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Selbstversuch im UrlaubWas passiert, wenn ein E-Auto-Akku fast leer gefahren wird?

Lesezeit 3 Minuten
Ein Elektroauto während des Ladevorgangs

Ein Elektroauto während des Ladevorgangs

Was geschieht, wenn die Restreserve beim E-Auto vollkommen aufgebraucht ist? Unser Autor wagt im Urlaub mit Mietwagen den Selbstversuch. Ganz unfreiwillig.

Es geschah beim Familienurlaub auf Mallorca. Von der Finca zum Strand waren es 15 Kilometer, von dort zur Ladesäule 14. Der gemietete elektrische Opel Mokka zeigte eine Restreichweite von 34 Kilometern an – fünf mehr als benötigt. Auf dem Weg zum Meer nochmal laden, dazu hatten wir keine Lust, es wäre ein ziemlicher Umweg. Und das Meer rief laut. Frage an die Tochter: „Müsste ja auch ausreichen, der Akku. Wagen wir's?“ – Antwort: „Hmm, entscheide Du.“ – Also erstmal zum Strand.

Dass ein Auto mit leerem Akku stehen bleibt, ist wohl die Ur-Angst eines jeden Elektromobilisten. Beim Diesel oder Benziner entwickelt man im Laufe der Jahre ja ein Gefühl, wie lange es noch weitergeht. Und zur nächsten Tankstelle ist es meistens nicht ganz so weit.

Wie genau stimmt die Reichweitenangabe?

Beim E-Auto ist es mit der Reichweite tückisch. Manchmal bleibt sie – wenn man sparsam und mit Rückenwind fährt – eine ganze Strecke lang stabil. Dank Rekuperation beim Bergabfahren – also der Speicherung der Bremsenergie – kann man gar einen oder zwei Kilometer dazugewinnen. Genau das war der Plan. Und der schien erstmal aufzugehen. Am Strand angekommen, werden noch 18 Kilometer Reichweite versprochen. Da müssen wir uns doch, trotz erster akustischer Warnsignale, keine Gedanken machen, oder? Jedenfalls treten wir nach ein paar Stunden am Strand erfrischt die Fahrt zur Schnellladesäule an: 14000 Meter müssen wir schaffen.

Womit nicht zu rechnen war: Trotz Schneckentempo und ausgeschalteter Klimaanlage reduziert sich die Reichweite irgendwie zügiger als erhofft. Als es noch zehn Kilometer zur Stromtankstelle sind, zeigt der Akku nur noch zehn Kilometer an. Und das Auto sendet neue akustische Warnsignale. Au Backe. Unangenehme Gedanken kommen auf. Was passiert eigentlich, wenn die Batterie wirklich leer ist: Rollt der Wagen einfach aus? Bleibt er womöglich mitten auf der Straße abrupt stehen und lässt sich keinen Zentimeter mehr bewegen, auch nicht mehr lenken, sodass man den Verkehr blockiert? Oder kann man in der allergrößten Not die letzten Meter schieben?

Wenn das Schildkrötensymbol erscheint

Der Gedankenstrom wird durch neue Signale unterbrochen. Acht Kilometer vor der Ladesäule wird keine Restreichweite mehr angegeben. Da steht nur noch: ---km. Dafür erscheinen ein Schildkrötensymbol und ein Text: Batterieladezustand kritisch: Leistung reduziert. Und die Tonsignale werden penetranter. Zum Glück kriecht ein Einheimischer sehr langsam vor uns her, wir hängen uns in den Windschatten. Gesprochen wird schon eine Weile nicht mehr. Noch eine zähe, eine sehr zähe Steigung ist zu bewältigen. Hinter der Kuppe geht es die allerletzten zwei Kilometer sacht bergab.

Gebannt fixieren wir die Tankstelle am Horizont, hinter der die Ladesäule steht. Meter für Meter kommen wir näher. Und rollen mit einem erschöpften Seufzer von Mensch und Maschine in die Ladebucht. Mit einem Akku-Stand von null Prozent. Durchgeschwitzt und mit zitternden Händen wird das Kabel in die Buchse gesteckt und der Ladevorgang gestartet. Nervös starren wir auf die Anzeigen im Display und in der Handy-App. Alles auf Grün, die Ladung hat begonnen.

Auch nach einer Viertelstunde ist der Akkustand aber noch unter einem Prozent. Vor der Tiefenentladung von E-Autos wird ja einschlägig gewarnt. Haben wir den Mietwagen echt geschrottet? Zum Glück nicht! Nach gut 20 Minuten ist das erste Prozent geschafft. Und nun wird es peu à peu schneller.

Das Manöver scheint doch geglückt. Bis der Wagen wieder einigermaßen voll ist, setzen wir uns ins Café um die Ecke – und gönnen uns ein eiskaltes spanisches Bier.