AboAbonnieren

TV-DuellWeidel und Wagenknecht zeigen sich erschreckend einfallslos

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Berlin: Alice Weidel (l), Partei- und Fraktionsvorsitzende der AfD, und Sahra Wagenknecht, Parteivorsitzende von BSW und Bundestagsabgeordnete, stehen an ihren Rednerpulten zu Beginn des TV-Duell bei dem Nachrichtensender Welt-TV.

Berlin: Alice Weidel (l), Partei- und Fraktionsvorsitzende der AfD, und Sahra Wagenknecht, Parteivorsitzende von BSW und Bundestagsabgeordnete, stehen an ihren Rednerpulten zu Beginn des TV-Duell bei dem Nachrichtensender Welt-TV.

Die Versuchsanordnung ist geglückt: Neben der hohen Einschaltquote, die das TV-Duell zwischen Wagenknecht und Weidel für den Sender welt tv versprach, war das Anliegen, die beiden Frauen aufeinander loszulassen, ein richtiges.

Mehrere Erkenntnisse konnte man aus dem Abend gewinnen: Beide würden Waffenlieferungen an die Ukraine einstellen und diplomatische Lösungen vorantreiben wollen – aus unterschiedlichen Motiven. Unterschiede traten in den Positionen zum Nahost-Konflikt zutage. Während Weidel Israel anders als der Ukraine uneingeschränkt das Recht zur Selbstverteidigung zuspricht, hält Wagenknecht Israels Vorgehen für einen „Vernichtungsfeldzug“.

Berlin: Alice Weidel (r), Partei- und Fraktionsvorsitzende der AfD, und Sahra Wagenknecht )vorne), Parteivorsitzende von BSW und Bundestagsabgeordnete, verlassen das Studio nach dem TV-Duell bei dem Nachrichtensender Welt-TV.

Berlin: Alice Weidel (r), Partei- und Fraktionsvorsitzende der AfD, und Sahra Wagenknecht )vorne), Parteivorsitzende von BSW und Bundestagsabgeordnete, verlassen das Studio nach dem TV-Duell bei dem Nachrichtensender Welt-TV.

Interessant war, wie freundlich sich die Frauen begegneten, beide schienen geradezu neugierig aufeinander. Alice Weidel nutzte den Abend, um sich gemäßigt zu präsentieren. Sie lächelte viel und hatte sich offenbar vorgenommen, die sonst gern mit zorniger Stimme vorgetragene Fundamentalkritik an den „Altparteien“ anders zu intonieren. Gar nicht so schlimm, die Frau, dürfte sich mancher gedacht haben, während sie mit Perlenkette und Einstecktuch darüber sprach, dass ihre Partei in der Migrationspolitik nur wieder Recht und Ordnung herstellen wolle.

Beide erschrecken mit Einfallslosigkeit

Wagenknecht hatte ihren stärksten Moment, als sie Weidel mit Aussagen von Björn Höcke konfrontierte, wie er sich die „Remigration“ vorstellt. Alice Weidel wich daraufhin aus. Man spreche ja heute mit ihr und nicht mit Björn Höcke. Sahra Wagenknecht wiederum ließ erkennen, dass eine Koalition mit der AfD ohne Höcke für sie vorstellbar wäre. Nach diesem Abend ist das eine noch beunruhigendere Vorstellung.

Beide Frauen versprechen, dass mit ihnen sofort alles besser würde im Land. Wenn es dann konkret wird, sind ihre Vorschläge erschreckend einfallslos: Gefragt, was sie gegen die Rezession tun würden, schlagen sie niedrige Energiepreise (Wagenknecht will Gas aus Russland, Weidel einen Energiemix aus Kohlekraft und Atomstrom), Bürokratieabbau (beide) und bessere Bildung (Wagenknecht) und Ausbildung (Weidel) vor. Dafür, dass die Ampel-Koalition seit Monaten entsprechende Maßnahmen diskutiert und teils auch beschlossen hat, sind das nicht gerade revolutionäre Ideen. Weidel würde an der Schuldenbremse nicht rütteln wollen, Wagenknecht dagegen mit großer Entschiedenheit.

Aber das sind im Vergleich zu den außenpolitischen Unsicherheiten, in die beide Frauen das über Jahrzehnte so stabile Deutschland stürzen würden, wenn sie die Macht dazu hätten, fast schon Nebensächlichkeiten.