Trump und Vance verbreiten bizarre Gerüchte über Migranten. Dass an denen nichts dran ist, sollen sie laut einem Bericht bereits lange wissen.
Miss Sassy geht es gutTrumps bizarre Haustier-Lüge erneut entlarvt – von eigener Anhängerin
Seit dem TV-Duell mit Kamala Harris verbreiten Donald Trump und J.D. Vance Gerüchte über Migranten in der US-Kleinstadt Springfield, die angeblich Hunde und Katzen essen würden. An der Behauptung ist nichts dran. Das belegen nach einigen Faktenchecks nun auch die Aussagen des Stadtverwalters und einer Trump-Anhängerin, deren Anzeige von Vance als Beleg aufgeführt worden war. Die dortigen Behörden hatten zuvor bereits seit Tagen betont, es gebe keine Hinweise auf solche Fälle.
Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Harris hat die republikanische Gegenseite für deren Attacken gegen Einwanderer unterdessen am Dienstag scharf kritisiert. Wer ein Mikrofon vor sich habe, sollte verstehen, welche Bedeutung die eigenen Worte haben, sagte Harris bei einer Veranstaltung in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania.
Vance-Mitarbeiter fragte bei Stadtverwalter nach Haustier-Gerüchten
Laut Springfields Stadtverwalter Bryan Heck sollen die Republikaner, während sie die Lüge über Migranten in Springfield verbreiteten, bereits darüber informiert gewesen sein, dass an den Vorwürfen nichts dran sei. So habe ein Mitarbeiter von Vize-Kandidat Vance am 9. September angerufen, um sich zu erkundigen, ob die bizarren Gerüchte über gegessene Haustiere eine Grundlage hätten.
Alles zum Thema Donald Trump
- Vorwürfe gegen Matt Gaetz Trumps umstrittener Wunsch-Justizminister macht Rückzieher
- Ex-Bundesminister auf Lesetour Was Jürgen Trittin (Grüne) mit Blick auf die ZUE in Frechen rät
- Monopol-Prozess Forderung der US-Regierung – Google soll Chrome verkaufen
- Altkanzlerin veröffentlicht Memoiren Merkel berichtet über Putins Aggression, Treffen mit Trump und Schröders Rüpelei
- „Frauen verdienen Räume nur für Frauen“ Trans-Abgeordnete im US-Kongress soll nicht auf Damentoilette
- Taktik des ukrainischen Präsidenten Will Selenskyj den Krieg ernsthaft einfrieren?
- Putin erlässt neue Atomdoktrin „Das würde Weltkrieg bedeuten“ – Moskau droht und hofft auf Donald Trump
Der Mitarbeiter habe „ganz unverblümt“ gefragt: „Sind die Gerüchte wahr, dass Haustiere entführt und gegessen werden?“, sagte Heck jetzt dem „Wall Street Journal“ und erklärte, er habe das verneint. „Es gibt keine nachprüfbaren Beweise oder Berichte, die dies belegen“, habe er geantwortet, erinnerte sich Heck. „Ich habe ihm gesagt, dass diese Behauptungen haltlos sind.“
Donald Trump und J.D. Vance verbreiten bizarres Gerücht weiter
Zu diesem Zeitpunkt hatte Vance die Behauptung jedoch schon im sozialen Netzwerk X aufgestellt und unter seinen fast zwei Millionen Followern verbreitet. Trumps Vize-Kandidat löschte den Beitrag auch nach dem Gespräch zwischen dem Stadtverwalter und seinem Mitarbeiter nicht.
Am Abend des gleichen Tages nutze Trump schließlich die TV-Debatte gegen Harris – und verbreitete die Desinformation unter unzähligen Zuschauern auf der ganzen Welt. „In Springfield essen sie die Hunde, sie essen die Katzen, sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben. So etwas passiert in diesem Land“, behauptete Trump.
Springfield im Fokus: Trump fordert „umfangreiche Abschiebungen“
Die beiden Republikaner halten die absurde Behauptung seitdem ungeachtet aller Faktenchecks aufrecht – und befeuern damit die Kontroverse um die amerikanische Kleinstadt. Am vergangenen Freitag sagte Trump, er plane „umfangreiche Abschiebungen“ aus Springfield, dessen haitianische Gemeinschaft sich überwiegend legal in den USA aufhält.
Springfield zählt rund 58.000 Einwohner, darunter auch viele Menschen aus dem Karibikstaat Haiti. Die Stadt befindet sich seit den Behauptungen von Trump und Vance im Ausnahmezustand. Seit vergangener Woche sind Dutzende Bombendrohungen bei öffentlichen Gebäuden und Schulen eingegangen, die Polizei verstärkte ihre Präsenz. Mehrere Gebäude, darunter Grundschulen, mussten evakuiert werden. Laut dem US-Sender CNN wurde der Polizei zudem die Präsenz der rechtsextremen „Proud Boys“ gemeldet.
Kamala Harris kritisiert „hasserfüllte Rhetorik“ von Donald Trump
„Es ist beschämend, was diesen Familien und Kindern in dieser Gemeinde widerfährt“, sagte Harris über die Situation. Es gebe ernsthafte Drohungen gegen Menschen, die ein „gutes, produktives Leben“ führten. Trump und Vance warf sie vor, Lügen auf Basis „uralter Stereotype“ zu verbreiten. „Das ist nichts Neues“, sagte die Vizepräsidentin und erinnerte unter anderem an Trumps Verschwörungstheorie, dass Barack Obama, der erste schwarze US-Präsident, nicht in den Vereinigten Staaten geboren sei. Obama stammt aus dem Bundesstaat Hawaii.
„Man kann jemanden nicht anvertrauen, sich hinter das Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu stellen, der sich an dieser hasserfüllten Rhetorik beteiligt, die darauf abzielt, uns als Land zu spalten“, sagte Harris. Am 5. November treten sie und Trump bei der Präsidentschaftswahl gegeneinander an – Umfragen prognostizieren ein knappes Rennen.
Springfield: Katzen-Besitzerin entschuldigt sich für falschen Verdacht
Bei den Republikanern versucht man unterdessen, die eigene Lügengeschichte über Springfield weiter zu verteidigen. Angesichts der Aussagen des Stadtverwalters über das Gespräch mit einem Mitarbeiter von Vance, übergab ein Sprecher des Vize-Kandidaten am Dienstag dem „Wall Street Journal“ einen Polizeibericht aus Springfield. Dort hatte eine Bewohnerin der Stadt behauptet, ihr Haustier sei möglicherweise von haitianischen Nachbarn entführt worden.
Die amerikanische Zeitung schickte daraufhin einen Reporter zu der im Polizeibericht genannten Adresse – und fragte die Frau nach dem Schicksal ihres Haustieres.
Miss Sassy, die Katze, sei Ende August kurz verschwunden gewesen, erklärte Anna Kilgore, demnach. Einige Tage später sei sie zurückkehrt und im heimischen Keller aufgefunden worden. Der Katze gehe es gut, erklärte die Frau, die dem Bericht zufolge mit einem Trump-T-Shirt bekleidet war. Bei ihren haitianischen Nachbarn habe sie sich mithilfe ihrer Tochter und einer Übersetzungsapp mittlerweile entschuldigt. (mit dpa)