Wirtschaft und Inflation, Migration oder auch die Entwicklung der Kriminalitätsrate und das Sicherheitsempfinden: Diese Themen bewegen die Menschen in NRW zurzeit besonders stark. Ein Überblick
NRW Check 2024Wo die Menschen in NRW die größten Probleme sehen
Welche Herausforderungen für ihr Bundesland erachten die Wählerinnen und Wähler als die größten und dringendsten? Die Ergebnisse des jüngsten NRW Checks des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von 38 Tageszeitungen zeigen: Im Vergleich zur letzten Befragung im März 2024 hat sich die Problempriorität klar in Richtung Wirtschaftslage verschoben. Doch auch die Themen Migration und Flüchtlinge sowie Verkehr und Mobilität sind den Menschen in NRW besonders wichtig.
Die wirtschaftliche Lage
Die prekäre Situation in der Automobilindustrie, der drohende Stellenabbau im großen Stil bei Ford und dem Stahlriesen Thyssen Krupp, Preissteigerungen: Die wirtschaftliche Lage ist aus Sicht von 32 Prozent der befragten Wahlberechtigten zurzeit das größte Problem in NRW. Das stellt eine deutliche Steigerung zum letzten NRW Check im März dar, wo nur 14 Prozent die Wirtschaft als drängendstes Problem genannt hatten. Je älter die Menschen sind, desto eher machen sie sich Sorgen um die ökonomische Lage des Landes. So gaben in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen 22 Prozent an, die Wirtschaft als größtes Problem zu sehen, in der ältesten Gruppe (über 60 Jahre) waren es 38 Prozent.
Auch den Befragten, die ein höheres Haushaltsnettoeinkommen zur Verfügung haben, macht die Wirtschaftslage die meisten Sorgen. In der Gruppe der Wähler mit einem Nettoeinkommen von unter 2000 Euro pro Monat waren 25 Prozent dieser Meinung, bei denen mit bis 3000 Euro Einkommen waren es 37 Prozent. In den Gruppen der Befragten mit bis zu 4000 Euro sowie mit über 4000 Euro Nettoeinkommen gaben jeweils 34 Prozent die Wirtschaftslage als drängendstes Problem in NRW an. Blickt man auf die Parteienpräferenz, machen sich die CDU-Anhänger am häufigsten Sorgen um die Wirtschaft (41 Prozent). Bei den Anhängern der AfD sind es 36 Prozent, bei denen der SPD 34 Prozent und bei den Grünen nur 25 Prozent.
Migration und Flüchtlinge
War die Migrations- und Flüchtlingspolitik im März aus Sicht der Wählerinnen und Wähler in NRW noch die größte Herausforderung, ist sie nun auf Rang zwei gelandet. 31 Prozent der Befragten nannten Zuwanderung im NRW Check als drängendstes Problem. Nur eine Minderheit von 24 Prozent der Befragten ist überdies der Auffassung, dass die Bewältigung der Migration in NRW gut gelingt, fast drei Viertel (72 Prozent) sagen, dass sie weniger gut oder schlecht gelingt. Je größer die Stadt, in der die Befragten leben, desto eher gaben sie an, dass die Bewältigung der Migration weniger gut oder schlecht gelinge. Auch die Anhänger der AfD sind mit sehr großer Mehrheit dieser Meinung (97 Prozent). Bei den SPD-Anhängern waren es 77 Prozent, bei denen der CDU 69 Prozent. Lediglich die Anhänger der Grünen bewerten die Situation etwas anders: Fast die Hälfte (47 Prozent) ist der Meinung, die Bewältigung der Zuwanderung in NRW klappt gut, 45 Prozent gaben an, sie funktioniere weniger gut.
Verkehr und Mobilität
Auch die Verkehrssituation liegt den Wahlberechtigten am Herzen: Auf der Liste der Problemprioritäten im NRW Check steht sie derzeit auf Platz drei. Mehr als die Hälfte der insgesamt Befragten bewertet sowohl die Verkehrssituation in ihrem Wohnort für die Autofahrer (58 Prozent) als auch das Angebot des ÖPNV (56 Prozent) und das Angebot an Fahrradwegen (53 Prozent) als schlecht. Positiv wahrgenommen wird in der eigenen Stadt oder Gemeinde lediglich die Situation für Fußgänger: Hier geben 70 Prozent der Befragten an, diese sei gut. Die Situation des ÖPNV wird in großen Städten ab 100 000 Einwohner allerdings eher als gut angesehen als in kleineren Orten. Die Situation für Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger wird dagegen in den kleineren Städten tendenziell besser bewertet.
Schul- und Kitapolitik
Fehlende Kitaplätze, Lehrermangel, Unterrichtsausfall: Die Mängelliste im Bereich der Schulen und Kindertagesstätten ist nicht nur in NRW lang. Hier fällt das Meinungsbild durchweg negativ aus: Gut drei Viertel (76 Prozent) aller Befragten sind laut der Forsa-Umfrage mit der derzeitigen Schulpolitik weniger oder gar nicht zufrieden, nur elf Prozent sind zufrieden. Betrachtet man nur diejenigen Befragten, bei denen Kinder im Haushalt leben, sind zwar mit 17 Prozent etwas mehr Menschen zufrieden als insgesamt. Gleichzeitig liegt der Anteil der nicht Zufriedenen mit 78 Prozent ebenfalls höher als im Durchschnitt. Auffällig: Je jünger die Befragten sind, desto häufiger bewerten sie die Schulpolitik positiv. Bei den 18- bis 29-Jährigen, also denen, die die Schule vor noch nicht allzu langer Zeit verlassen haben, gaben 20 Prozent an, zufrieden zu sein, bei den 30- bis 44-Jährigen waren es noch 14 Prozent. Von den 45- bis 59- sowie den über 60-Jährigen waren nur noch jeweils acht Prozent zufrieden.
Die Situation der Kindertagesstätten in NRW, also das Platzangebot und die Verfügbarkeit von ausreichend Personal, bewerten nur sieben Prozent der Wahlberechtigten als gut, 82 Prozent dagegen als weniger gut oder schlecht. Bei Menschen mit Kindern im Haushalt sind nur fünf Prozent der Meinung, die Situation der Kitas sei gut, satte 89 Prozent betrachten sie als schlecht. Dieses negative Stimmungsbild findet sich in kleineren Gemeinden genauso wie in Großstädten und zieht sich durch alle politischen Lager.
Kriminalität und Sicherheitsempfinden
Gravierenden Taten wie der Messerattacke von Solingen im August zum Trotz fühlen sich gut zwei Drittel (67 Prozent) der Bürgerinnen und Bürger von NRW in ihrer Stadt beziehungsweise Gemeinde sicher oder sehr sicher. 31 Prozent fühlen sich dagegen weniger oder gar nicht sicher.
Zwischen den Geschlechtern gibt es dabei kaum Unterschiede: 66 Prozent der Frauen und 68 Prozent der Männer gaben an, sich sicher zu fühlen. Das Sicherheitsempfinden hängt vorrangig von der Größe der Stadt oder Gemeinde ab, in denen die Befragten leben. Während sich 84 Prozent der Wahlberechtigten in Gemeinden mit weniger als 20 000 Einwohnern sicher fühlen, sind es in Städten mit bis zu 100 000 Einwohnern immerhin noch 74 Prozent. In Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern (59 Prozent) und in Metropolen mit über 500 000 Einwohnern (53 Prozent) ist das Sicherheitsgefühl deutlich geringer.