Salzburg – Auf diesen Fußballabend freut sich Karim Adeyemi schon seit der Auslosung der ersten K.o.-Runde der Champions League kurz vor Weihnachten.
Es ist für den gebürtigen Münchner, der vom achten bis zehnten Lebensjahr im Trikot des FC Bayern kickte, etwas ganz Besonderes, um 21.00 Uhr mit Red Bull Salzburg gegen seinen Jugendclub auf Europas größter Vereinsbühne anzutreten. Der 20 Jahre alte Fußball-Nationalspieler steht in der mit fast 30.000 Zuschauern ausverkauften Red Bull Arena im Fokus. Es soll sein Abend werden.
Auf Adeyemi ruhen die Salzburger Hoffnungen
„Ich bin ein Münchner Junge. Es ist eine Ehre, gegen Bayern jetzt wieder zu spielen”, sagte Adeyemi vor dem Achtelfinal-Hinspiel. Als er das am Dienstag verkündete, wirkte er überhaupt nicht nervös. Und der Jung-Nationalspieler versicherte: „Rivalität ist es nicht.” Er äußerte sich erstaunlich gelassen: „Man freut sich einfach, Champions League zu spielen gegen so einen guten Gegner und sich zu beweisen.”
Auf Adeyemi ruhen die Salzburger Hoffnungen, zusammen mit seinem Angriffspartner Noah Okafor. Beide haben im laufenden Wettbewerb jeweils dreimal getroffen. „Ich glaube, dass wir Bayern einfach das Leben schwer machen können mit unserer Qualität, unserem jungen Angehen ans Spiel, unserer Intensität. Das Gesamtpaket kann für Bayern ein Klotz am Bein sein”, sagte Adeyemi forsch vor der Kraftprobe mit einem Gegner, „der viel Reife und Qualität hat”.
Adeyemi hat eine gute Entwicklung genommen
Kontakt hatte der pfeilschnelle und durchsetzungsstarke Jungstar im Vorfeld mit Nationalelf-Kollege Serge Gnabry. „Wir haben uns ein bisschen ausgetauscht und freuen uns, dass wir uns wiedersehen”, erzählte Adeyemi. Bei seinem Länderspieldebüt Anfang September letzten Jahres beim 6:0 gegen Armenien in Stuttgart kam er für Gnabry ins Spiel und erzielte prompt sein erstes DFB-Tor.
Salzburg ist ein Sprungbrett für junge Spieler. Adeyemi könnte den Weg von Torjäger Erling Haaland gehen, der auch über Salzburg den Weg in die Bundesliga nahm - zu Borussia Dortmund. Über 30 Millionen Euro soll der explosive Angreifer und WM-Kandidat kosten, der beim Thema BVB-Transfer verbal in die Defensive wechselte: „Mein Fokus ist hier in Salzburg. Es ist noch nichts klar. Was im Sommer passiert, passiert im Sommer”, sagte er vorm Duell mit den Bayern.
Als junger Bursche trug Adeyemi das Münchner Trikot. „Dann hat man sich damals von ihm getrennt - aus erzieherischen Gründen”, wie Ex-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge der Deutschen Presse-Agentur erzählte. Über die SpVgg Unterhaching kam Adeyemi 2019 nach Salzburg. „Er hat eine gute Entwicklung genommen. Er hat den großen Schritt gemacht in Salzburg und dann auch bei Hansi Flick, der ihm als Bundestrainer das Vertrauen geschenkt hat. Jetzt muss er das alles bestätigen und den nächsten Schritt machen”, sagte Rummenigge.
„Er ist jetzt bereit für den nächsten Schritt”
Eine teure Rückholaktion zum FC Bayern wird es nicht geben, wie Ehrenpräsident Uli Hoeneß vor dem Wiedersehen sagte. „Das Problem ist, wenn du so einen Spieler holst, musst du ihm auch Perspektiven aufzeigen”, sagte Hoeneß. Adeyemi wird also wohl bald das BVB-Trikot tragen und dann jedes Jahr zum Bayern-Gegner werden.
Bayern-Rivale Dortmund habe es leichter, Adeyemi eine sportliche Perspektive zu bieten, findet Hoeneß: „Wir haben vorne Lewandowski, Coman, Sané, Gnabry, Musiala. Da hast du es schwer, dem Spieler klarzumachen, bei uns kriegst du einen Stammplatz. Sonst wäre das sicherlich ein Spieler, mit dem man sich intensiver beschäftigen müsste”, sagte der Münchner Ehrenpräsident bei Servus TV.
Auch Rummenigge rechnet damit, dass Adeyemi nicht mehr lange in der kleineren österreichischen Bundesliga aufläuft, wo er mit 14 Toren bester Saisonschütze ist. Der frühere Bayern-Chef rechnet mit einem Transfer im Sommer. „In der österreichischen Liga hat er jetzt einen gewissen Kuschel-Faktor. Da hat er eine Mannschaft, die ist sehr gut aufgestellt und wird jedes Jahr Meister. Da tut man sich als junger Spieler ein Stück weit einfacher”, erläuterte Rummenigge: „Ich denke, er ist jetzt bereit für den nächsten Schritt.” Nach zwei guten Achtelfinalspielen gegen Bayern könnte das erst recht gelten.
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