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Einreise genehmigenNeue Hürde für Großbritannien-Reisende

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Ein Bus fährt in London am Elizabeth Tower mit der Glocke Big Ben vorbei.

Ein Bus fährt in London am Elizabeth Tower mit der Glocke Big Ben vorbei. Bei Reisen nach London gibt es künftig einiges zu beachten.

Ab 2. April benötigen auch EU-Bürger für Reisen nach Großbritannien die digitale Einreisegenehmigung ETA, sie kostet zehn Pfund.

Ein spontaner Trip nach London, zum Sightseeing oder Shoppen? Das wird in Zukunft aufwendiger und teurer, und wer nicht aufpasst, für den ist schon bei den Kontrollen am Flughafen Schluss. Denn ab 2. April führt das Königreich das digitale Einreisegenehmigungssystem „Electronic Travel Authorization“, kurz ETA, auch für EU-Bürger ein.

Wer die Genehmigung erhalten will, muss ab dann zehn Pfund (umgerechnet rund zwölf Euro) zahlen. Das System soll den Briten mehr Kontrolle verschaffen. Statt erst an der Grenze zu prüfen, wer ins Land darf, wird das jetzt schon im Voraus erledigt. London kalkuliert außerdem mit zusätzlichen Einnahmen in Milliardenhöhe.

Antrag über spezielle App oder die Webseite der Regierung

Seit Mittwoch können EU-Bürger über die britische „ETA-App“ eine solche Genehmigung einholen – laut britischem Innenministerium ein „schnelles und einfaches“ Verfahren. Die meisten Anträge würden innerhalb weniger Minuten bewilligt. Es wird jedoch empfohlen, bis zu drei Werktage einzuplanen, da zusätzliche Überprüfungen erforderlich sein können. Wer kein Smartphone oder keinen Zugang zur App hat, kann den Antrag auch über die offizielle Regierungswebseite gov.uk stellen. Reisende aus den USA, Kanada und Australien kennen das bereits – für sie gilt die Regelung schon.

Das ETA-System des Vereinigten Königreichs ist zwar kein direktes Produkt des Brexit, da es für viele Länder weltweit gilt, kommt durch den EU-Austritt Großbritanniens nun aber auch auf Deutsche, Franzosen oder auch Belgier zu. „Ohne den Brexit wären EU-Bürger wohl nicht betroffen gewesen, da eine solche Regelung im Widerspruch zur Freizügigkeit gestanden hätte“, sagte Joël Reland von der Denkfabrik „UK in a Changing Europe“ im Gespräch mit unserer Redaktion. Diese gilt nun jedoch nicht mehr.

Die Einführung des ETA-Systems soll die Kontrollen durch moderne Technologie und innovative Verfahren effizienter und sicherer machen; ein Missbrauch des Einwanderungssystems verhindert werden, hieß es vonseiten des Innenministeriums in London. Die Grenzsicherung sei ein wesentlicher Bestandteil des Reformplans der britischen Regierung, betonte die Labour-Ministerin für Einwanderung und Staatsbürgerschaft, Seema Malhotra. Mit anderen Worten: Die Insel schottet sich weiter ab.

Alle Personen, die ohne Visum nach Großbritannien reisen wollen, einschließlich Babys und Kinder, müssen eine solche Genehmigung einholen. Neben der Beantwortung der Sicherheitsfragen und Angaben zur Adresse muss ein Foto des Reisepasses und für alle im Alter von über neun Jahren ein Foto des Gesichtes hochgeladen werden. Nach der Erteilung wird die ETA dann digital mit dem Reisepass verknüpft. Sie berechtigt zu mehreren Reisen und Aufenthalten auf der Insel von bis zu sechs Monaten in einem Zeitraum von zwei Jahren oder bis zum Ablauf des Passes, je nachdem, was zuerst eintritt.

Doch insbesondere aus der Tourismusbranche in Großbritannien hagelt es Kritik. Diese befürchtet, dass zusätzliche Bürokratie und Kosten potenzielle Besucher abschrecken könnten. Zudem warnen Experten vor einer möglichen Überlastung der britischen Behörden. Sollte ein Großteil der Anträge zusätzliche Prüfungen erfordern, könnte das System nicht zu einer Beschleunigung, sondern zu Verzögerungen führen, hieß es.

EU plant ähnliche Bestimmungen für britische Einreisende

Das Königreich verschärft seine Einreisebestimmungen – aber auch britische Reisende müssen sich auf neue Regeln in der EU einstellen. Noch in diesem Jahr will Brüssel das biometrische Grenzkontrollsystem (EES) einführen, das wegen technischer und infrastruktureller Probleme mehrfach verschoben wurde. Bei der ersten Einreise in die EU werden dann Fingerabdrücke und ein Gesichtsbild in einer Datenbank gespeichert. Zudem soll 2025 auch das EU-Programm ETIAS starten – eine digitale Einreisegenehmigung nach britischem Vorbild.