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„Der Spion an meiner Decke“Kritik an Plänen von Vonovia zu Rauchmeldern

Lesezeit 3 Minuten
Für mehr Sicherheit müssen Wohnungen mit Rauchmeldern ausgestattet sein, Kritik entzündet sich nun an smarten Exemplaren.

Für mehr Sicherheit müssen Wohnungen mit Rauchmeldern ausgestattet sein, Kritik entzündet sich nun an smarten Exemplaren.

Der Mieterbund warnt vor Missbrauch der Daten, der Konzern kündigt bereits Mieterhöhungen an - um die Rauchmelder ist eine heiße Debatte entbrannt.

„Der Spion an meiner Decke“ titelt die „Zeit“ einen Kommentar über neue Rauchmelder des Bochumer Wohnungsriesen Vonovia. Es sind smarte Geräte, die nicht nur Rauch erkennen und dann laut piepen, sondern auch Kohlenmonoxid, Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit messen. Ein Einfallstor für Kriminelle, die anhand der Daten erkennen könnten, wenn sich niemand in der Wohnung aufhält, warnt die „Zeit“. Ein „Eingriff in die Privatsphäre“, der verboten gehöre, wettert Hans-Jochem Witzke, Chef des Mieterbunds NRW, im Gespräch mit unserer Redaktion. Vonovia weist den Bericht der „Zeit“ zurück und nennt die Darstellung „in weiten Teilen komplett unwahr und spekulativ“.

Deutschlands größter Wohnungskonzern wirbt in einer Online-Präsentation für seine neuen Rauchmelder mit dem Namen „Multisensor plus“. Sie sorgten für mehr Sicherheit, ein besseres Raumklima und geringeren Energieverbrauch in den Wohnungen. So würden sehr hohe Temperaturen erkannt und Brände im Zweifel schon gemeldet, bevor sie ausbrechen.

Die Messung der Luftfeuchtigkeit könne Schimmelbildung vorbeugen, indem die Geräte über eine App dem Mieter anzeigen können, wann es Zeit zum Lüften ist. Nebenbei werden wie bei herkömmlichen Geräten Rauchbildung und überhöhte Kohlenmonoxidkonzentration erkannt.

Einbau in 60.000 Wohnungen in Deutschland geplant

Einbauen will Deutschlands größter Vermieter sie zunächst in einem Teil seiner 60.000 Wohnungen in Hessen und Baden-Württemberg. Man wolle die Ergebnisse dann prüfen. Ob das Projekt auf NRW ausgerollt werden solle, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, erklärte Vonovia-Sprecher Olaf Frei im Gespräch mit unserer Redaktion.

Ginge es nach dem Mieterbund NRW, sollte der „Multisensor Plus“ weder in NRW noch anderswo installiert werden. „Ich würde mich unwohl fühlen mit so einem Gerät zu Hause, ich würde mich kontrolliert fühlen“, sagt Vorstand Witzke.

Der Deutsche Mieterbund sei „hochgradig alarmiert“ und könne vor dem Einbau der Geräte nur warnen, so Witzke. Als Motiv wittert er Geschäftemacherei: „Vonovia sucht nur nach neuen Möglichkeiten, neue Kosten den Mietern aufdrücken zu können. Alles andere sind vorgeschobene Gründe.“

In der Tat sind es die mit dem Einbau der smarten Rauchmelder angekündigten Mieterhöhungen um mal vier, mal sechs Euro im Monat, die laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau etwa in der Mainmetropole und in Kassel auf Widerstand stoßen. Von Erhöhungen „im niedrigen einstelligen Bereich“ spricht Vonovia. Es handele sich um eine Modernisierung für mehr Sicherheit, was eine Mieterhöhung rechtfertige, begründet das Unternehmen.

Daten werden erfasst und ausgewertet

Bundesweite Schlagzeilen macht der „Multisensor Plus“ des Herstellers Techem aber vor allem wegen der Daten, die erfasst, gespeichert und ausgewertet werden. Immer wieder weisen Datenschützer und Cyber-Sicherheitsexperten darauf hin, wie viele Daten in der eigenen Wohnung gesammelt werden, wenn sie zum Smart Home wird.

Vonovia versichert, dass dies bei seinen neuen Rauchmeldern nur mit Einwilligung der Mieter geschehe. Wer das nicht nutzen wolle, könne widersprechen. Die Daten würden dann nicht in die Techem-Cloud hochgeladen.

Während Außenstehende den Grad der Datensicherheit kaum bis gar nicht beurteilen können, sieht Mieterschützer Witzke ganz lebensnahe Fallstricke: Er befürchtet, Vonovia könne die Daten auch gegen seine Mieter verwenden, etwa wenn es darum geht, wer für Schimmelbildung verantwortlich ist – und fordert, dem müsse der Staat einen Riegel vorschieben. „Wir überwachen niemanden“, erwidert Vonovia-Sprecher Frei und betont, die Daten würden nur anonymisiert genutzt und seien vor dem Zugriff Dritter geschützt.