Wort zum SonntagDas „Lehr-Amt“ der Kirche ist auf dem besten Weg zum „Leer-Amt“
Bonn – Wir haben einen Konsens, dass wir einen Dissens haben, wird Bischof Georg Bätzing zitiert, der Ende letzter Woche als Vorsitzender vor der Presse die Ergebnisse der Beratungen der deutschen Bischöfe in Fulda vorstellte. Die Aussprachezeit von vier Tagen war wohl zu kurz, um eine gemeinsame Haltung zum Reformweg der katholischen Kirche in Deutschland zu finden. Der Wille zu Reformen sei mehrheitlich durchaus vorhanden, so Bätzing, doch werde ihre Umsetzung weiter durch eine Sperrminorität verhindert. Vor allem bei Themen, die für einige Bischöfe nicht diskutierbar sind, geschweige denn, wie bei der Sexualität, ans Eingemachte gehen.
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Das Zauberwort „synodal“, vom Papst selbst (jesuitisch nebulös) in die kirchliche Krisendiskussion geworfen, hat der oberste Kirchenbischof in seiner Bedeutung wie auch mit Blick auf die Synonyme aber stark eingeengt: bitte keine „protestantische“ Interpretation von gemeinsamer Beratung und Beschluss. Mitreden könnt ihr, aber die Bischöfe entscheiden. Lehramtlich! Die Kirche ist nun mal eine Bischofskirche und keine Volkskirche. Der Hirte mit seinen Hütehunden, also das „Amt“, bestimmt die Richtung, nicht das Schaf. Münchens Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, warnte zum Auftakt der Bischofskonferenz im Dom zu Fulda jedoch seine „Amtsbrüder“ davor, nicht so zu tun, als „wüssten wir genau Bescheid und die anderen bräuchten nur zuzuhören“.
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Marx weiß nur zu gut: Die alte, gelebte Wirklichkeit existiert inzwischen nur noch auf dem Papier. Die allgemeine geistig-geistliche Eigenständigkeitswelle in der Bevölkerung hat, parallel zur gesellschaftlichen Entwicklung, längst auch die Kirche erreicht. Spätestens seit der Missbrauchspandemie (je höher das Amt, desto höher die moralische Messlatte) redet das „Amt“ offenbar mehr und mehr ins Leere. Die anhaltend hohen Austrittszahlen lassen dies vermuten. Das „Lehr-Amt“ (Lk 10, 16) ist auf dem besten Weg, zum „Leer-Amt“ zu degenerieren.