Washington – Die Frage wird nun schon zum dritten Mal gestellt, und Armin-Paul Hampel traut sich immer noch nicht an eine Antwort heran. „Auf jeden Fall kann man von den Amerikanern lernen, dass es auch dort ein sinkendes Vertrauen der Menschen in die etablierten Parteien gibt“, hat der außenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion im ersten Anlauf ebenso gestelzt wie ausweichend formuliert. „Diese Figur muss man sich wahrscheinlich über längere Zeit angucken, um ihn einschätzen zu können“, schwurbelt er nun.
Dabei ist es wirklich nicht abwegig, einen Politiker der rechtspopulistischen AfD zu fragen, was er von US-Präsident Donald Trump hält – schon gar nicht, wenn er sich zu politischen Gesprächen in Washington aufhält und Hampel heißt. Der Ex-Journalist redet gerne und viel und positioniert sich in Deutschland als demagogischer Anwalt der Protestwähler. Trump ist das Idol aller Anti-Establishment-Bewegungen, die AfD-Spitze hat ihm zum Amtsantritt „hoffnungsvoll“ gratuliert. Da sollte eine kleine Eloge nicht schwerfallen.
Hampel im abgewetzten Dreiteiler
Aber nun sitzt Hampel im abgewetzten Dreiteiler in der deutschen Botschaft in Washington. Es ist das erste Mal, dass AfD-Politiker hier eine Pressekonferenz geben. Zwar hatte der AfD-Religionspolitiker Volker Münz im Februar gemeinsam mit Abgeordneten anderer Parteien am Nationalen Gebetsfrühstück von Trump teilgenommen, und Fraktionschefin Alice Weidel hat im Frühjahr (in der Schweiz) den früheren Chefideologen Steven Bannon getroffen, der von ihr in höchsten Tönen schwärmte.
Aber Hampel befindet sich mit Dienstreise-Genehmigung des Bundestages auf der ersten offiziellen US-Visite der Rechtsaußen-Fraktion. Und ganz offensichtlich will er dokumentieren, dass er die Reise auf Steuerzahlerkosten nicht zur parteipolitischen Agitation missbraucht. Der Verteidigungspolitiker Jens Kestner, der ihn auf Kosten der Fraktion begleitet, bleibt bei der anderthalbstündigen Pressebegegnung vorsichtshalber ganz stumm.
Viel Zeit für Hampel
Das Programm der beiden Abgeordneten liest sich bescheiden: Gespräche auf mittlerer Arbeitsebene im Außenministerium und im Pentagon, Treffen mit Mitarbeitern von Kongressabgeordneten und Senatoren, ein Besuch bei der rechten Denkfabrik Rand, die für Trumps Politik nicht maßgeblich ist. Es ist nicht einfach für deutsche Oppositionsvertreter, in der US-Hauptstadt hochkarätige Ansprechpartner zu finden. Das haben auch andere Parteien zu spüren bekommen. Aber für vier Tage wirken die Termine doch etwas luftig.
Jedenfalls hat Hampel in der Botschaft viel Zeit, über die Weltlage zu philosophieren. Per Pressemitteilung hatte er im März die US-Strafzölle verteidigt: Trump mache nur, wofür er gewählt worden sei. Auch jetzt kritisiert er ausschließlich Berlin: „Trump ist ein Geschäftsmann. Da muss man auf breiter Front agieren.“
Die Bundesregierung habe das Problem komplett falsch angepackt
Tatsächlich waren Kanzlerin Angela Merkel, Außenminister Heiko Maas und Wirtschaftsminister Peter Altmaier bei der US-Regierung vorstellig geworden. Doch die Bundesregierung habe das Problem komplett falsch angepackt, doziert Hampel: „Man muss mit der Konfrontation aufhören und reden.“
Wie wenig freundliches Verhandeln freilich bisweilen nutzt, hat gerade der kanadische Premierminister Justin Trudeau erfahren, der von Trump aus heiterem Himmel verstoßen und beleidigt wurde. Die Details will Hampel nicht mitbekommen haben. Er findet die „America-First“-Politik schließlich beispielhaft, obwohl der US-Präsident den Deutschen nun offen mit Auto-Zöllen droht. „Das nehme ich erst mal nicht ernst“, wischt der AfD-Mann die Gefahr kurzerhand beiseite. Auf eine Wette will er sich aber lieber doch nicht einlassen.
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