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Zapfenstreich für Merkel„Die Jahre haben gezeigt, wie fragil Vertrauen sein kann“

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Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Weg zum Zapfenstreich. 

Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zur Verteidigung der Demokratie gegen Hass, Gewalt und Falschinformationen aufgerufen. Überall da, wo wissenschaftliche Erkenntnis geleugnet, Verschwörungstheorien und Hetze verbreitet würden, müsse Widerspruch laut werden, sagte sie am Donnerstagabend bei einem Großen Zapfenstreich zu ihren Ehren im Bendler-Block in Berlin. Im Hinblick auf die Corona-Pandemie und die heutigen Bund-Länder-Beratungen fügte sie hinzu: „Die vergangen zwei Jahre der Pandemie haben wie in einem Brennglas gezeigt, von welch großer Bedeutung das Vertrauen in Politik, Wissenschaft und den gesellschaftlichen Diskurs ist, aber auch wie fragil das sein kann.“

Im Video können Sie den Zapfenstreich noch einmal anschauen:

Toleranz stößt an ihre Grenzen

„Unsere Demokratie lebt auch davon, dass überall da, wo Hass und Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen erachtet werden, unsere Toleranz als Demokratinnen und Demokraten ihre Grenze finden muss“, sagte Merkel weiter. Mit dem Großen Zapfenstreich verabschiedete sich die Bundeswehr von der CDU-Politikerin nach 16 Jahren im Amt. Die Zeremonie ist die höchste Würdigung der Streitkräfte und vor allem Bundespräsidenten, Kanzlern und Verteidigungsministern vorbehalten. Zuletzt hatte es vor dem Reichstagsgebäude einen Großen Zapfenstreich zur Beendigung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr gegeben.

Wie alle auf diesem Weg Geehrte durfte sich Merkel drei Musikstücke aussuchen, die im Vorhinein für Überraschungen gesorgt hatten. Sie wünschte sich vom Stabsmusikkorps das Kirchenlied „Großer Gott, wir loben Dich“, den Chanson „Für mich soll“s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef sowie den Schlager „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen. Die Punk-Sängerin hatte damit 1974 einen Hit in der DDR. Merkel studierte damals in Leipzig Physik.

Alles Gute für Olaf Scholz

Merkel verfolgte den Großen Zapfenstreich im Sitzen und sichtlich gerührt. Coronabedingt konnten daran wesentlich weniger Gäste teilnehmen als üblich. Unter den Teilnehmern waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der designierte künftige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Ihm und seiner Regierung wünschte Merkel in ihrer Rede vor Beginn der eigentlichen Zeremonie „alles, alles Gute und eine glückliche Hand und viel Erfolg“.

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Die Kanzlerin betonte: „Die 16 Jahre als Bundeskanzlerin waren ereignisreiche und oft sehr herausfordernde Jahre. Sie haben mich politisch und menschlich gefordert. Und zugleich haben sie mich immer auch erfüllt.“

Fröhlichkeit im Herzen

Merkel erinnerte unter anderem an die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 und an die Flüchtlingskrise 2015. Schon diese hätten deutlich gemacht, wie sehr man auf die internationale Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg angewiesen sei. „Wie unverzichtbar internationale Institutionen und multilaterale Instrumente sind, um die großen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen zu können - den Klimawandel, die Digitalisierung, Flucht und Migration.“

„Ich möchte dazu ermutigen, auch zukünftig die Welt immer auch mit den Augen des Anderen zu sehen, also auch die manchmal unbequemen und gegensätzlichen Perspektiven des Gegenüber wahrzunehmen, sich für den Ausgleich der Interessen einzusetzen“, sagte Merkel weiter. Zugleich zeigte sie sich „überzeugt, dass wir die Zukunft auch weiterhin dann gut gestalten können, wenn wir uns nicht mit Missmut, mit Missgunst, mit Pessimismus, sondern (...) mit Fröhlichkeit im Herzen an die Arbeit machen.“ So habe sie selbst es immer gehalten.

Merkel dankte auch ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie ihrer Familie für die Unterstützung in den Jahren ihrer Kanzlerschaft. Sie erinnerte zudem an diejenigen, die sich im selben Moment „mit all ihrer Kraft der vierten Welle der Pandemie entgegenstemmen“. Merkel nannte Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Impfteams und Helfer der Bundeswehr und der Hilfsorganisationen. „Ihnen allen gebühren mein und unser aller besonderer Dank und höchste Anerkennung.“ (smh/dpa)