KERPEN. Staunend stand die sechsjährige Beate vor dem Aquarium in ihrer Grundschule in Erftstadt-Liblar. Das bunte Treiben hinter der dicken Glasscheibe faszinierte sie. Wie gerne hätte die kleine Beate etwas mit Fell gehabt, auf jeden Fall irgendein Haustier. Aber leider gab es daheim ein absolutes Hausverbot für Lebewesen mit Fell. Fische waren da die Lösung.
Das ist nun viele Jahre her, seit sie vor dem Schaubecken des Hausmeisters in der Schule stand. Ein kleines Zierbecken für zu Hause war seinerzeit eine Alternative zu einem Tier mit Fell.
Wie das Schicksal so spielt, lernte Beate Rosenbach Jahre später den Mann ihres Lebens kennen. Bernd Rosenbach war zufällig der Sohn eben dieses Hausmeisters aus den ersten Schultagen. Und noch eine Besonderheit: Heute hat Beate Rosenbach Fische zu ihrem Beruf gemacht.
Das Thema Schaubecken stellt sich für sie heute dutzendfach. Sie besitzt nämlich einen großen Fachhandel für Fische, züchtet sie und ist mittlerweile gesuchte Referentin in Sachen Zierfischforschung. Bevor Beate Rosenbach sich jedoch den neugierigen Rochen und stattlichen Diskusfischen zuwandte, hat sie klein angefangen: mit Guppys eben. Davon passten ja reichlich in ein kleines Becken.
Später stellte sie dann fest, dass Zierfische, auch wenn man sie nicht in den Arm nehmen und streicheln kann, gleichfalls Beziehungen zu einer Bezugsperson aufbauen können. Die kleinen Dinger wissen ganz genau, von wem sie das Futter bekommen, bemerkte sie. In anderen Menschen erkennen die Fische nicht ihren Futterspender.
Fische seien schlauer, als viele glauben mögen. Die stehen nicht nur blöde in der Ecke rum. Die nehmen ziemlich genau wahr, was außerhalb des Beckens vor sich geht, betont Beate Rosenbach. Später dann befasste sich die gelernte Laborantin immer intensiver mit ihren Fischen. Sie experimentierte, probierte vieles aus, sog alles, was es an Fachliteratur gab, in sich hinein. Nachts tüftelte sie, tagsüber arbeitete sie im Labor.
Ihr Mann Bernd bestärkte sie schließlich, sich selbstständig zu machen. Vor einigen Jahren gründete sie ihre eigene Firma und führt mittlerweile auch ein Ladenlokal von beachtlicher Größe. Der riesige Raum in Kerpen-Brüggen trägt schon Züge eines kleinen Erlebnisparks. Fische in allen Größen und Farben, teuer bis erschwinglich, harmlose und schwierige Exemplare, tummeln sich in den Becken.
Doch Handel und Wandel waren ihr nicht genug. Sie wollte ihre Kenntnisse vertiefen und auch weitergeben. Da lernte sie den bekannten Fischexperten Manfred Göbel kennen. Dieser stellte Beate Rosenbachs Begabung als Dozentin fest. Seither handelt und züchtet sie nicht nur, sondern reist zu Kongressen, gibt Seminare, schreibt für Fachzeitschriften.
Anrufe aus dem
In- und Ausland
Inzwischen ist sie selbst Expertin, besonders auf dem Gebiet von Fischkrankheiten. Aus dem In- und Ausland erreichen sie Anrufe, mit der Bitte um Hilfe. Ihr Terminkalender ist voll. Natürlich weckte diese Umtriebigkeit auch das Interesse der Firmen. Ein großes Unternehmen, das von Filter bis Futter alles herstellt, bot ihr einen komfortablen Vertrag an. Das verschaffte Beate Rosenbach zufriedene Gelassenheit in einem nicht risikolosen Metier.
Wer hatte gedacht, dass die kleine Beate Nelles, die vor 38 Jahren in Brühl geboren wurde, die dereinst vor dem Schaubecken in ihrer Grundschule stand, aus dieser Passion für Fische einen einträglichen Beruf machen würde?