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Erster Auftritt nach Golfplatz-VorfallTrump profiliert sich: „Nur auf wichtige Präsidenten wird geschossen“

Lesezeit 4 Minuten
Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Flint, Michigan.

Donald Trump bei der Wahlkampfveranstaltung in Flint, Michigan, nachdem am Sonntag ein Mann mit einem Gewehr in der Nähe seines Golfplatzes in Florida verhaftet wurde.

Nach dem Attentatsversuch auf Donald Trump sind er und sein Lager im Angriffsmodus. Die Demokraten sollten „mit diesem Scheiß aufhören“.

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat seinen ersten Wahlkampfauftritt seit dem mutmaßlichen Attentatsversuch auf ihn absolviert. Bei einer Rede in der Stadt Flint im Bundesstaat Michigan stellte er am Dienstag eine Verbindung her zwischen dem Vorfall am Sonntag auf seinem Golfplatz in Florida und seiner Forderung nach hohen Zöllen auf Autoimporte aus Mexiko und China. „Und dann wundern Sie sich, warum auf mich geschossen wird?“, sagte Trump. „Nur auf wichtige Präsidenten wird geschossen.“

Er hätte nicht damit gerechnet, dass seine Kandidatur eine „gefährlichere Angelegenheit“ sei als „Rennwagenfahren oder Bullenreiten“. Bereits am Montag hatte der 78-Jährige Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris beschuldigt. Gegenüber Fox News Digital behauptete er, diese würden Attentäter einladen, ihn ins Visier zu nehmen, wenn sie davor warnten, Trump sei eine Bedrohung für die Demokratie.

Donald Trump macht nach mutmaßlichem Attentat erneut Harris verantwortlich

Der mutmaßliche Schütze habe „die Rhetorik von Biden und Harris geglaubt und danach gehandelt“, so Trump, der dafür keine Belege lieferte. „Ihre Rhetorik führt dazu, dass auf mich geschossen wird, obwohl ich derjenige bin, der das Land retten wird, und sie sind diejenigen, die das Land zerstören - sowohl von innen als auch von außen“, so der ehemalige Präsident weiter.

Donald Trump beim Wahlkampfauftritt in Flint.

Donald Trump beim Wahlkampfauftritt in Flint.

Trump hatte bereits nach dem Attentatsversuch auf einer Wahlkampfveranstaltung in der Nähe von Butler im Juli Harris verantwortlich gemacht. „Ich habe mir wahrscheinlich eine Kugel in den Kopf gejagt, wegen der Dinge, die sie über mich sagen“, sagte der republikanische Kandidat im TV-Duell der beiden Präsidentschaftsanwärter.

J.D. Vance warnt Demokraten, „mit diesem Scheiß aufzuhören“

Auch Trumps Running Mate, J.D. Vance ging zu Wochenbeginn auf den Vorfall, bei dem ein Mann bewaffnet in der Nähe von Donald Trump auf einem Golfplatz gelauert hatte, ein. „Der große Unterschied zwischen Konservativen und Liberalen besteht darin, dass in den letzten Monaten niemand versucht hat, Kamala Harris zu töten, während in den letzten Monaten zwei Leute versucht haben, Donald Trump zu töten“, sagte der Senator aus Ohio laut CNN.

„Ich würde sagen, das ist ein ziemlich deutlicher Beweis dafür, dass die Linke ihre Rhetorik abschwächen und mit diesem Scheiß aufhören muss“, so Vance weiter.

Donald Trump wiederholt bei Wahlkampfauftritt falsche Behauptungen

Die Demokraten zeigten angesichts dieser Aussagen irritiert. Die Abgeordnete Nikema Williams verurteilte Vances Äußerungen. Die Aussagen seien deplatziert, es gehe darum, „die Rhetorik zu ändern und das Land zusammenzubringen“, so die Demokratin aus Georgia in der Sendung ‚CNN This Morning‘.

Trump präsentierte sich als Verteidiger der US-Autoindustrie. Sollte er am 5. November nicht die Wahl gewinnen, werde „es keine Arbeitsplätze in der Automobilindustrie“ mehr geben, sagte der 78-Jährige. Trump wiederholte auch seine falschen Behauptungen, er habe die Präsidentschaftswahlen 2020 gewonnen. „Jeder wusste, dass wir die Wahl gewonnen haben“, sagte Trump und löste damit Applaus in der Menge aus.

Trump und die demokratische Kandidatin Harris liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Weiße Haus. Harris meldete sich am Dienstag telefonisch bei ihrem Rivalen und bekundete ihre Erleichterung über den glimpflichen Ausgang des mutmaßlichen Attentatsversuchs. Harris und Trump hätten ein „herzliches und kurzes“ Telefonat geführt, erklärte das Weiße Haus.

Umfragen prognostizieren knappen Ausgang von US-Wahl

Harris sagte bei einem Auftritt im Bundesstaat Pennsylvania, sie habe hören wollen, ob es Trump gut gehe. „Und ich habe ihm gesagt, was ich öffentlich gesagt habe: Es gibt keinen Platz für politische Gewalt in unserem Land“, sagte Harris in einem Interview mit der Nationalen Vereinigung schwarzer Journalisten (NABJ).

Pennsylvania zählt wie Michigan zu den sogenannten Swing States, die bei der Wahl im November besonders umkämpft sind. Die Umfragen sagen einen äußerst knappen Ausgang der Wahl voraus. Nach dem Attentatsversuch hatte Trump Harris und Präsident Joe Biden vorgeworfen, mit ihrer Wortwahl Gewalt gegen ihn anzuzetteln. Der Rechtspopulist ist bekannt dafür, seinerseits das politische Klima mit polemischen Äußerungen anzuheizen.

Biden und Harris hatten sich bereits am Sonntag erleichtert darüber geäußert, dass Trump bei dem Vorfall unversehrt blieb. Zuvor war in Florida ein Mann festgenommen worden, der sich mit einem Gewehr bewaffnet an Trumps Golfplatz in West Palm Beach postiert hatte. Nach Erkenntnissen der Ermittler war er wenige hundert Meter von dem Ex-Präsidenten entfernt. Der Mann gab keinen Schuss ab. Die Ermittler vermuten einen „versuchten Mordanschlag“. (pst mit afp)