Berlin – Ganz sicher lässt sich die Infektionslage in Deutschland nach den Ostertagen noch immer nicht beurteilen - wichtige Kennwerte weisen aber auf einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen hin.
So lag die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwochmorgen bundesweit bei 153,2. Ähnlich hoch hatte sie zuletzt Mitte Januar (155 am 13. Januar) während der zweiten Welle gelegen.
Der bisherige Höchststand der 7-Tage-Inzidenz war am 22. Dezember 2020 mit 197,6 erreicht worden. Mitte März hatte das RKI prognostiziert, dass es in der Woche nach Ostern höhere Neuinfektionszahlen als um Weihnachten geben könnte. Die Inzidenz könne dann bei 350 liegen, hatte es geheißen.
Tatsächlich stiegen die Zahlen zunächst weniger stark als befürchtet. Das könnte sich in der nächsten Zeit allerdings merklich ändern. In den Tagen um Ostern könnte es weniger Tests gegeben haben, nimmt das RKI an. Die Osterferien hätten zudem für das Geschehen an Schulen einen „nachhaltigen Entschleunigungseffekt” gehabt, sagte der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité am Dienstag im Podcast „Coronavirus-Update” bei NDR-Info.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten zuletzt binnen eines Tages 21.693 Corona-Neuinfektionen, wie aus den Daten des RKI vom Mittwochmorgen hervorgeht. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 342 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 9677 Neuinfektionen und 298 Todesfälle verzeichnet.
Im März waren an einigen Tagen weniger als 50 Todesfälle erfasst worden, danach legte die Zahl im Zuge steigender Neuinfektionszahlen im Mittel wieder zu - das allerdings weniger deutlich als bei den Wellen zuvor, weil inzwischen viele Menschen mit besonders hohem Covid-19-Sterberisiko geimpft und damit vor schweren Verläufen weitgehend geschützt sind. Der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden - er enthielt jedoch 3500 Nachmeldungen.
Deutlich bemerkbar macht sich das verstärkte Infektionsgeschehen auf den Intensivstationen, die Zahl der Covid-19-Patienten dort steigt seit Mitte März an. Betroffen sind Medizinern zufolge immer mehr jüngere Menschen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) erwartet, dass der bisherige Höchststand von etwa 6000 Covid-19-Intensivpatienten noch im April wieder erreicht wird. Bei den unter 50-Jährigen sterbe jeder fünfte Intensivpatient, bei den Älteren im Schnitt jeder zweite, hatte Divi-Präsident Gernot Marx kürzlich gesagt.
Eine Corona-Erstimpfung haben in Deutschland inzwischen 16,9 Prozent der Menschen erhalten. Nach den Daten des RKI sind rund 14,1 Millionen Menschen einmal und knapp 5,2 Millionen (6,2 Prozent) vollständig geimpft (Datenstand jeweils 14. April, 8:00 Uhr). Das sind noch weit zu wenig, um einen merklichen Effekt auf das Ansteckungsgeschehen zu haben.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwoch bei 1,11 (Vortag: 1,08). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 111 weitere Menschen anstecken.
Auch der Anteil positiver Corona-Labortests weist auf ein zunehmendes Infektionsgeschehen hin: Er steigt bundesweit laut einem Laborverband weiter. Die sogenannte Positivrate ist bei den Tests aus der Woche vom 5. bis 11. April auf rund 12,8 Prozent angewachsen, wie aus Daten der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) hervorgeht. Seit Anfang März (6,4 Prozent) ist diese Zahl demnach kontinuierlich gestiegen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.044.016 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2.718.700 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 79.088.
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