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Drastische ZölleDonald Trump ignoriert Komplexität globaler Wirtschaft

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US-Präsident Donald Trump spricht vor der Unterzeichnung einer Durchführungsverordnung im Oval Office des Weißen Hauses in Washington.

US-Präsident Donald Trump spricht vor der Unterzeichnung einer Durchführungsverordnung im Oval Office des Weißen Hauses in Washington.

Die USA drohen mit Zöllen, doch China kontert schnell. Ein möglicher Handelskrieg könnte weltweit spürbare Folgen haben.

Was Donald Trump als Politik verkauft, nennt sich umgangssprachlich Erpressung. Nichts anderes nämlich hat der US-Präsident mit den drastischen Zöllen auf Waren aus Mexiko und Kanada im Schilde geführt. Dass ihm die beiden Länder umgehend entgegengekommen sind, wird Trump als Erfolg seiner Strategie verbuchen.

Wenn Trump jedoch glaubt, China sei eine ebenso leichte Beute, dürfte er sich getäuscht haben. Für Peking geht es nämlich nicht nur um reine Handelsfragen. Vielmehr ist das chinesische Selbstverständnis als Großmacht berührt.

Die Volksrepublik versteht sich als internationales Gegengewicht gegen den „american way of life“ und interpretiert die Weltordnung völlig anders als Washington. Zudem kann China den Handel Richtung Amerika leichter in andere Regionen umleiten.

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So hat die Volksrepublik die US-Zölle schneller als gedacht mit Gegenmaßnahmen gekontert; zudem nimmt Chinas Kartellbehörde den Technologiegiganten Google ins Visier.

Trumps Selbstmitleid greift zu kurz

Trump macht es sich mit dem weinerlich zur Schau gestellten Selbstmitleid, die USA zögen bei internationalen Abkommen immer den Kürzeren und würden von aller Welt ausgenutzt, zu einfach. Tatsächlich ignoriert der US-Präsident die Komplexität globaler Wirtschaftsbeziehungen. Anstatt Protektionismus zu betreiben, sollte die US-Administration dafür sorgen, dass US-Waren international wettbewerbsfähiger, also besser oder günstiger, werden, dann verkaufen sie sich auch besser.

Sollte der Handelsstreit zwischen den USA und China eskalieren, drohen Drittländer und multinationale Konzerne zwischen die Fronten zu geraten. Auch die EU wird mindestens indirekt, wenn nicht gar direkt betroffen sein – zumal auch trump´sche Zolldrohungen gegen die Union im Raum stehen.

Einen veritablen Handelskrieg bekämen auch die deutschen Verbraucher zu spüren. Unternehmen geben Zölle in der Regel an die Konsumenten weiter, die Preise ziehen an. Das zeigt die Erfahrung. Und wenn es für Verbraucher teurer wird, steigt die Inflation.

In der Folge kaufen die Menschen weniger, die Nachfrage sinkt. Geben die Hersteller gestiegene Preise nicht weiter, sinken ihre Gewinne. Beides kann Wachstum und Arbeitsplätze kosten. Beiderseits des Atlantiks sollte also Vorsicht walten.