In Washington kommt es vor der Weltpresse zum Eklat. Trumps Vorgehen sorgt für Kritik – bei der AfD und in Moskau allerdings nicht.
Reaktionen auf Eklat im Oval OfficeSolidarität aus ganz Europa, Häme von der AfD – und „Dank“ für Trump von Selenskyj
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (M.) verlässt nach einem Treffen mit US-Präsident Trump das Weiße Haus.
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Der Eklat beim Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitagabend in Washington hat weltweite Reaktionen zur Folge. Auf Deutschland und Europa könne „sich die Ukraine verlassen“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz am Abend bei X.
„Die Ukraine ist nicht allein“, erklärte auch Außenministerin Annalena Baerbock auf Englisch in den sozialen Netzwerken, nachdem es zum Abbruch der Gespräche zwischen Trump und Selenskyj in Washington gekommen war.
Solidarität mit Selenskyj: Scholz, Baerbock und Merz reagieren
CDU-Chef Friedrich Merz, der nächster Bundeskanzler werden könnte, wandte sich unterdessen direkt an Selenskyj. „Lieber Wolodymyr Selenskyj, wir stehen der Ukraine in guten wie in schwierigen Zeiten zur Seite“, schrieb Merz bei X. In diesem „schrecklichen Krieg“ dürfe man „niemals Angreifer und Opfer verwechseln“, fügte Merz an.
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Zuvor hatte Trump den Ukrainer gemeinsam mit US-Vizepräsident J.D. Vance mit Vorwürfen überzogen. Vance forderte mehrmals „Dankbarkeit“ ein. Trump drohte Selenskyj derweil, die Ukraine im Kampf gegen Russland im Stich zu lassen, sollte es nicht zu einer Einigung mit Kremlchef Wladimir Putin kommen.
Wolodymyr Selenskyj dankt Trump nach Eklat auffällig oft
Selenskyj reagierte noch am Abend auf der Plattform X auf den Eklat – und verwendete dabei das Wort „Danke“ auffällig oft. „Danke Amerika, danke für die Unterstützung, danke für diesen Besuch, danke POTUS, Kongress und dem amerikanischen Volk“, schrieb Selenskyj. POTUS ist die Abkürzung für Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
„Die Ukraine braucht einfach einen dauerhaften Frieden, und genau daran arbeiten wir“, fügte Selenskyj an, der nach dem Wortgefecht im Oval Office das Weiße Haus vorzeitig verlassen hatte. Im Laufe des Abends kommentierte Selenskyj dann alle unterstützenden Wortmeldungen anderer Regierungschefs auf X ebenfalls mit den Worten: „Danke für ihre Unterstützung.“
Lars Klingbeil: „Deutschland muss und wird vorangehen“
Auch SPD-Chef Lars Klingbeil reagierte noch am Abend auf die Eskalation im Oval Office. „Das Verhalten der US-Regierung zeigt einmal mehr, dass Europa seine Zukunft stärker in eigene Hände nehmen muss. Wir müssen gemeinsam auf allen Ebenen stärker werden“, schrieb Klingbeil auf der Plattform X. „Deutschland muss und wird vorangehen. Auch um der Ukraine zu helfen.“
„Das Fertigmachen Selenskyjs vor laufender Kamera war vorbereitet und abgekartet“, kommentierte der ehemalige Bundesminister Peter Altmaier (CDU) derweil den Vorfall in Washington. „Die Besuche von Macron und Starmer haben leider NICHTS bei Trump bewirkt“, schrieb der CDU-Politiker in den sozialen Netzwerken. Grund dafür sei, dass „Europa nicht vorbereitet, nicht einig und nicht handlungsfähig“ sei, führte Altmaier aus, das sei „eine Tragödie“, fügte er an.
Häme von der AfD: Chrupalla nennt Selenskyj „Bettelpräsident“
AfD-Chef Tino Chrupalla bezeichnete Selenskyj unterdessen in einem Beitrag bei X als „Bettelpräsidenten“. Auch ohne den ukrainischen Präsidenten müsse es nun Frieden geben, erklärte Chrupalla. „Da die EU und Deutschland als Mittler leider ausfallen, müssen sich USA und Russland einigen“, fügte der AfD-Chef an.
Unterstützung bekam Trump für sein Vorgehen beim Treffen mit Selenskyj derweil auch in den USA – aus seinem Kabinett und von seiner Familie. Die Minister Scott Bessent und Marco Rubio dankten dem US-Präsidenten in Beiträgen bei X. Trump setze sich für Amerika ein, „wie es noch kein Präsident zuvor gewagt hat“, schrieb etwa Außenminister Rubio, der beim Schlagabtausch im Weißen Haus anwesend war. „Danke, dass du Amerika an erste Stelle setzt. Amerika steht hinter dir“, fügte Rubio an.
Entsetzen bei Demokraten: „Putin muss außer sich vor Freude sein“
Scharfe Kritik an Trump kam aber von den Demokraten. Von einem „beschämenden Auftritt“ sprach Nancy Pelosi, langjährige Sprecherin des Repräsentantenhauses. „Putin muss über die heutige Theatralik außer sich vor Freude sein“, fügte die Demokratin an. „Nachdem die USA diese Woche bei den Vereinten Nationen auf einer Linie mit Russland gestimmt haben, hat sich ein beunruhigendes Muster herauskristallisiert, das im Widerspruch zu Amerikas langjähriger Unterstützung der Demokratie in der Welt steht“, hieß es weiter.
„Trump beschimpft Selenskyj, den Führer eines demokratischen Landes, das mutig gegen den russischen Imperialismus kämpft, während er sich mit Putin verbündet, einem Diktator, der den blutigsten europäischen Krieg seit 80 Jahren begonnen hat“, zeigte sich auch der populäre Senator Bernie Sanders empört. „Tut mir leid, Präsident Trump. Wir glauben an die Demokratie, nicht an den Autoritarismus“, fügte Sanders an.
„Absolute Bewunderung für Präsident Selenskyj“
Der demokratische Abgeordnete Eric Swalwell wählte härtere Worte – und sprach Selenskyj seinen Respekt aus. „Absolute Bewunderung für Präsident Selenskyj. Der Typ hat Eier. Er ging ins Oval Office und bot Russlands besten Unterhändlern Paroli“, schrieb Swalwell bei X. Auch von Trump-Gegner in Reihen der Republikaner kam scharfe Kritik: „Die Geschichte wird sich an diesen Tag erinnern, an dem ein amerikanischer Präsident und ein Vizepräsident alles aufgegeben haben, wofür wir stehen“, schrieb Cheney, die sich von Trump losgesagt hat.
Aus Europa gab es derweil viel Unterstützung für Selenskyj. „Ukraine, Spanien ist an deiner Seite“, schrieb der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez bei X neben zahlreichen weiteren europäischen Regierungschefs. „Es gibt einen Aggressor, und das ist Russland, und es gibt ein angegriffenes Volk, und das ist die Ukraine“, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Rande eines Staatsbesuches in Portugal. Macron rief dazu auf, „diejenigen zu respektieren“, die seit Kriegsbeginn kämpften.
Europa stellt sich hinter Wolodymyr Selenskyj und die Ukraine
Der polnische Präsident Donald Tusk sicherte Selenskyj und der Ukraine derweil Polens Solidarität zu: „Ihr seid nicht allein“, schrieb er am Abend wenige Minuten nach Selenskyjs vorzeitiger Abreise aus dem Weißen Haus und adressierte dabei den Präsidenten und das ukrainische Volk.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Selenskyj nach dem Eklat zu, weiter an einem gerechten Frieden zu arbeiten. „Wir werden weiterhin mit Ihnen für einen gerechten und dauerhaften Frieden arbeiten“, schrieb von der Leyen auf der Plattform X. An Selenskyj gerichtet schrieb sie: „Sie sind nie allein.“ Zugleich sprach sie dem ukrainischen Präsidenten, dessen Land seit drei Jahren von Russland angegriffen wird, weiter Mut zu: „Seien Sie stark, seien Sie mutig, seien Sie furchtlos.“
Russland reagierte derweil mit offener Freude auf den Eklat in Washington. Der ehemalige Präsident Dmitri Medwedew beleidigte Selenskyj in einem Beitrag bei X und sprach davon, dass der ukrainische Präsident „endlich eine Abreibung“ verpasst bekommen habe. Trump habe recht damit, dass das „Kiewer Regime“ einen „Dritten Weltkrieg“ riskiere, fügte Medwedew an, der seit Kriegsbeginn mit Drohungen und vulgären Worten in Erscheinung tritt. (mit dpa/afp)