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Ukraine-Krieg„New York Times“ macht Verantwortliche für Butscha-Massaker aus

Lesezeit 3 Minuten
In der ukrainischen Stadt Butscha, 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, bot sich nach dem Rückzug der russischen Armee ein Bild des Grauens.

In der ukrainischen Stadt Butscha, 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, bot sich nach dem Rückzug der russischen Armee ein Bild des Grauens.

Die „New York Times“ hat in einer achtmonatigen Recherche exklusive Erkenntnisse im Rahmen des Massakers in Butscha veröffentlicht.

Im April dieses Jahres gingen Bilder aus der Kleinstadt Butscha in der Ukraine um die Welt, die schockierten. Seit Februar herrscht in der Ukraine der Angriffskrieg durch Russland. Doch auf den Bildern und den Videos der Yablunska-Straße waren vor allem die Leichen von Zivilisten zu sehen.

Nach acht Monaten Recherche, hat die New York Times nun Erkenntnisse veröffentlicht, die Verantwortliche für das Massaker ausmacht. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte damals geleugnet, dass das russische Militär etwas damit zu tun habe und nannte die Aussage eine Provokation.

Reporter der Times sammelten Beweise vor Ort in Butscha

Wie die Times selbst schreibt, haben eigene Reporter sich nach dem Abzug der russischen Streitkräfte aus Butscha, vor Ort Beweismaterialien gesammelt. Sie befragten die Einwohnenden, sicherten Videoaufnahmen von Überwachungskameras und erhielten Informationen aus Regierungsquellen. Zurück in New York wurde das Material anschließend ausgewertet. Diese Beweissicherung sei laut Times vor allem wichtig dafür, dass der Internationale Gerichtshof mögliche Kriegsverbrechen identifizieren kann.

Aus den Recherchen hat sich laut Angaben der Times ergeben, dass es sich bei den Angreifern um das 234. Regiment der russischen Armee handelt. Das ist eine Fallschirmjägereinheit mit Sitz in der westrussischen Stadt Pskow. Die Times schreibt, das seien die Hauptverantwortlichen für die Morde in der Yablunska-Straße. Zur Identifizierung nutzten die Reporter den Abgleich der militärischen Ausrüstung, Uniformabzeichen, Funkverkehr und Packzettel auf Munitionskisten. Zusätzliche Beweise sind Telefonaufzeichnungen und entschlüsselte Rufzeichen, die von den Kommandeuren über den russischen Funk benutzt wurden.

Nicht nur Täter, auch Opfer des Massakers identifiziert

Auch hatten die russischen Soldaten, laut den Berichten der Einwohnenden, häufig Telefone beschlagnahmt. Zudem benutzten die Soldaten die Handys der Getöteten, um nach Russland zu telefonieren. Die New York Times zog diese Information aus einer Datenbank der ukrainischen Behörde, in der alle Anrufe und Nachrichten, die in dem Zeitraum aus der Region Butscha nach Russland gingen, aufgelistet waren.

Die Times schreibt dazu: „Durch die Analyse der von den russischen Soldaten gewählten Telefonnummern und die Aufdeckung von Social-Media-Profilen ihrer Familienangehörigen konnte The Times die Identität von zwei Dutzend Fallschirmjägern als Angehörige des 234. Regimentes bestätigen.“

Neben Tätern konnten durch die Recherche auch Opfer des Massakers identifiziert werden. Bei den Opfern handele es sich um Einwohnende der Stadt Butscha oder aus den benachbarten Städten, aus allen Alters- und Berufsgruppen.

Times nennt Einsatz „systematischen Säuberungsaktion“

Das erschreckende an dieser Erkenntnis sei, wie die New York Times schreibt: „Die Opfer in der Yablunska-Straße starben weder im Kreuzfeuer zwischen russischen und ukrainischen Streitkräften, noch wurden sie versehentlich im Nebel des Krieges erschossen. Unsere Untersuchung zeigt, dass russische Truppen sie absichtlich töteten, offenbar im Rahmen einer systematischen ‚Säuberungsaktion‘, um den Weg zur Hauptstadt zu sichern.“

Neben diesen Erkenntnissen, hat die New York Times weitere Rechercheergebnisse zu den Verantwortlichen veröffentlicht, und zwar, wer diese Operation der Fallschirmjägereinheit leitete. Dabei handelte es sich offenbar um Oberstleutnant Artyom Gorodilov, der Kommandeur des 234. Regimentes. Identifiziert wurde er über sein Rufzeichen, das über Funk verwendet und über Sicherheitskameras entlang der Yablunska-Straße aufgezeichnet wurde. Zudem bestätigten zwei Soldaten in Interviews mit der Times, dass Gorodilov vor Ort war.

Nach dem Rückzug der russischen Truppen und wenige Tage nach dem Auftauchen der Bilder, fand eine Zeremonie statt, in der der Oberstleutnant Gorodilow im April vom damaligen Chef der Luftlandetruppen, Generaloberst Andrej Serdjukow, zum Oberst befördert wurde. Doch keiner der beiden nahm damals Stellung zu den Geschehnissen in Butscha. Dazu schreibt die Times: „Da sie die Gräueltaten in Butscha weder unterbunden noch untersucht haben, könnten sie letztlich die Verantwortung dafür tragen.“ (khe)