„Nicht unberührt lassen“Bischofskonferenz will Arbeitsrecht für Queere ändern
Bad Staffelstein – Katholische Bischöfe wollen noch in diesem Jahr ihr kirchliches Arbeitsrecht ändern. Das kündigte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, gestern zum Ende der Frühjahrsvollversammlung der 69 Diözesan- und Weihbischöfe im fränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen an. Das kirchliche Arbeitsrecht der Katholiken war zuletzt im Rahmen der Initiative „Out in Church“ in die Kritik geraten.
Im Februar hatten sich 125 Mitarbeiter der katholischen Kirche als queer geoutet, um auch öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass ihnen wegen ihrer sexuellen Orientierung bis heute berufliche Konsequenzen drohen.
100.000 Unterschriften für Reformen: „Das kann uns nicht unberührt lassen“
Am Rande der Vollversammlung hatten Vertreter der Initiative den Bischöfen mehr als 100.000 Unterschriften für Reformen des kirchlichen Arbeitsrechts übergeben. „Das kann uns als Bischöfe nicht unberührt lassen“, sagte Bätzing. Es werden bereits intensiv an einer Revision der „Grundordnung“ gearbeitet, die die bundesweite Grundlage für das kirchliche Arbeitsrecht bietet. „Wir werden den Blick nicht vor allem auf die Personen und die persönliche Lebensweise richten“, sagte Bätzing.
Es werde in der reformierten Grundordnung vor allem darum gehen, dass kirchliche Mitarbeiter den Glauben und Grundwerte der Kirche mittragen. Eine erste Lesung des Dokuments soll es im „Ständigen Rat“ der Bischofskonferenz im Juni geben. „Ich stehe dafür, dass wir diese Veränderungen machen“, sagte Bätzing. „Ich glaube, dass das sehr angemessen ist, um gegen die Diskriminierung bestimmter Lebensformen und Lebensweisen vorgehen zu können.“
Die Bischöfe haben sich bei ihrer Tagung außerdem über die von der Bundesregierung geplante Streichung des Werbeverbots für Abtreibung verständigt. Bätzing sagte, die Bischofskonferenz lehne eine Streichung des Paragrafen 219a StGB ab: „Sofern Reformbedarf besteht, halten wir eine Überarbeitung des Paragrafen 219a StGB weiterhin für den besseren Weg als die Streichung aus dem Strafgesetzbuch.“ Bätzing sagte weiter: „Wir haben weiterhin die Sorge, dass das Schutzniveau zulasten des grundgesetzlich gebotenen Lebensschutzes zu sehr abgesenkt wird.“
Fall Woelki: Brücken der Versöhnung zu schlagen, werde schwierig
Als der Vorsitzende seinen Abschlussbericht vortrug, befand sich ein anderer Bischof schon nicht mehr in Vierzehnheiligen. Kölns Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki war wegen Terminen in seiner Bischofsstadt bereits am Vorabend des Abschlusstags ins Rheinland zurückgefahren.
Während der Konferenz, die traditionell hinter verschlossenen Türen stattfand, habe Woelki die übrigen Bischöfe über seine persönliche Situation informiert. „Ich bin schon mal dankbar, dass der Erzbischof an der Vollversammlung hier teilgenommen hat und sich aktiv eingebracht hat“, sagte Bätzing.
Rüge für die Kollegen
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, rügt seine Bischofskollegen, für das Schwänzen des morgendlichen Gottesdienstes. Es sei ihm auch „aufgefallen“, dass die Teilnahme an den frühmorgendlichen Messen bei der DBK-Frühjahrsvollversammlung in diesem Jahr nicht so rege gewesen sei wie sonst. Er halte es eigentlich „für eine Selbstverständlichkeit“, dabei zu sein. Allerdings habe er von einem älteren Bischofskollegen gehört, der Weg von der Unterkunft der Bischöfe hoch zur Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein sei doch sehr steil gewesen.
Über Woelkis Zukunft würden nach dessen Rücktrittsangebot der Papst und der Präsident der Kongregation für die Bischöfe, Kardinal Marc Ouellet, entscheiden. „Wir dürfen aber nicht die schwierige Situation vernachlässigen, die dort präsent ist“, sagte Bätzing. Es werde nicht einfach sein, dort Brücken der Versöhnung zu schlagen. Auch Woelki habe aber eine Chance verdient.
Ukraine-Krieg überschattet Bischofskonferenz
Überschattet wurde die gesamte Tagung der Deutschen Bischofskonferenz indes von der Situation in der Ukraine. „Wir verurteilen den russischen Einmarsch in die Ukraine uneingeschränkt“, heißt es in einer Erklärung, die die Bischöfe am Abschlusstag der Vollversammlung verabschiedeten.
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Bätzing sagte, der Papst würde nach seiner Einschätzung sofort nach Moskau reisen, um in dem Konflikt zu vermitteln. Doch so einfach sei das nicht möglich. „Die Päpste versuchen das seit 30 Jahren, aber kommen nicht hin.“ Ein Besuch sei bisher seitens der russisch-orthodoxen Kirche nicht gewollt. (mit epd/dpa)