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Leuchtturm-ProjektIm Chempark Dormagen entsteht eine Recyclinganlage für E-Auto-Batterien

Lesezeit 3 Minuten
Ein Entwurf zeigt das Batterie-Recycling-Center im Chempark Dormagen.

So soll die Anlage einmal aussehen, in der ab 2026 Batterien recycelt werden.

Cylib verspricht eine profitable Rückgewinnung von Rohstoffen wie Lithium, Graphit, Nickel, Kobalt und Mangan aus Batteriepacks.

„Hier entsteht ein Leuchtturm-Projekt“, sagte Lilian Schwich, Chefin des Batterie-Recyclers Cylib. Das Unternehmen baut im Chempark Dormagen für 180 Millionen Euro seine erste europäische Industrieanlage. 170 Arbeitsplätze sollen entstehen, möglicherweise mehr, so Schwich. Europa brauche das Recycling von Antriebsbatterien, die vor allem in E-Autos verwendet werden.

Das sieht auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst so, der am Montag zum ersten Spatenstich nach Dormagen gekommen war. Europa werde wettbewerbsfähiger und resilienter, wenn weniger Rohstoffe etwa in China gekauft werden müssten. Für ihn ist Cylib ein gutes Beispiel für die Innovationskraft von NRW, das Industrieland mit guten Arbeitsplätzen bleiben wolle.

Cylib verspricht eine profitable Rückgewinnung von Rohstoffen wie Lithium, Graphit, Nickel, Kobalt und Mangan aus Batteriepacks. Das Verfahren wurde an der RWTH in Aachen entwickelt. 2022 haben Lilian Schwich, ihr Mann Gideon, der Finanzchef, und Paul Sabarny Cylib gegründet. In Aachen entstand nach einer ersten Finanzierungsrunde auch eine Pilotlinie und eine erste Linie im industriellen Maßstab. 70 Mitarbeitende hat Cylib hier, 15 davon arbeiteten aber bereits für die neue Anlage, so Schwich.

Acht Personen halten einen Spaten in der Hand und werfen damit Erde in die Höhe.

Tobias Adlon (l-r, Cylib), Gideon Schwich, Mitgründer von Cylib, Paul Sabarny, Mitgründer von Cylib, Tim Hartmann, Aufsichtsrat der Currenta, Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Lilian Schwich, Mitgründerin von Cylib, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (CDU) und der Dormagener Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) beim Spatenstich.

Die abgeschlossene zweite Finanzierungsrunde ermöglichte den Kauf eines 22.000 Quadratmeter großen Grundstücks. Die neue Anlage soll im Jahr 2026 in Betrieb gehen und eine jährliche Recyclingkapazität von etwa 30.000 Tonnen Batterien erreichen. Das Recyclingverfahren setzt laut Schwich einen neuen Standard für nachhaltiges Batterierecycling. Erstmals könnten alle Elemente aus Lithium-Ionen-Batteriepacks zurückgewonnen werden. „Das ist ein Musterbeispiel für Kreislaufwirtschaft“, so Schwich. Auch werde das mit einem um 30 Prozent reduzierten ökologischen Fußabdruck im Vergleich zu Wettbewerbsverfahren erreicht.

Cylib passt zu den Zielen des Chemiepark-Betreibers Currenta. „Wir wollen Europas nachhaltiger Chemiepark werden“, sagte CEO Tim Hartmann. Es sei gelungen, Cylib als agiles und innovatives Scale-Up von den Standortvorteilen des Chemparks zu überzeugen.

Cylib hat laut Schwich auch Standorte in den USA oder Norwegen geprüft. Die Bedingungen im Chempark seien einzigartig gewesen. Die Energiekosten etwa seien vertretbar. Durch Photovoltaikanlagen auf Dächern und einer Freifläche wolle das Unternehmen unterstützt von Currenta auch selbst Strom erzeugen.

Genehmigungsverfahren in Angriff nehmen

In bestehenden Chemieparks seien auch die Genehmigungsverfahren einfacher. Seltene Pflanzen oder Tiere, die geschützt werden müssten, gebe es hier nicht. Das Genehmigungsverfahren soll jetzt in Angriff genommen und in 18 Monaten abgeschlossen werden. Auch die bestehende Infrastruktur mit der Versorgung von Kälte oder Wärme, Feuerwehr und weiteren Dienstleistern sprächen für den Chempark. Unterstützung von Bund oder Land habe das Unternehmen für die Ansiedlung nicht bekommen. Die Pilotanlage in Aachen sei allerdings unterstützt worden. Und um kommende geförderte Forschungsprojekte will sich das Unternehmen bewerben.

Im Chempark würden immer wieder Flächen frei, sagte Currenta-CEO Hartmann. Die Grundstücke gehören den hier angesiedelten Unternehmen. Zum Teil halten sie Erweiterungsflächen vor, zum Teil benötigen sie Flächen auch nicht mehr. Anfragen gebe es regelmäßig. Der Chempark könne einerseits nicht alle Anfrage bedienen. Für eine große Ansiedlung wie etwa eine Batteriefabrik gebe es keine ausreichenden Flächen. Aber Vorprodukte für Batterien könnten hier gut hergestellt werden.

Auch achte Currenta darauf, dass die Unternehmen zueinander passten. Neben der Infrastruktur, zu der er auch den Rhein als wichtigen Transportweg zählt, gehe es um Verbünde. Stoffe, die bei einem Unternehmen im Produktionsprozess anfielen, könnte ein anderes als Rohstoff verwenden. Auch seien nicht alle Vorprodukte zu transportieren, so dass Unternehmen davon abhängig seien, dass sie vor Ort verfügbar seien. Neben Unternehmen aus dem Recyclingbereich sei der Chempark etwa für Spezialchemieunternehmen interessant.

Die Unternehmen in Dormagen, aber auch in den Chemparks in Leverkusen und Krefeld-Uerdingen versorgt Currenta auch mit Energie, vor allem Prozesswärme. Abwärme eines Unternehmens werde etwa aufbereitet und auf die benötigte höhere Temperatur gebracht und dann verteilt. In den Chemieparks arbeiten 55.000 Menschen.