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Reform von BeratungsgremiumLaien und Geistliche richten Protestbrief an Woelki

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Marianne Arndt, Gemeindereferentin, predigt bei einer Messe in der Katholischen St. Elisabeth-Kirche.

Woelki-Kritikerin: Marianne Arndt, hier bei einer Predigt in der Kirche St. Elisabeth in Köln-Mülheim.

Vielfältige Perspektiven und Stärkung der Laien verspricht sich der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki von seiner Reform des Diözesanpastoralrats. Bisherige Ratsmitglieder widersprechen ihm entschieden und haben große Bedenken gegen die Reformpläne.

15 zum Teil prominente Laien und Geistliche aus dem Erzbistum Köln haben sich in einem Brief an den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki tief besorgt über die geplante Reform des Diözesanpastoralrats (DPR) geäußert. „Wir Mitglieder des DPR sind konsterniert über die Entscheidung von Ihnen, Herr Kardinal, den DPR in anderer Form neu einzuberufen“, heißt es in dem Schreiben. Erstunterzeichner sind die Kölner Gemeindereferentin Marianne Arndt, der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth, die Pastoralreferentin Regina Oediger-Spinrath (Elsdorf/Bedburg) und die Bonner Religionslehrerin Agnes Steinmetz. Auch der oberbergische Kreisdechant Christoph Bersch und der Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses, Gregor Stiels, haben den Brief unterschrieben.

„Wir stellen fest, dass wir bei dieser bedeutsamen Entscheidung zu keinem Zeitpunkt beratend hinzugezogen wurden und über die gefällte Entscheidung lediglich per Mail und die Vertreter des Priesterrates sowie die Dechanten über das Ergebnis in einer Videokonferenz informiert wurden“, heißt es in dem Brief. Dabei räumen die Autoren ein, dass Änderungen sicherlich möglich seien – „aber warum geschieht das im Alleingang der Bistumsleitung und nicht mit unserer Beteiligung?“.

Das Erzbistum widersprach dieser Darstellung am Mittwochnachmittag laut Domradio: Es habe mehrere Videokonferenzen mit verschiedenen Gremien und Gruppen aus dem DPR gegeben, auch mit dem Vorstand des Diözesanrats der Katholiken, also der Spitzenvertretung der Laien.

Woelki will 18 Laienvertreter auslosen lassen

Das in Köln als DPR bezeichnete Gremium aus Geistlichen und Laien ist ein im katholischen Kirchenrecht zwingend vorgesehenes zentrales Beratungsorgan, dessen Zusammensetzung aber von Bistum zu Bistum variiert. Wie berichtet, will Woelki den Rat von 75 auf 51 Mitglieder verkleinern. Dabei soll der Anteil der Laien zwar erhöht werden, aber dadurch, dass künftig 18 Mitglieder unter notarieller Aufsicht ausgelost werden. Woelki hatte seine Reform recht kurzfristig am 31. Mai angekündigt – nur ein Dreivierteljahr, nachdem er im Amtsblatt des Erzbistums eine überarbeitete Satzung veröffentlicht hatte, die noch die bisher gewohnte Zusammensetzung vorsah.

Künftig dagegen sollen nur noch zwei statt bisher zehn Mitglieder vom Diözesanrat, der aus Wahlentscheidungen in Gremien und Verbänden hervorgegangenen Spitzenvertretung, entsandt werden. Auch die Pastoral- und Gemeindereferenten sollen nur noch mit jeweils zwei statt bisher fünf Personen vertreten sein. Die Unterzeichner des Briefes heben hervor, dass diese Berufsgruppen anders als Dechanten, Pfarrer und Leitungspersonen selbst kein Gremium hätten, in dem sie „entscheidend beraten können“. Dass Woelki bei dem geplanten Losverfahren den Vergleich zu Bürgerräten ziehe, klinge verlockend. „Wir hinterfragen aber deutlich, ob diese hier vorgesehene Form derjenigen im öffentlich-politischen Raum entspricht. Zudem erscheint uns dieses Verfahren intransparent.“

Erzbistum: Synodalität heißt gewohnte Strukturen in Frage zu stellen

Dagegen betont das Erzbistum, die Laien erhielten im DPR eine stärkere Stellung. Nach zehn Jahren sei es an der Zeit, den Rat weiterzuentwickeln. Synodalität sei „kein Arbeits- oder Sitzungmodus, sondern eine Haltung“. Sie ernst zu nehmen bedeute „auch gewohnte Strukturen in Frage zu stellen“.

Die Unterzeichner erinnern an vergangene Kontroversen, die aber zu konstruktiven Lösungen geführt hätten. Und sie fragen: „Soll in Zukunft Beratung vor allem die Informationsweitergabe seitens der Bistumsleitung bedeuten – der Art und Weise entsprechend, wie Sie die Veränderung des DPR initiiert haben? Was verstehen Sie unter kritischer Auseinandersetzung?“

Während die Briefautoren ihr Schreiben öffentlich machten, haben die Vorbereitungen für das Losverfahren längst begonnen: Vom 1. August sind Bewerbungen für die auszulosenden Plätze möglich.