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Trump kündigt derweil „Deal“ an„Heilige Pflicht“ – Putin erteilt seiner Armee neue Aufgaben

Lesezeit 4 Minuten
Der russische Präsident Wladimir Putin während einer Sitzung des Verteidigungsministeriums in Moskau.

Der russische Präsident Wladimir Putin während einer Sitzung des Verteidigungsministeriums in Moskau.

Wladimir Putin hat am Montag seinen Kriegskurs bekräftigt. Donald Trump kritisiert derweil Joe Biden – und spricht von einem „Deal“.

Die russischen Truppen in der Ukraine sind nach Angaben von Kremlchef Wladimir Putin an der gesamten Front im Vorteil. Der Vormarsch der Armee habe sich beschleunigt, sagte der russische Präsident am Montag bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit der russischen Armeeführung. 2024 sei „das entscheidende Jahr bei der Erreichung der Ziele des militärischen Spezialeinsatzes“, sagte Putin weiter und nutzte damit den offiziellen Begriff für die Offensive im Nachbarland.

„Russische Truppen halten die strategische Initiative entlang der gesamten Frontlinie fest in der Hand“, erklärte Putin weiter. In diesem Jahr seien bereits 189 ukrainische Ortschaften erobert worden, behauptet der Kremlchef. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Diese „an der Front gewonnene Dynamik“ müsse in Zukunft aufrechterhalten werden, forderte Putin und gab die Rückeroberung der von der Ukraine besetzten Gebiete in russischen Grenzregion Kursk als neue Aufgabe für die Streitkräfte aus.

Wladimir Putin spricht von „heiliger Pflicht der Streitkräfte“

„Hier besteht natürlich die heilige Pflicht der Streitkräfte darin, den Feind aus unserem Territorium zu vertreiben“, erklärte Putin laut russischen Medien. Seine Landsleute würden „verstehen, wofür das Land kämpft“, behauptet Putin weiter. Während 2023 noch rund 300.000 Menschen einen Vertrag mit der Armee unterzeichnet hätten, seien es 2024 bereits rund 430.000 Vertragsabschlüsse gewesen.

Erneut warf Putin dem Westen vor, eine „weitere Eskalation“ des Krieges anzustreben und behauptete wahrheitswidrig, die ukrainische Regierung rund um Präsident Wolodymyr Selenskyj habe ihre Legitimität verloren. „Um unser Land zu schwächen und uns eine strategische Niederlage zuzufügen, pumpen die Vereinigten Staaten das praktisch illegitime herrschende Regime in Kiew weiterhin mit Waffen und Geld auf, schicken Söldner und Militärberater und fördern so eine weitere Eskalation des Konflikts“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Ria den Kremlchef.

Wladimir Putin spricht von Oreschnik-Serienproduktion – schon wieder

Russland sei jedoch bereit für „Herausforderungen“, versicherte Putin – und kündigte an, die Mittelstreckenrakete Oreschnik werde „in naher Zukunft“ in Serie produziert werden. Putin widersprach damit früheren Behauptungen nach dem ersten Einsatz von Oreschnik gegen die ukrainische Stadt Dnipro im November. Bereits damals hatte der Kremlchef behauptet, die Serienproduktion der Rakete sei gestartet worden.

Bei seinem Treffen mit der Armeeführung betonte Putin auch, dass es für Russland wichtig sei, die Nuklearstreitkräfte in ständiger Kampfbereitschaft zu halten. Der Anteil „moderner Waffen“ habe bei den Nuklearstreitkräften mittlerweile 95 Prozent erreicht, erklärte Putin weiter. Die russische Atomdoktrin beruhe jedoch weiterhin auf dem Gedanken der Abschreckung, versicherte der russische Präsident.

Verteidigungsminister will russische Armee für Konflikt mit Nato rüsten

Verteidigungsminister Andrei Beloussow kündigte unterdessen bei dem Treffen mit dem Kremlchef an, die russische Armee werde sich „vollständig auf jede mittelfristige Entwicklung der Situation vorbereiten, einschließlich eines möglichen militärischen Konflikts mit der Nato in Europa.“ Als Ziel für das Jahr 2025 nannte Beloussow unterdessen einen Sieg bei der „militärischen Sonderoperation“ in der Ukraine.

Dabei dürfte man in Moskau weiterhin auch auf den baldigen Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident hoffen. Am Montag kritisierte der Republikaner erneut die Entscheidung des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden, der Ukraine Angriffe mit US-Raketen auf Ziele in Russland zu erlauben.

Nach Lob aus dem Kreml: Donald Trump kritisiert erneut Joe Biden

Ähnliche Worte hatte Trump bereits vor einigen Tagen gewählt – und dafür Lob aus dem Kreml bekommen. Am Montag legte Trump nach – und dürfte erneut auf Gegenliebe in Moskau damit gestoßen sein. „Sehr dumm“ und ein „großer Fehler“ sei Bidens Entscheidung gewesen, erklärte Trump.

Putin äußerte sich zu Wochenbeginn nicht direkt zu den Plänen des designierten US-Präsidenten, der angekündigt hat, den Krieg in der Ukraine in kürzester Zeit beenden zu wollen. Trump hingegen kündigte baldige Gespräche mit Putin und Selenskyj an. „Wir müssen das Gemetzel beenden“, sagte Trump vor Journalisten in seiner Residenz Mar-a-Lago in Florida und behauptete erneut, der Krieg wäre nicht passiert, wenn er statt Biden an der Macht gewesen wäre.

Donald Trump über besetzte Gebiete: „Sie können nicht zurückkehren“

Für Wirbel sorgte Trump unterdessen mit einer Bemerkung über die besetzten Gebiete in der Ukraine, die als Andeutung verstanden werden konnte, dass Kiew die Regionen aufgeben sollte. „Es ist nett zu sagen, dass sie ihr Land zurückhaben wollen, aber die Städte sind größtenteils zerstört“, erklärte Trump.

„Wenn man sich anschaut, was aus diesen Städten geworden ist, dann ist ein großer Teil dieses Gebiets eine Abbruchbrache. Die Menschen können nicht in diese Städte zurückkehren. Es gibt dort nichts mehr“, hieß es weiter vom Republikaner.

Trump: Selenskyj und Putin sollen sich auf einen „Deal“ vorbereiten

Putin hatte die Übernahme mehrerer ukrainischer Gebiete, teilweise auch von Regionen, die Russland bisher nicht erobern konnte, zu einer seiner Bedingungen für Verhandlungen gemacht. Zusammen mit weiteren Forderungen des Kremlchefs kommen die russischen Bedingungen einer ukrainischen Kapitulation gleich.

Aus Moskau kamen in letzter Zeit dementsprechend ablehnende Signale bezüglich einer von Trump angestrebten schnellen Beendigung des Krieges und der Aufnahme von Verhandlungen. Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte zuletzt erklärt, die „aktuelle Situation“ sei ein „zu komplexes Problem“ für eine schnelle Lösung. Trump hält an seinem Plan unterdessen fest. Putin und Selenskyj sollten sich „auf einen Deal vorbereiten“, erklärte der Republikaner am Montag in Mar-a-Lago. (mit afp/dpa)