Essen/Köln – Der Steuerzahlerbund NRW hat die Zahlung des vollen Gehalts an den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki während seiner Auszeit scharf kritisiert. „Wenn Bezüge fortbezahlt werden, ohne dass die eigentliche Arbeit verrichtet wird, ist das nicht in Ordnung“, sagte Haushaltsexperte Markus Berkenkopf der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstagausgabe).
Die Auszeit komme einer Freistellung gleich und solle ohne Bezüge erfolgen. Das Erzbistum hatte mitgeteilt, dass Woelki weiter sein volles Monatsgehalt in Höhe von fast 13.800 Euro erhält.
Steuerzahlerbund lässt Erklärung des Erzbistums nicht gelten
„Eine geistliche Auszeit ist kein Urlaub“, hatte das Erzbistum am Mittwoch begründet. Woelki sei in seiner bis Anfang März dauernden Auszeit weiter im Amt und erhalte daher seine vollen Bezüge nach Beamtenbesoldungsgruppe B10, was dem Gehalt eines Oberbürgermeisters entspreche. „Einen erheblichen Teil davon“ wolle er für Missbrauchsopfer spenden.
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Das lässt der Steuerzahlerbund nicht gelten. Berkenkopf sagte der „WAZ“, es gehe um „den grundsätzlichen Vorgang der Weiterbezahlung.“
„Wir sind Kirche“ ruft Woelki zu Verzicht auf
Die gegenüber der Amtskirche kritische Bewegung „Wir sind Kirche“ hat den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dazu aufgefordert, während seiner mehrmonatigen Auszeit auf sein Monatsgehalt von 13.800 Euro zu verzichten.
„Kardinal Woelki sollte sich nicht schon wieder gegen berechtigte Kritik taub stellen“, sagte Wir-sind-Kirche-Sprecher Christian Weisner der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ am Donnerstag.
Der Kardinal wäre gut beraten, auf die Gelder zu verzichten - selbst wenn sie ihm rechtlich zustehen. Weisner sieht die Gehaltsfrage bei Woelki als Anlass für eine neue Diskussion über die Bischofsbesoldung in Deutschland. Die Bischöfe werden im Rahmen von Staatsleistungen aus Steuermitteln bezahlt.
Woelki hatte angekündigt, dass er zunächst für 30 Tage in Exerzitien, also geistliche Besinnung, gehen werde. Danach wolle er sich in „benachbarten Kirchen, vielleicht in denen der Niederlande, über deren Wege der Seelsorge informieren“. Das Erzbistum steckt in einer Krise, seit Woelki vor einem Jahr entschieden hatte, ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen vorerst nicht zu veröffentlichen. (dpa/afp)