Köln/Rom – Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki muss weiter auf eine Entscheidung über das Rücktrittsgesuch warten, das er bereits vor der Rückkehr aus seiner Auszeit am Aschermittwoch (2. März) eingereicht hatte. Papst Franziskus betonte in einem Interview mit zehn Zeitschriften des Jesuitenordens, darunter den deutschen „Stimmen der Zeit“, er wolle ohne Druck darüber entscheiden. Zugleich stellte er klar, dass Woelki sein Gesuch nicht aus freien Stücken verfasst habe.
„Als die Situation sehr turbulent war, bat ich den Erzbischof, für sechs Monate wegzugehen, damit sich die Dinge beruhigten und ich klarer sehen konnte“, sagte der Papst wörtlich: „Denn wenn das Wasser aufgewühlt ist, kann man nicht gut sehen. Als er zurückkam, bat ich ihn, ein Rücktrittsgesuch zu verfassen. Er tat dies und gab es mir.“
Papst hat Woelkis Gesuch „in der Hand“
Woelki hatte in einem Hirtenwort anlässlich seiner Rückkehr dagegen betont, er habe sein Gesuch als Ausdruck einer „Haltung innerer Freiheit“ aufgesetzt. Schon zuvor hatte er einräumen müssen, dass er mit seiner Auszeit einer Aufforderung aus Rom nachkam – während er sie nach ursprünglicher Darstellung auf eigenen Wunsch gewährt bekam. Franziskus sagte: „Unter Druck ist es nicht möglich, zu unterscheiden“. Er habe aber Woelkis Gesuch „in der Hand“. Zudem ziehe er eine erneute Untersuchung zu finanziellen Problemen in Köln „in Erwägung“. Das Gespräch wurde am 19. Mai geführt und am gestrigen Dienstag in zehn Sprachen zugleich veröffentlicht.
Woelki „noch nicht am Schmitz Backes vorbei“
Der in Münster lehrende Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte der Rundschau, Franziskus habe deutlich gemacht, dass Woelki „noch nicht am Schmitz Backes vorbei“, also noch nicht in Sicherheit sei. Im Zusammenhang mit dem Rücktrittsangebot habe der Papst Woelki letztlich der Lüge bezichtigt. Dagegen erklärte das Erzbistum, Woelkis Aussagen und die des Papstes seien vereinbar. „Der Papst hat die Bitte geäußert, Kardinal Woelki möge das Amt als Erzbischof von Köln zur Verfügung zu stellen, der Kardinal hat diese Bitte mit in sein Gebet genommen und dann in der Haltung innerer Freiheit den Amtsverzicht angeboten. So wurde es auch kommuniziert.“ Auch zur Auszeit habe sich Woelki korrekt geäußert: Er habe den Wunsch ausgeführt, 30-tätige Exerzitien zu machen. „Dass daraus aber eine viereinhalbmonatige Auszeit wurde, geht auf den Wunsch des Heiligen Vaters zurück.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Gefährlich für Woelki könnte nach Schüllers Einschätzung die erwogene neue Prüfung in Finanzfragen werden. Klerus- und Bischofskongregation hatten Woelkis Umgang mit einem Sondervermögen im „Erzbischöflichen Stuhl“ zwar gebilligt. Der Papst schaue aber genau hin, sagte Schüller und erinnerte an den Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst, der letztlich nicht über den Streit im Bistum gestürzt sei, sondern über eine Finanzfrage.