In Moskau freut man sich über Trumps Absichten in Grönland – und weiß sie zu nutzen. Gegen Donald Trump Jr. werden Vorwürfe laut.
„Ziemlich dramatische Entwicklung“Freude in Moskau, Vorwürfe gegen Sohn – Trumps Grönland-Drohung hat Folgen
Nach Angaben des designierten US-Präsidenten Donald Trump wird ein Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin vorbereitet. „Präsident Putin will sich treffen“, sagte Trump am Rande eines Abendessens mit republikanischen Gouverneuren auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida am Donnerstagabend (Ortszeit). „Und wir sind dabei, das zu organisieren“, ergänzte der Republikaner, ohne weitere Angaben zu dem Termin oder dem Format zu machen.
Aus Moskau folgte prompt die Reaktion: „Der Präsident hat mehrfach betont, dass er offen ist für Kontakte zu internationalen Spitzenpolitikern, darunter der Präsidenten der USA, einschließlich Donald Trump“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag vor Journalisten in Moskau. Moskau begrüße Trumps „Bereitschaft, Probleme durch Dialog zu lösen“, fügte Peskow hinzu. Es gebe keine Vorbedingung für ein solches Treffen. Es gebe aber noch keinen konkreten Plan für ein Gespräch der beiden.
Russlands Krieg: Donald Trump rudert in Sachen Zeitplan zurück
Trump hatte vor wenigen Tagen ein baldiges Gespräch mit Putin zur Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine in Aussicht gestellt. Trump sprach nun auch darüber, dass er nach seinem Amtsantritt am 20. Januar versuchen werde, den Krieg in der Ukraine so schnell wie möglich zu beenden. „Wir müssen diesen Krieg hinter uns bringen. Das ist ein Blutbad. Millionen von Soldaten werden getötet.“ Es sei ein Krieg, den es nie gegeben hätte, wenn er bereits Präsident gewesen sei, behauptete Trump.
Alles zum Thema Donald Trump
- Neue Sanktionen USA wollen Russlands Energiebranche schwächen
- Urteil im Schweigegeldprozess Trump schuldig gesprochen - ohne Strafe
- Rätsel um Michelle Szene mit Trump und Obama sorgt für Aufsehen bei Carter-Gedenkfeier
- „Vom Woke-Virus infiziert“ Weidel zieht Vergleich zu Hitler – Musk bekräftigt Wahlaufruf für die AfD
- Ökumenischer Gottesdienst Karnevalisten feiern die Vielfalt gemeinsam im Dom
- Debatte um Wehr-Etat Nur Robert Habeck war bislang ehrlich
- Mexiko trollt designierten Präsidenten Galgenhumor und Entsetzen nach Trumps imperialistischen Drohungen
Trump brüstet sich regelmäßig mit seinen guten Kontakten zu Putin. Im Präsidentschaftswahlkampf hatte er wiederholt behauptet, er könne den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden, möglichst noch vor seinem Amtsantritt. Wie, das verriet er nicht.
Überlegungen über einen härteren Kurs gegenüber Moskau?
Mittlerweile hat der Republikaner seinen Zeitplan auch bereits angepasst: Zuletzt sprach Trump von einem Zeitraum von sechs Monaten. Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge gibt es derzeit zudem Überlegungen über den richtigen Kurs im Umgang mit Russland und dem Krieg in der Ukraine. Während lange befürchtet worden war, dass Trump die Unterstützung für die Ukraine einstellen könnte, berichtete die US-Zeitung nun, dass der designierte Präsident derzeit über einen härteren Kurs im Umgang mit dem Kreml nachdenke.
In Moskau weckt Trump derweil Hoffnungen, dass die eigenen Kriegsziele doch noch erreicht werden könnten. Im Sommer 2024 hatte Putin seine Bedingungen für Verhandlungen aufgezählt, demnach erhebt Russland auch auf Gebiete in der Ukraine Anspruch, die es bisher nicht erobern konnte. Zusammen mit weiteren Bedingungen kommen die russischen Forderungen einer ukrainischen Kapitulation gleich.
Freude in Moskau über Trumps imperialistische Absichten
Dass Trump zuletzt selbst imperialistische Absichten gezeigt hat, sorgt unterdessen für Freude in Moskau, wo man die Vorlage zu nutzen weiß. Bei Trumps Grönland-Ansprüchen müsse die Meinung der Inselbevölkerung berücksichtigt werden, erklärte Kremlsprecher Peskow laut russischen Nachrichtenagenturen. Das gelte ebenso natürlich für die Menschen „in den neuen Regionen“ Russlands, so Peskow. Moskau beobachte die „ziemlich dramatische Entwicklung der Lage“ um Grönland nun „sorgfältig“, hieß es weiter.
Europa reagiere „sehr vorsichtig, bescheiden, leise, fast im Flüsterton“, auf Trumps Vorstoß, erklärte Peskow. „Denn wenn man die Notwendigkeit hört, die Meinungen der Menschen zu berücksichtigen, dann müssen wir uns wahrscheinlich an die Meinungen der Menschen in den vier neuen Regionen der Russischen Föderation erinnern und den Meinungen dieser Leute den gleichen Respekt entgegenbringen“, hieß es weiter.
Kreml nutzt Trump-Vorstoß für eigene Zwecke
Russland nennt als einen seiner Kriegsgründe immer wieder die angeblich systematische Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung im Osten der Ukraine und versucht den Angriffskrieg gegen das Nachbarland so als notwendigen Hilfseinsatz zu tarnen. Dass Trump nun selbst in imperialistischer Manier auftritt und sich andere Länder einverleiben will, sieht man in Russland somit als Bestätigung des eigenen Vorgehens.
Denn auch das Trump-Lager versucht Berichten zufolge bereits, die Einwohner Grönlands so darzustellen, als wollten sie den Anschluss an die USA. Bei ihrem Besuch auf Grönland sollen Donald Trump Jr. und seine Begleiter in dieser Woche Menschen mit der Aussicht auf ein kostenloses Mittagessen in einem noblen Hotel angeworben haben, um sie in Videos als Trump-Anhänger darzustellen. Das berichtete der dänische Rundfunksender DR.
Hat Trumps Sohn auf Grönland „Trump-Anhänger“ angeworben?
Mehrere Quellen sagten dem Sender demnach, dass in den Videos rund um den Kurztrip des Trump-Sohnes unter anderem mehrere Obdachlose und andere sozial Benachteiligte zu sehen seien, die sich häufig vor einem Supermarkt neben dem Hotel aufhalten. Auch Videos der Zeitung „Ekstra Bladet“ zeigten, wie Menschen auf der Straße von Trump-Mitarbeitern angesprochen und mit „Maga“-Mützen ausgestattet wurden.
Ein erklärter Trump-Anhänger, der Trump Jr. die grönländische Hauptstadt Nuuk zeigte, wies gegenüber DR unterdessen zurück, dass man die Menschen vor dem Supermarkt „angeworben“ habe. Vielmehr hätten sie selbst vor dem Hotel gestanden und Interesse gezeigt.
US-Historiker: Trump gibt Putin „Rückendeckung“ für Krieg
Zuvor hatte bereits der US-Historiker Timothy Snyder gewarnt, dass Trump mit seinen Ansprüchen an Kanada, Panama und Grönland dem Kremlchef „Rückendeckung“ für den Angriffskrieg in der Ukraine verschaffe, „indem er Putins Argumente gegen unsere eigenen Nachbarn wiederverwendet.“
Snyder vermutet darin aber vor allem ein Ablenkungsmanöver Trumps. „Sehr wahrscheinlich plant Trump, uns durch seine vorgetäuschten Siege in hypothetischen Kriegen von seinem wahren Plan abzulenken, den echten Krieg in der Ukraine zu verlieren.“ Auch damit dürfte man in Moskau gut leben können. (mit dpa)