Neue Vorwürfe im Erzbistum KölnKatholische Regionalchefs kritisieren Woelki scharf
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Köln – Drei katholische Regionalchefs im Erzbistum Köln haben Kardinal Rainer Maria Woelki scharf kritisiert. Sollten neue Vorwürfe gegen ihn zutreffen, „stehen wir wahrscheinlich vor einem neuen Tiefpunkt in der Krise des Kölner Erzbistums“, erklärte der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken am Dienstag.
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass PR-Berater Woelkis Ende 2020 auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln Pläne für dessen „Überleben“ im Amt entworfen hätten. Bekannt war bereits, dass Woelki 820 000 Euro für PR-Beratung ausgegeben hat.
Dem Bericht zufolge schlugen ihm die Kommunikationsexperten vor, den Beirat von Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der Auseinandersetzung auf seine Seite zu ziehen. Die Betroffenen sollten demnach seine Entscheidung unterstützen, ein erstes Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern aufgrund von rechtlichen Bedenken nicht zu veröffentlichen. Woelki solle dabei auf „Emotionen, Glaubhaftigkeit und Echtheit“ setzen, so die PR-Berater.
Picken forderte Woelki auf, unverzüglich zu dem Zeitungsbericht Stellung zu nehmen. „Sollte Kardinal Woelki die benannten Empfehlungen seiner PR-Berater wirklich umgesetzt haben, könnte das einen irreparablen Schaden an der Integrität des Kardinals hinterlassen und wäre nur noch schwer zu tolerieren“, so Picken.
Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine schrieb in einem Facebook-Beitrag, wenn die Darstellung so zutreffe, komme dies „einer moralischen Bankrotterklärung der Bistumsleitung dem Betroffenenbeirat und allen Betroffenen gegenüber“ gleich. Dass das Erzbistum derzeit keine Stellungnahme zu dem vertraulichen Papier abgeben wolle, könne er angesichts der Resonanz und Brisanz nicht verstehen „und schon gar nicht akzeptieren“.
„Verlust an Glaubwürdigkeit und Vertrauen“
Das Kölner Erzbistum hatte sich zu den Vorwürfen am vergangenen Freitag gegenüber der Rundschau folgendermaßen geäußert: „Wie Sie wissen, berichten wir aus vertraulichen Papieren grundsätzlich nicht.“ Man bitte um Verständnis. „Dass das Erzbistum Köln eine Krisenberatungsagentur eingeschaltet hat, ist bekannt, die dafür angefallenen Kosten hat das Erzbistum bereits in seiner Pressemitteilung am 4. Dezember 2021 selbst öffentlich gemacht.“
Inoffiziell hieß es jedoch aus Teilnehmerkreisen, der Kardinal habe sich selbstverständlich um das Einverständnis des Betroffenenbeirats bemüht. Das Gespräch sei aber ergebnisoffen.Ob es eine weitere offizielle Reaktion geben wird, war am Dienstagmorgen noch unklar.
Auch der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth forderte Woelki auf, sich zu erklären. „Vom nach der Rückkehr unseres Erzbischofs aus der Auszeit verheißenen Neuanfang im Erzbistum bleibt nicht mehr viel übrig“, kritisierte Kurth in einer Erklärung.
„Wir stehen vor einem weiteren Tiefpunkt in der Krise des Verlustes an Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Ansehen und Amt des Erzbischofs von Köln und damit des Erzbistums Köln sind weiter beschädigt.“
Woelki war im vergangenen Jahr von Papst Franziskus in eine fünfmonatige Auszeit geschickt worden. Der Papst hatte ihm „große Fehler“ insbesondere in seiner Kommunikation im Zusammenhang mit dem nicht veröffentlichten Missbrauchsgutachten vorgeworfen.
Anfang März nahm Woelki seine Amtsgeschäfte wieder auf. Allerdings musste er ein Rücktrittsgesuch einreichen, über das der Papst noch entscheiden muss. (dpa)