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Absage mit SignalwirkungKölner Kardinal Woelki schickt Stellvertreter zu Termin

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Kardinal Woelki 241221

Kardinal Rainer Maria Woelki

Köln/Düsseldorf – In diesen Tagen kann im Erzbistum Köln jeder noch so kleine Fingerzeig enorme Signalwirkung entfalten. Während unter Gläubigen und in der Priesterschaft mit zunehmender Anspannung über die Frage diskutiert wird, ob Kardinal Woelki am 2. März zu Aschermittwoch wieder auf den Stuhl des Erzbischofs in Köln zurückkehrt, platzt eine kurze Meldung rein: Woelki sagt seine Teilnahme an einer ökumenischen Andacht zu Beginn der Passionszeit in Düsseldorf am 5. März ab. Er habe seinen apostolischen Administrator Weihbischof Rolf Steinhäuser gebeten, für ihn den Termin zu übernehmen.

In anderen Zeiten wäre das kaum mehr als eine Randnotiz gewesen. Aber eben nicht anderthalb Wochen vor der höchst umstrittenen Rückkehr Woelkis. Denn dass der Kardinal plant, seine Amtsgeschäfte wieder aufzunehmen, dafür gab es im Vorfeld zwei deutliche Signale: Zum einen verschickte das Bistum im Namen Woelkis Einladungen zum jährlich stattfindenden Aschermittwoch der Künstler.

Was sind die Gründe für die Absage Woelkis?

Der Erzbischof bittet für seinen ersten „Arbeitstag“ nach der Auszeit zur Messe in den Dom und danach zum Austausch ins Maternushaus. Zum anderen gab er seine Teilnahme an der Andacht in Düsseldorf bekannt, die er zusammen mit dem Präses der evangelischen Landeskirche, Thorsten Latzel hält. Ein wichtiger, wiederkehrender Termin für die Ökumene. Was sind die Gründe für die Absage Woelkis? Das Bistum schweigt sich aus. Am gestrigen Sonntag gab es dazu keine Reaktion. Peter Iven, Sprecher der evangelischen Landeskirche, auf die Frage, wie es zu der Absage kam: „Weihbischof Rolf Steinhäuser hat Präses Thorsten Latzel darüber informiert, dass der Kardinal ihn gebeten habe, an der Andacht teilzunehmen.“ Die Vertretung durch Steinhäuser hat dabei zwei Dimensionen. Steinhäuser ist Bischofsvikar für die Ökumene – und als solcher die naheliegende Alternative für die Andacht. Aber Steinhäuser ist eben auch der apostolische Administrator, der Statthalter Woelkis in dessen Auszeit. Sollte Woelki zu Aschermittwoch eventuell seinen Rücktritt als Erzbischof erklären, müsste Steinhäuser vorerst das Bistum weiter leiten und die Termine des Erzbischofs übernehmen.

Was die letzte Variante bestärkt, ist ein Twitter-Eintrag von Pater Martin Werlen, Abt des Klosters Einsiedeln in der Schweiz. Werlen publiziert katholische Literatur, die es auf Bestsellerlisten schafft, und ist in den sozialen Medien als „Mönch Martin“ unterwegs. Die Abtei ist der größte Wallfahrtsort in der Schweiz und Station auf dem Jakobsweg. Beliebt also bei Menschen, die eine Auszeit nehmen wollen oder müssen. Der Twitter-Eintrag des Mönchs Martin: „Ich traue es Kardinal Woelki nach diesen Monaten der Einkehr zu, dass er am Aschermittwoch seinen Rücktritt bekannt gibt. Wenn das Vertrauen fehlt, miteinander in die Zukunft zu gehen, fehlt das Wichtigste fürs Bischofsein.“

Rückkehr des Kardinals wird kritisch gesehen

Und das Vertrauen ist offenbar auf breiter Front dahin. Steinhäuser hat ein „Abstimmungsergebnis“ des Diözesanpastoralrates über Woelkis Rückkehr nach Rom übermittelt. Das Votum des zentralen Beratergremiums für den Erzbischof ist offiziell geheim, doch schon mehrfach hat der Rat massive Bedenken geäußert, wie es weiter gehen könnte, sollte der Erzbischof seine Amtsgeschäfte wieder aufnehmen. Selbst im Domkapitel – das unter anderem für die Wahl des Erzbischofs zuständig ist und gerne mit „Gefolgsleuten“ besetzt wird – soll nach einer Besprechung die Skepsis gegenüber Woelkis Rückkehr überwogen haben.

Der Rundschau liegt ein Schreiben der „Austausch-Gruppe Zukunft im Erzbistum“ an den apostolischen Administrator Steinhäuser vor. Die Gruppe setzt sich aus verschiedenen Verbänden, Pastoralreferenten und Priestern aus dem Erzbistum zusammen. Darin ist unter anderem zu lesen: „Eine mögliche Rückkehr des Kardinals sehen wir kritisch.“ Seine Kommunikation im Zusammenhang mit der Aufklärung sexuellen Missbrauchs mache deutlich, „dass er der Verantwortung seines Amtes nicht gerecht wird.“