AboAbonnieren

Republikaner hält sich für GewinnerBombendrohung in US-Stadt nach „bizarrer“ Trump-Behauptung – Kein zweites TV-Duell

Lesezeit 4 Minuten
Eine Behauptung von Donald Trump scheint in Springfield ernste Folgen gehabt zu haben. (Archivbild)

Eine Behauptung von Donald Trump scheint in Springfield ernste Folgen gehabt zu haben. (Archivbild)

Trump und sein Vize Vance verbreiten seit Tagen Gerüchte über Migranten in einer kleinen Stadt in den USA. Das hat offenbar Folgen.

Die US-Regierung hat Ex-Präsident Donald Trump für die Verbreitung von unbelegten Behauptungen über angeblich Haustiere essende Migranten scharf verurteilt. Wenn Führungspersönlichkeiten „hasserfüllte Rhetorik und bizarre Verleumdungen“ verbreiteten, die widerlegt seien, sei das gefährlich, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, in Washington auf Nachfragen zu Trumps jüngsten Äußerungen. „Ja, wir sind besorgt, das ist gefährlich“, betonte sie. Manche Migranten aus Haiti fürchteten wegen der Verbreitung von derlei Verschwörungstheorien um ihre Sicherheit.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump hatte Migranten unterstellt, sie würden Haustiere essen. „In Springfield essen sie die Hunde – die Leute, die hierhergekommen sind – sie essen die Katzen. Sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben“, sagte Trump beim TV-Duell gegen die Demokratin Kamala Harris vor einem Millionen-Publikum, ohne jeglichen Beleg für die Behauptung zu nennen.

Bombendrohung nach Trump-Bemerkungen: Zusammenhang unklar

Trump nahm damit Bezug auf eine Aussage seines Vizekandidaten J.D. Vance, der zuvor den Vorwurf in Umlauf gebracht hatte, illegal eingewanderte Migranten aus Haiti würden in Springfield in seinem Heimat-Bundesstaat Ohio Haustiere klauen und essen.

Alles zum Thema Donald Trump

US-Medien zufolge sind den Behörden in Springfield derartige Fälle nicht bekannt. Das Rathaus der Stadt wurde am Donnerstag wegen einer Bombendrohung geräumt. Ob der Zwischenfall mit den jüngsten Schlagzeilen über Springfield im Zusammenhang stand, war unklar. Jean-Pierre sagte, der Hintergrund werde untersucht.

„Es ist möglich, dass sich diese Gerüchte als falsch herausstellen“

Vance selbst hatte zuletzt auf der Plattform X mit Blick auf seine Aussagen eingeräumt: „Es ist natürlich möglich, dass sich all diese Gerüchte als falsch herausstellen.“ Dies hält ihn jedoch nicht davon ab, die Behauptungen zu wiederholen.

Als Reaktion auf Vance’ Äußerungen veröffentlichen zahlreiche Republikaner seit Tagen in sozialen Netzwerken mit künstlicher Intelligenz generierte Bilder, auf denen Katzen oder Gänse zu sehen sind – meist versehen mit Rettungsaufrufen. Auch Trump postete auf Truth Social in den vergangenen Tagen solche Beiträge, unter anderem ein Bild von Kätzchen, die ein Schild halten mit der Aufschrift: „Lasst nicht zu, dass sie uns essen. Stimmt für Trump!“

Donald Trump will kein weiteres TV-Duell gegen Kamala Harris

Trump stellt Einwanderer immer wieder pauschal als gefährliche Kriminelle dar. Er nutzt dazu auch entmenschlichende Sprache und nennt Migranten unter anderem „Tiere“. Bei einem Auftritt im Bundesstaat Arizona sagte Trump, die USA hätten es mit einer beispiellosen Invasion von Migranten zu tun, die das Land zerstörten. Einmal mehr ging er auf Springfield ein und behauptete, die Migranten dort machten sich mit Gänsen und Haustieren davon.

TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris – ein weiteres soll es laut Trump nicht geben.

TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris – ein weiteres soll es laut Trump nicht geben.

Ein weiteres TV-Duell will Trump derweil nicht, wie er in der Nacht auf Freitag mitteilte. Trump schrieb auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social, es werde keine weitere Debatte geben. Harris habe zuvor zwei Debatten-Termine ausgeschlagen. Trump betonte, er habe eine erste Debatte gegen den vorherigen demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden bestritten – und dann eine zweite gegen Harris. „Eine dritte Debatte wird es nicht geben.“

Scharfe Kritik an Trumps Auftritt im TV-Duell

Trump und Harris hatten in dieser Woche zum ersten Mal bei einem TV-Duell zusammen auf der Bühne gestanden. Harris brachte ihren republikanischen Gegner dabei mehrfach in die Defensive. In einer Blitzumfrage des Senders CNN sahen sie 63 Prozent der Befragten als Siegerin – gegenüber 37 Prozent für Trump. Der Republikaner argumentierte dagegen, er habe die Fernsehdebatte gewonnen.

Das sieht man allerdings nicht einmal in seiner eigenen Partei so. Mehrere Republikaner sahen Harris im TV-Duell vorn – und äußerten scharfe Kritik am Auftritt von Donald Trump. „Sie war hervorragend vorbereitet, sie hat Fallen gestellt und er hat jedes Kaninchen in jedes Loch gejagt, anstatt über die Dinge zu reden, über die er hätte reden sollen“, sagte der Republikaner Chris Christie, ehemaliger Gouverneur von New Jersey, gegenüber ABC.

„Wer auch immer Trump vorbereitet hat, sollte gefeuert werden“

„Das ist der Unterschied zwischen jemandem, der gut vorbereitet ist, und jemandem, der unvorbereitet ist. Wer auch immer Donald Trump vorbereitet hat, sollte gefeuert werden.“

Andere äußeren sich nur anonym zu Trumps Pleite im TV-Duell. „Ich bin einfach nur traurig“, sagte ein Republikaner im Repräsentantenhaus gegenüber „The Hill“. Harris habe genau gewusst, wo sie Trump „kitzeln musste, um ihn zu reizen. Insgesamt ist es einfach enttäuschend, dass er nicht gelassener war als in der ersten Debatte“, so der Republikaner. „Der Weg ist sehr schmal geworden. Das ist nicht gut.“ (mit dpa)