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Bonner Mieterin hat Ratte in Hauswand„Ich bin traumatisiert, ich möchte weg“

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„Die Ratte randaliert nachts“, berichtet die Mieterin in Bonn.

„Die Ratte randaliert nachts“, berichtet die Mieterin in Bonn.

Bewohner einer Vonovia-Anlage in Beuel klagen über Rattenbefall. Seit anderthalb Monaten wohnt eine Ratte in der Schlafzimmerwand der Mieterin Susanne Lauer.

Als Susanne Lauer vergangenen Monat eine Zigarette auf ihrem Balkonstuhl rauchte, bekam sie einen großen Schrecken. Zwischen Rosenbusch und Olivenbaum lief eine Ratte über ihren Balkon. Die Beueler Mieterin machte sofort ein Foto und schickte es an ihren Vermieter, den Immobilienkonzern Vonovia. Lauer habe die Ratten schon monatelang bei Dämmerung über das Dach laufen hören. Aber bald war der Beuelerin klar: Es wohnt eine Ratte in ihrer Schlafzimmerwand.

„Die Ratte randaliert nachts“, berichtet Lauer. „Sie schärft sich die Zähne, frisst die Dämmung, rennt hin und her und macht dabei unglaublich viel Krach.“ Von Beginn an hat Lauer ihren Vermieter, die Vonovia, um Hilfe gebeten. Sie habe angerufen, Fotos und Videos per Mail zugesendet und versucht, Vonovia über das Onlineportal zu kontaktieren. Es habe keine Antwort gegeben. Schon Anfang 2023 hatte Lauer von dem Rattenproblem in der Wohnanlage gehört. Unmittelbar betroffen ist die Mieterin seit anderthalb Monaten. Wie Lauer berichtet, lebt die Ratte seit Mitte Februar in ihrer Schlafzimmerwand. „Die Wand hat sich schon gelblich verfärbt und im Schlafzimmer riecht es nach Rattenurin.“

Ratten in Bonn-Beuel: Kammerjäger auf eigene Kosten

Nach zwei Wochen habe Lauer daher selbst einen Kammerjäger bezahlt. Der Schädlingsbekämpfer stellte laut Verkaufsabrechnung auch Rattenbauten an der Garage der Beueler Wohnanlage fest. Nach einem Monat habe Vonovia einen Schädlingsbekämpfer beauftragt, der Rattenköder aufgestellte. Eine direkte Kommunikation mit der Mieterin erfolgte laut Lauers Aussage zu keinem Zeitpunkt. Die Ratten hätten sich von den Fallen nicht vertreiben lassen. Lauer wünscht sich weitgehendere Maßnahmen, wie Gitter in den Abwasserkanälen und auf der Regenrinne, um die Ratten langfristig loszuwerden. In Lauers Mietshaus würden um die zehn Parteien wohnen. Zu der Wohnanlage gehören noch sechs weitere Häuser.

Mieterin Karin Klein wohnt im Erdgeschoss des Hauses. Auch sie bestätigt den Rattenbefall des Hauses. Aufgrund der Ratten könne sie den Garten nicht mehr benutzen. Als Schwerbehinderte leide sie darunter besonders, weil sie so den ganzen Tag in der Wohnung verbringen müsse. Klein habe die Ratten schon vor zweieinhalb Jahren bemerkt und kontaktierte Vonovia regelmäßig. „Die Vonovia macht nichts außer Fallen aufzustellen“, sagt Klein. Das würde das Problem jedoch nicht lösen.

Vonovia dementiert Rattenplage

Auf Anfrage dieser Zeitung weist die Vonovia den Vorwurf einer Rattenplage von sich. Sprecherin Bettina Benner von Vonovia berichtet, sie hätten Rattenlöcher verschlossen und Fallen aufgestellt. Die Kosten der Rechnung des Schädlingsbekämpfers, den Lauer eigenständig beauftragt hatte, übernehme der Vermieter. Die Vonovia werde eine Kontrolle in Lauers Wohnung vornehmen und den Erfolg der Bekämpfung durch die Rattenköder nachprüfen. In der Kommunikation zwischen Lauer und der Vonovia scheint es Missverständnis gegeben zu haben, weshalb bis heute keine Inspektion der Wohnung erfolgt ist. Wie Lauer und Klein berichten, haben die Maßnahmen die Situation für die Beueler Mieter zweieinhalb Jahre nach den ersten Beschwerden über den Rattenbefall nicht verbessert.

Ratten in der Wohnung: „Ich bin traumatisiert“

Lauer hat auch den Bonner Mieterbund um Hilfe gebeten. Nach Beratung durch den Mieterbund Bonn habe Lauer die Mietzahlung um zehn Prozent gemindert, um den Druck auf den Vermieter zu erhöhen. Der Vorsitzende des Mieterbundes Bonn, Peter Kox, rät, eine solche Maßnahme nur nach professioneller Beratung durchzuführen. Ein Rattenbefall am Haus komme in Großstädten wie Bonn immer mal wieder vor, berichtet Kox. Größere Wohnsiedlungen seien besonders häufig betroffen. In alten Häusern, in denen Rohrleitungen oder Hausanschlüsse defekt und Kanäle nicht dicht seien, sei die Gefahr besonders hoch, so Kox. Er empfiehlt, bauliche Mängel sofort dem Vermieter anzuzeigen. Es liege in der Verantwortung der Vermieter, diese Mängel umgehend zu beseitigen. Aber auch hygienische Umstände wie die falsche Befüllung von Mülltonnen oder Unrat neben den Mülltonnen ziehe Ratten an. Wie Lauer berichtet, sei die richtige Entsorgung von Müll in ihrem Mehrfamilienhaus ein Problem. Lauer und Klein fordern daher verschließbare Mülltonnen von der Vonovia.

„Ich bin traumatisiert“, sagt Lauer. Sie würde niemals im Dunkeln auf den Balkon gehen und hält die Fenster ihrer Wohnung möglichst verschlossen. „Ich möchte hier weg.“ Sie suche schon seit Längerem eine neue Wohnung.


Welche Gefahren von Ratten ausgehen

Von einem Rattenbefall in Bad Godesberg berichtet Peter Kox vom Bonner Mieterbund, bei dem die Kinder nachts wach wurden, weil sie von Ratten angeknabbert wurden. „Das ist echt selten, kann aber auch passieren“, sagt Kox.

Der Beueler Schädlingsbekämpfer Dardan Hoti sagt, Ratten könnten mehr als 120 Infektionskrankheiten übertragen. Es gehe daher eine große Gefahr von Ratten im Haus aus. Durch Kot und Urin würden Ratten beispielsweise Lebensmittel kontaminieren. Auch Dämmung, Leitungen und Hausrat könnten von den Nagetieren beschädigt werden, so Hoti.

Laut Aussage des Schädlingsbekämpfers sei ein Rattenbefall im Garten oder in Wohnanlagen keine Seltenheit. „Die Rattenpopulation wächst stark an“, berichtet Hoti. Er rät, sich bei ersten Anzeichen wie Rattenkot, zerstörtem Hausrat oder der Sichtung von Ratten so schnell wie möglich um eine Beseitigung des Befalls zu kümmern. So könne ein Eindringen in das Gebäude verhindert werden. (smi)