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Nachfrage steigt starkGrippe-Impfstoff bereits in vielen Apotheken der Region knapp

Lesezeit 3 Minuten
Grippe-Impfstoff

Eine Spritze mit einem Influenza Impfstoff

  1. In den Apotheken in Nordrhein rechnen Ärzte mit einer höheren Nachfrage nach dem Grippe-Impfstoff.
  2. Aktuell fehlen vor allem Einzeldosen für Privatpatienten.
  3. Ärzte fordern, nur über 60-Jährige und Risikogruppen zu impfen.

Berlin/Düsseldorf – In den Apotheken in Nordrhein herrscht Unruhe. „Grippe-Impfstoff ist in vielen Apotheken knapp. Die Nachfrage der Arztpraxen nach Influenza-Impfungen ist stark gestiegen, wir haben jetzt bereits eine Situation wie sonst zum Ende der Grippesaison“, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, unserer Redaktion. „Vor allem Einzeldosen, die Privatpatienten in der Apotheke kaufen müssen, sind aktuell kaum noch vorrätig.“ Nicht viel besser sähe es bei den Mehrfachpackungen für Kassenpatienten aus, aber hier seien Praxen bei Vorbestellung gut bevorratet worden.

Von einem Mangel will die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) zum jetzigen Zeitpunkt nicht sprechen. „Die Impfsaison beginn ja gerade erst“, so ein Sprecher. Praxen würden entsprechend ihrer Vorbestellung durch die Apotheken beliefert, so der KV-Sprecher. Praxen aber, die nicht vorbestellt haben, können Probleme bekommen. Zudem erwartet auch die KV einen Ansturm: „Wir rechnen in diesem Jahr mit einer deutlich höheren Nachfrage.“

Gesundheitsministerium und PE-Institut sieht keine Probleme

Das Bundesgesundheitsministerium und das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sehen aktuell keine Knappheit. „Wir haben bereits 18 Millionen Impfdosen freigegeben und erwarten noch weitere acht Millionen Dosen“, so die PEI-Sprecherin. „Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass der Impfstoff knapp wird.“ Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr standen laut Ministerium 20 Millionen Dosen zur Verfügung, von denen 17 Millionen genutzt wurden.

Impfstoff

Da in jedem Winter andere Influenza-Viren kursieren, müssen Impfstoffe in jedem Jahr an die voraussichtlich zirkulierenden Viren angepasst werden.

Risikogruppen Impfen lassen sollten sich Menschen über 60 Jahre, Schwangere, Vorerkrankte, medizinisches Personal, Personen in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr.

Doch wenn sich nun viel mehr Menschen impfen lassen wollen als früher, um eine mögliche Doppelinfektion mit Corona und Influenza zu vermeiden, gibt es Probleme. Denn mehr als die 26 Millionen Dosen wird es in dieser Saison nicht geben, die Pharmakonzerne haben die Herstellung des aktuellen Impfstoffes längst abgeschlossen. Nicht mal die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland kann also gegen Grippe geimpft werden. Beim Deutschen Hausärzteverband ist man auch nicht sicher, dass die höhere Zahl an Impfdosen ausreichen werde, wie ein Sprecher erklärte. Zwar gebe es bislang keine lauten Klagen über Knappheit aus den Praxen. Die Nachfrage sei aber höher als in früheren Jahren. Hin und wieder müssten Patienten abgewiesen werden, die nicht zur Risikogruppe zählten. Grundsätzlich wolle man breit impfen, um eine Herdenimmunisierung zu erreichen, erklärte der Sprecher. So müsse selbstverständlich ein 59-jähriger sechsfacher Großvater geimpft werden, auch wenn die Risikogruppe offiziell erst ab dem Alter von 60 Jahren beginnt. Der 30-jährige Sportler ohne Vorerkrankung benötige die Impfung allerdings nicht.

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Das betont auch der Apothekerverband Nordrhein. „Es ist ein Fehler, jetzt pauschal zur Impfung der gesamten Bevölkerung aufzurufen“, so Verbandschef Preis. Die Ständige Impfkommission halte trotz der Corona-Krise ausdrücklich an ihrer Empfehlung fest, dass nur Menschen über 60 Jahre und Risikogruppen unter 60 Jahre geimpft werden sollen. Preis versuchte zu beruhigen: „Es gibt so viele Impfdosen wie nie, damit steigt der Schutz der Bevölkerung insgesamt. Auch die Masken schützen uns vor Influenza.“ Damit bestehe die Hoffnung, dass die Grippesaison nicht so schlimm werde wie vor vier Jahren, als 20.000 Menschen an Influenza starben.