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Aufstacheln und falsche StudienEin Impfgegner als US-Gesundheitsminister – Wie soll das gutgehen?

Lesezeit 3 Minuten
Portrait von Robert Kennedy, der hinter einem Mikrofon sitzt

Robert F. Kennedy wurde von US-Präsident Donald Trump als Gesundheitsminister nominiert.

Robert F. Kennedy ist Impfgegner – und soll Gesundheitsminister der USA werden. Ein Thema macht unserem Kolumnisten aber etwas Hoffnung.

Der neue US-amerikanische Gesundheitsminister dürfte einen bekannten Namen haben: Kennedy. Der neue Mann muss sich jetzt noch vor dem US-Senat behaupten, dann sollte er Gesundheitsminister werden. Und das ist überaus bemerkenswert. Denn in einem Brandbrief hatten 77 Nobelpreisträger vor der Berufung Kennedys gewarnt. Und viele tausend Ärzte ebenfalls. Kennedy gilt – das ist das bemerkenswerteste – als Impfgegner. Nicht nur gegen die aktuelle Impfung gegen Covid.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Vor zehn Jahren habe er einen Artikel geschrieben, in dem er die bewährte Dreifachimpfung gegen Mumps, Masern und Röteln als gefährlich bezeichnet habe, schreibt die Tagesschau. Die Impfung könne zu Autismus bei Kindern führen – dabei sei die Studie, auf die er sich bezog, schon Jahre vorher als falsch zurückgezogen worden. Kennedy wurde aber auch ganz konkret: Bei einem Masern-Ausbruch in Samoa habe er 2019 die Bevölkerung gegen die Impfungen aufgestachelt, so die Ärztezeitung. Dem Ausbruch seien damals über 80 Menschen zum Opfer gefallen. Ein Impfgegner als Gesundheitsminister!

Kennedy kündigt an, mehr für die Vorbeugung chronischer Krankheiten zu tun

Es gibt aber auch eine andere Seite. Kennedy will mehr für die Vorbeugung chronischer Krankheiten tun. Damit hat er vor allem in den USA einen Punkt: Dort gebe es ungefähr 60 Millionen chronisch Kranke. Der körperliche Zustand vieler US-Amerikaner ist offensichtlich bedrohlich: Schon in der Zeit, in der ich selbst in Houston/ Texas in einer Klinik gearbeitet hatte, gab es sehr viele Menschen, die überaus adipös, sprich: fettleibig waren. Zusammen mit wenig Bewegung und Sport eine explosive Mischung.

Umgekehrt gab es überaus sportliche Menschen: schlank, durchtrainiert, strotzend vor Gesundheit. Die Schere zwischen diesen beiden Gruppen war schon damals in den USA sehr viele größer als etwa hierzulande. Und sie dürfte sich weiter geöffnet haben. Eine Schande, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis Menschen, die sowohl adipös als auch unbeweglich sind, chronisch krank werden – und etwa einen Diabetes entwickeln oder Durchblutungsstörungen des Herzens. Oder andere Krankheiten.

Gesundes Schulessen ein Weg zu weniger Krankheiten

Kennedy selbst ist zwar schon 71, sieht aber schlank und durchtrainiert aus. Und posiert gerne mit freiem Oberkörper. Und wenn er darauf hinweist, dass zu wenig für Vorbeugung getan wird, hat er schlicht recht. Wirklich große Vorsorgeprogramme könnten die Gesundheit effektiv fördern: Die Ernährung wäre zu verbessern. Zwar kann und soll man den Menschen nicht vorschreiben, was sie zu essen haben. Aber man kann es ihnen empfehlen. Man kann gesunde Schulspeisungen einführen – und den Kindern schon in jungen Jahren zeigen, dass gesundes Essen eben auch schmecken kann. Und nicht nur Fastfood mit viel Fett und Zucker. Man kann viel mehr Energie in Programme stecken, in denen Sport und Bewegung propagiert wird. Oder in Vorbeugung.

All das rechtfertigt keinen Gesundheitsminister, der gegen Impfungen redet. Aber es wird interessant sein, ob Kennedy seinen Worten Tagen folgen lässt – und wie. Denn auch hierzulande wird Vorbeugung sträflich vernachlässigt.