten die beiden den ersten Spatenstich setzen, obwohl sie sich nicht dafür eingesetzt haben“, sagt Kings. Kurzerhand organisierte er vor dem offiziellen Termin einfach auf eigene Faust den Baubeginn für das Projekt.

Weitere „Meilensteine“, wie Kings sie nennt: das Horremer Ärztezentrum und das Baugebiet „Wahlenpfad“. Letzteres ist für Kings „mein Lebenswerk, an dem viel Herzblut hängt“. 1979 stellte er den Antrag, am Horremer Ortsrand ein Neubaugebiet auszuweisen. „Schon damals habe ich meiner Frau gesagt, wenn ich in Rente bin, gehen wir da mal spazieren“, erzählt Kings. Baubeginn soll im März sein.

Doch der gelernte Maurer feierte nicht nur Erfolge. Als für die Umgestaltung des Friedrich-Ebert-Platzes in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die prächtigen Bäume gefällt wurden, musste er viel Prügel einstecken. Die Horremer stellten Grablichter auf die Stümpfe und verpassten Kings bei der Wahl 1999 die Quittung: Er verlor seinen Wahlkreis und den Posten als Ortsvorsteher.

„Es war ein Fehler, die Bürger nicht ausreichend über die Pläne zu informieren“, sagt Kings. Und fügt augenzwinkernd hinzu: „Heute sagen mir die Leute, das wäre der schönste Platz in der Gegend.“

Beim Kampf um das Horremer Freibad musste Kings ebenfalls eine Niederlage hinnehmen. Stadtdirektor Ferdi Wind setzte sich damals mit seinem Bäderkonzept und dem Bau der „Erftlagune“ durch.

Seine Freizeit weiß der Träger zweier Bundesverdienstkreuze (am Bande und erster Klasse) zu nutzen: Außer an Horrem hängt Kings Herz am Karneval, am FC und an so manchem Pulsmesser in einem Sindorfer Fitness-Studio - das Energiebündel setzt auf Bauchtraining, Radfahren und Joggen. Seit Mai 2000 hat er hier auf Heimtrainern und Laufbändern fast sechsmal die Tour de France und fast 90-mal den New-York-Marathon zurückgelegt.