Köln – Im Straßenverkehr gibt es einige feste Farben. Die Feuerwehr ist rot, die Polizei fuhr lange Zeit in grün umher, und ein Taxi erkannte man nicht nur am gelben Schild auf dem Dach, sondern auch an der beigen Farbe. Die Polizei setzt mittlerweile auf blau, bei den Taxis ist es um eine ganze Ecke komplizierter geworden. Seit private Fahrdienstanbieter den Markt in anderen Ländern geflutet und sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den gesetzlichen Regelungen auch auf deutschen Straßen platziert haben, kann ein Taxi auch mal aussehen wie der Firmenwagen des Nachbarn von schräg gegenüber. Doch wo genau liegen die Vor- und Nachteile von klassischen Taxis auf der einen und privaten Anbietern wie Free Now oder Uber auf der anderen Seite?
Während sich Uber, Free Now und Co. in anderen Ländern schon länger etabliert haben, hatten sie es in Deutschland schwieriger. Denn die fehlenden Lizenzen machten den Emporkömmlingen zu schaffen. So wurden die Angebote der privaten Dienstleister zu Beginn als rechtswidrig eingestuft, da die Genehmigung für Taxi- oder Mietwagenverkehr in Deutschland nicht vorliege.
Trotzdem sind Uber, Free Now und andere Anbieter noch immer am Markt, weil sie ihr Geschäftsmodell mehrfach angepasst haben. Uber beispielsweise vermittelt heute Mietautos mit Fahrern, wirkt quasi als Organisator im Hintergrund und als Marke nach außen. Die Zahlung und Rechnung läuft über Uber, die Beförderung übernehmen dann entweder die Firma „Safedriver Ennoo“ oder deren Subunternehmer. Auch in der App von Free Now werden Mietautos mit Fahrern, sogenannte „Rides“, angeboten.
Gesetzesnovelle schafft Grundlage für Uber und Co.
Anfang März dieses Jahres beschloss die Bundesregierung eine Novelle des Personenbeförderungsgesetzes – und legte damit auch eine Grundlage für die Angebote der privaten Fahrtdienstleister. Mit dem langen umstrittenen Beschluss schafft die Politik erstmals Richtlinien für digitale Fahrtenvermittler. Auf eine Stufe mit Taxis werden Uber und Free Now dabei aber nicht gestellt. Dafür hatten Taxifahrerinnen und -fahrer in den Monaten vor dem Gesetzesbeschluss demonstriert, sie sahen ihre Branche durch die neue Konkurrenz in Gefahr. Und so unterscheiden sich private Anbieter auf der einen und die klassischen Taxis auf der anderen Seite noch immer in ihrem Status. Stiftung Warentest hat den alten Platzhirsch und die aufstrebenden Newcomer unter die Lupe genommen.
Denn die Taxis gehören, anders als Fahrzeuge privater Fahrdienstanbieter, zum öffentlichen Personennahverkehr. Das verschafft ihnen einige Privilegien. Wer ist auf verzweifelter Parkplatzsuche noch nicht an einem zur Hälfte belegten Taxistand vorbeigefahren und hat nicht zumindest wehmütig einen Blick auf die den Taxis vorbehaltenen Parkplätze geworfen? Auch dem ein oder anderen Stau können die beigen Wagen mit gelbem Schild auf dem Dach einfach ausweichen, weil sie Busspuren mitbenutzen dürfen. Und auch der sogenannte „Wink- und Wartemarkt“ soll laut Bundesverkehrsministerium in der Hand der Taxibranche bleiben. Nur die klassischen Taxis dürfen spontan Fahrgäste aufnehmen, die beispielsweise am Straßenrand nach einem Taxi suchen. Uber, Free Now und Co. müssen ihre Fahrten weiterhin erst buchen lassen.
Nicht nur Rechte und Freiheiten für Taxis und private Anbieter
Doch wo Rechte eingeräumt werden, da gibt es auch Pflichten zu erfüllen. So gilt für Taxis eine Beförderungs- und Bereitstellungspflicht. Sie müssen 24 Stunden am Tag, siebenmal in der Woche verfügbar sein. Auch dann, wenn es sich finanziell überhaupt nicht lohnt. Diese Verpflichtung haben private Fahrdienstanbieter nicht. Sie können ihre Dienste zu Zeiten, die ihnen nicht rentabel genug sind, einfach nicht anbieten. Zudem müssen klassische Taxis alle Fahrgäste in ihrem Gebiet befördern. Ganz gleich, wie lang oder kurz die Fahrt ist.
Auch Uber, Free Now und Co. haben mit der Gesetzesnovelle nicht nur Freiheiten, sondern auch Pflichten auferlegt bekommen. So gilt nach wie vor die umstrittene Rückkehrpflicht für Mietwagen wie die, die auch die privaten Anbieter anbieten. Taxifahrerinnen und -fahrer hatten sich besonders für den Erhalt dieser Regelung eingesetzt. Die Rückkehrpflicht besagt, dass Mietwagen nach einer Fahrt an ihren Betriebssitz zurückkehren müssen. Dies sorgt für viele Leerfahrten, die sich natürlich auf den Umsatz der privaten Anbieter auswirken. Das Bundesverkehrsministerium kam Uber, Free Now und Co. hier jedoch einen Schritt entgegen. So sei es erlaubt, „in Gemeinden mit großer Flächenausdehnung“ weitere Abstellorte festzulegen. Diese müssen allerdings mindestens 15 Kilometer voneinander entfernt sein.
Auch die KVB mischt mit
Auch die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) bieten seit Dezember vergangenen Jahres buchbare Fahrten in Sammeltaxis an, zunächst in einer vierjährigen Pilotphase. Der taxiartige Fahrdienst, der mehrere Personen, die in die gleiche Richtung wollen, einsammelt, nennt sich „Isi“. Die Fahrt in dem Elektroauto soll es zu ÖPNV- statt zu Taxipreisen geben.
Die „Isi“-Fahrzeuge fahren auf Abruf, sind ohne festen Fahrplan und Route unterwegs. Gebucht werden können sie mit der KVB-Isi-App oder telefonisch unter 0221 547 33 33. Das Angebot ist in der Pilotphase jedoch noch beschränkt. „Isi“ fährt montags bis freitags, außer an Feiertagen, zwischen 8 und 15 Uhr in Nippes und Porz. Zu dem Bediengebiet Nippes gehören neben Teilen von Nippes noch Bilerstöckchen, Mauenheim, Weidenpesch und Neuehrenfeld. Das Bediengebiet Porz umfasst Teile von Poll, Westhoven, Ensen, Gremberghoven, Porz, Finkenberg, Urbach, Grengel und Elsdorf. Freitags, samstags und vor Feiertagen fahren die „Isi“-Fahrzeuge von 20 bis 3 Uhr in der Innenstadt sowie in Teilen von Ehrenfeld, Deutz und Mülheim.
Am Montag, den 26. Juli, und Dienstag, den 27. Juli, hat „Isi“ jedoch eine Pause. Für die Integration einer Vorausbuchungsfunktion sei eine Betriebspause notwendig, wie die KVB schreibt. Ab dem 28. Juli sei dann eine Buchung bis zu drei Tage vor der Fahrt möglich.
Freiheit haben die privaten Anbieter dafür bei der Preisgestaltung. Hier müssen sie sich lediglich am freien Markt und damit an der Konkurrenz orientieren. So kann es durchaus vorkommen, dass ein und dieselbe Fahrt einen Monat später auf einmal teurer oder auch günstiger ist. Vor Fahrtantritt wird der Preis allerdings festgelegt, vor der Buchung sieht man den Endpreis in der App. Die klassischen Taxiunternehmen hingegen können sich nicht nach dem Markt und der Konkurrenz, vor allem der neu aufkommenden, richten. Sie haben einheitliche Tarife, die sie sich von den Kommunen genehmigen lassen müssen.
Uber in der Regel günstiger als ein Taxi
Den Vorteil der freien Preisgestaltung scheinen Uber, Free Now und andere Anbieter auszunutzen, um Kunden anzulocken und ihre Stellung auf dem Markt zu festigen und auszubauen. So fand „Stiftung Warentest“ bei zwei Preisrecherchen heraus, dass die von Uber oder Free Now vermittelten Fahrten während der Pandemie in Berlin „immer günstiger“ waren als ein Taxi.
Wer immer den niedrigeren Preis erwischen möchte, sollte die Fahrt aber nicht immer blind bei Uber oder Free Now buchen. Denn die privaten Anbieter nutzen es durchaus, dass sie den Preis jederzeit anpassen können. Ist die Nachfrage zu bestimmten Zeiten oder rund um bestimmte Veranstaltungen hoch, können die Preise schnell in die Höhe schießen. Das kann beispielsweise zu Messezeiten oder an Silvester der Fall sein. Das Fachmagazin „Taxi Times“ hat sich im Jahr 2019 die Preise rund um das Oktoberfest genauer angesehen. Und siehe da: Uber bot Fahrten vom Münchener Flughafen zum Oktoberfest für fast 120 Euro an. Die Fahrt mit dem klassischen Taxi war gut 40 Euro günstiger.
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Aufgrund der Preisflexibilität bei den privaten Fahrdienstanbietern ist es sinnig, vor Fahrtantritt die Preise zu vergleichen. Auch, wenn diese in der Regel günstiger sind als die klassischen Taxis. Den Preis nachschauen und die Fahrt buchen kann man in der App des jeweiligen Anbieters. In Köln geht das beispielsweise über die beiden großen Anbieter Free Now und Uber. In der App von Free Now kann man auch eine Fahrt mit einem klassischen Taxi buchen.
Wer sich von Beginn an auf eine Fahrt mit dem Taxi festgelegt hat, zum Beispiel weil die Fahrt unter anderem durch die erlaubte Benutzung von Busspuren in der Stadt schneller ist, kann mittlerweile auch per App ein Taxi bestellen. Dies geht über die „Taxi Deutschland“-App oder auch die „Taxi.eu“-App. Aber auch ganz klassisch per Telefon kann man eine Fahrt in den klassisch beigen Autos mit gelbem Schild auf dem Dach buchen.