AboAbonnieren

Woelki wird überprüftApostolische Visitatoren in Köln eingetroffen

Lesezeit 3 Minuten
visitatoren in Köln

Köln: Die Apostolischen Visitatoren Anders Arborelius (l) und Hans van den Hende stehen vor dem Maternushaus.

Köln – Zur Überprüfung des umstrittenen Kardinals Rainer Maria Woelki sind am Montag die Apostolischen Visitatoren Anders Arborelius und Hans van den Hende in Köln eingetroffen. Der Stockholmer Kardinal und der Rotterdamer Bischof sollen als Gesandte des Papstes „eventuelle Fehler Seiner Eminenz Kardinal Woelkis“ untersuchen, wie die Apostolische Nuntiatur in Berlin mitgeteilt hatte.

Sie haben bereits mehrere Gesprächstermine vereinbart, so wollen sie am Dienstag mit Betroffenen von sexuellem Missbrauch sprechen. Aus der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals hatte sich die derzeitige Krise des größten deutschen Bistums entwickelt. Untergebracht sind die Visitatoren während ihres Aufenthalts im Tagungszentrum des Erzbistums, dem Maternushaus. Es liegt direkt gegenüber dem Erzbischöflichen Haus von Woelki, das ringsherum von hohen Mauern, einem Gittertor und anderen Gebäuden umgeben ist.

Vertraulicher Bericht nach einer Woche in Köln

Gerechnet wird damit, dass die Visitatoren eine gute Woche in Köln bleiben werden, um dann einen vertraulichen Abschlussbericht für Papst Franziskus zu erstellen. Sie legen großen Wert darauf, dass sie unabhängig vom Erzbistum arbeiten.

Noch am Sonntag hatte Woelki in einer Reaktion auf das Rücktrittsgesuch des Münchner Kardinals Reinhard Marx klargestellt, dass er weiter im Amt bleiben will. In einer Videobotschaft versicherte er, es mache ihn „persönlich fertig“ zu sehen, was Priester durch sexuellen Missbrauch angerichtet hätten. Deshalb betrachte er es als seine Aufgabe, die Aufklärung voranzutreiben.

Am Mittwochabend will Woelki in Düsseldorf auch eine umstrittene Firmung von Jugendlichen vornehmen. Die Firmlinge selbst und deren Eltern hätten sich dafür ausgesprochen, sagte Woelkis Sprecher am Montag. Zuvor hatten 140 Gemeindemitglieder in einem Offenen Brief dagegen protestiert und bei einem Vorgespräch mit Woelki auch eine Demonstration abgehalten. Sie wollten, dass Woelki einen anderen Priester mit der Firmung beauftragt. Für Mittwoch sind mit Rücksicht auf die Firmlinge aber keine Proteste geplant. Über die Entscheidung Woelkis hatte zunächst die „Augsburger Allgemeine“ berichtet.

Visitatoren gelten als bescheiden und zugänglich

Arborelius und van den Hende dürften von Papst Franziskus aus einer Reihe von Gründen für die schwierige Mission ausgewählt worden sein. Zum einen sprechen sie gut Deutsch. Zum anderen kommen sie beide aus Regionen, die ganz anders sind als die Katholikenhochburg Köln: In Schweden sind nur 1,1 Prozent der knapp zehn Millionen Einwohner katholisch, in Rotterdam gehen nur noch ein Prozent der Gläubigen sonntags zur Messe. Unter den wenigen praktizierenden Katholiken sind viele Migranten.Sowohl in Stockholm als auch in Rotterdam sind die Hierarchien flacher als im Erzbistum Köln. Arborelius (71) und van den Hende (57) gelten als bescheiden und zugänglich.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei allen Gemeinsamkeiten ergänzen sich die beiden Visitatoren aber auch: Van den Hende ist Kirchenrechtler und kann deshalb die rechtliche Situation sehr gut einschätzen. Die Expertise von Arborelius liegt eher in der Seelsorge.Zudem ist Arborelius als Mann des offenen Wortes bekannt: Als der Vatikan 2009 behauptete, nichts davon gewusst zu haben, dass der erzkonservative Geistliche Richard Williamson den Holocaust geleugnet habe, stellte Arborelius klar, dass er dessen Äußerungen schon 2008 nach Rom gemeldet hatte. Gleichwohl hatte der damalige Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation Williamsons aufgehoben.

Mit düsteren Inquisitoren im Stil des Mittelalter-Krimis „Der Name der Rose“ haben die beiden Visitatoren also wenig gemein - auch wenn Arborelius am Montag sogar eine Mönchskutte trug. Auch Kardinal Woelki beteuert, mit ihrem Besuch voll und ganz einverstanden zu sein und sogar darum gebeten zu haben. Der „Blick von außen“ sei jetzt wichtig, so Woelki. Aus Kirchenkreisen heißt es allerdings: „Er weiß, dass es eng wird.“ (dpa)