Nach Nein zur Segnung HomosexuellerAn der katholischen Basis wächst der Unmut
Würzburg/München – Katholische Pfarrer, die sich ganz offen gegen Rom stellen, der Hashtag „#Pastoraler Ungehorsam“, der sich in der so autoritär aufgestellten katholischen Kirche verbreitet: Das entschiedene Nein des Vatikans zur Segnung homosexueller Partnerschaften hat die Diskussion darum nicht etwa erlöschen lassen, sondern in bislang nicht da gewesener Form angefacht.
Online posten immer mehr Priester, dass sie die Vorgaben aus Rom falsch finden, sich nicht daran halten, dass sie „ungehorsam“ sein wollen – ein eigentlich ganz unerhörtes Wort in der katholischen Kirche. Viele Katholiken an der Basis sind ebenfalls empört. An Kirchtürmen werden Regenbogenflaggen gehisst, mehrere Generalvikare zeigten sich fassungslos.
Keine theologische Tiefe
Und auch unter Theologen wächst Unmut. Dem Papier aus dem Vatikan mangle es an theologischer Tiefe, heißt es in einer Stellungnahme aus der Universität Münster. Der Text sei zudem von einem „paternalistischen Gestus der Überlegenheit“ geprägt und diskriminiere homosexuelle Menschen und ihre Lebensentwürfe. Hinter dieses Papier stellten sich bislang mehr als 200 namhafte Vertreter der Disziplin.
„Offen für jeden“
Der Kölner Domdechant Robert Kleine nimmt auf Facebook wie folgt zum Thema Stellung: „Jeder Mensch soll mit seiner eigenen Identität leben und das Glück erfahren können, das Gott für uns Menschen will. Davon bin ich fest überzeugt. Darum muss die Kirche offen sein für Menschen jeder sexuellen Orientierung. Und wenn Gott jeden Menschen vorbehaltlos liebt, weil er selbst die Liebe ist, und wenn es zutiefst dem Willen Gottes entspricht, dass Menschen füreinander da sind, füreinander Sorge tragen, einander vertrauen und sich anvertrauen, dann ist für mich nur vorstellbar, dass Gott zwei Menschen, die einander lieben, mit liebenden Augen ansieht und segnet.“
Selbst bei den deutschen Bischöfen überwiegen kritische Töne. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zeigte sich „nicht glücklich darüber“, dass der Vatikan sich zum jetzigen Zeitpunkt so massiv in die Debatte über die Möglichkeit des Segens für gleichgeschlechtliche Paare einbringt. Das erwecke den Eindruck, als wolle Rom die theologische Auseinandersetzung möglichst schnell beenden, sagte der Limburger Bischof.
Kränkung vieler Homosexueller
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck meint, die kirchliche Lehre verlange „dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität“. Die Erklärung der Glaubenskongregation habe viele Menschen mit einer homosexuellen Orientierung gekränkt und verletzt. Eine solche Position werde in der heutigen Zeit nicht mehr akzeptiert. Die Haltung der Gläubigen dürfe nicht ignoriert werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Es gibt aber auch Bischöfe, die sich zustimmend äußern. Jeder Mensch müsse unabhängig von seiner sexuellen Orientierung in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden, betonte etwa der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der selbst Mitglied der Römischen Glaubenskongregation ist. Zugleich aber lehne die Kirche jede Gleichsetzung von Ehe und homosexuellen Lebensgemeinschaften strikt ab.
Unterschriftenaktion gestartet
Hunderte Kirchenleute wollen es Rom mittlerweile schriftlich geben, dass sie da nicht mehr mitmachen. Der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose und Pfarrer Bernd Mönkebüscher aus Hamm, der sich vor zwei Jahren öffentlich als homosexuell outete, haben eine Unterschriftenaktion gestartet. „Wir wollen uns nicht auf diese sehr verengte und veraltete Sicht von Sexualität fixieren, sondern wir sehen liebende Menschen“, sagt Hose.
Knapp 2000 Menschen haben inzwischen unterschrieben – die meisten von ihnen katholische Theologen, Priester, Ordensleute, Seelsorger, Pfarr- oder Gemeindereferenten. Bis Palmsonntag wird noch gesammelt, dann soll die Liste an Bischofskonferenz-Chef Bätzing übergeben werden. (dpa/kna)