Liz Cheney hat sich von ihrem Parteikollegen Trump abgewendet. Sie unterstützt stattdessen Harris – und trat nun sogar mit ihr auf.
Prominente Republikanerin warnt„Bitte Sie, die verkommene Grausamkeit von Donald Trump abzulehnen“
Die Republikanerin Liz Cheney hat sich bei einem gemeinsamen Wahlkampfauftritt mit Kamala Harris hinter die demokratische Präsidentschaftskandidatin gestellt und erneut vor Donald Trump gewarnt. „Ich bitte Sie, (...) die verkommene Grausamkeit von Donald Trump abzulehnen“, sagte Cheney in Ripon im hart umkämpften Bundesstaat Wisconsin unter lautem Jubel und „Danke, Liz!“-Rufen über den republikanischen Kandidaten.
Cheney rät von Donald Trump ab – und unterstützt Harris
„Ich sage Ihnen, dass ich noch nie für einen Demokraten gestimmt habe, aber dieses Jahr gebe ich mit Stolz meine Stimme für Vizepräsidentin Kamala Harris ab“, sagte die 58-Jährige. „Ich weiß, dass sie unser Land liebt, und ich weiß, dass sie eine Präsidentin für alle Amerikaner sein wird.“ Trump müsse bei der Präsidentschaftswahl am 5. November besiegt werden.
„Der konservativste aller konservativen Werte ist die Treue zu unserer Verfassung“, so Cheney. „Während wir heute hier zusammenkommen, steht unsere Republik einer Bedrohung gegenüber, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben“, sagte die Politikerin mit Blick auf Trump.
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Cheney: Harris ist die richtige Wahl
Als Konservative, Patriotin, Mutter und als jemand, die die Verfassung verehre, sei sie sicher, dass Harris die richtige Wahl sei und vor allem „unsere kleinen Mädchen“ inspirieren werde, so die erzkonservative Politikerin.
Harris pries Cheneys Mut und nannte die Republikanerin „eine Führungspersönlichkeit, die das Land über die Partei und über sich selbst stellt, eine wahre Patriotin“. Trump warf sie dagegen vor, auf „demokratischen Werten herumzutrampeln“.
Republikaner haben Cheney kaltgestellt
Liz Cheney ist die Tochter des früheren US-Vizepräsidenten Dick Cheney, der bei der Wahl ebenfalls für Harris stimmen will. Die Politikerin gilt als lauteste Trump-Kritikerin unter den Republikanern und hat sich vor wenigen Wochen öffentlich hinter Harris gestellt. Dafür hat sie einen hohen Preis gezahlt.
Sie verlor ihre Führungsrolle innerhalb der Partei und schließlich auch ihren Sitz im Repräsentantenhaus. Im Untersuchungsausschusses zum Angriff auf das US-Kapitol nahm sie eine führende Rolle ein und warnte immer wieder davor, dass von Trump eine Gefahr für die Demokratie ausgehe. Dass die Demokraten und ihre Unterstützer Trumps Beteiligung am Umsturzversuch des 6. Januar wieder in den Fokus rücken, ist kein Zufall. Ein neu veröffentlichtes Gerichtsdokument gewährt einen detailreichen Einblick in die Wahlmanipulationsvorwürfe gegen den ehemaligen US-Präsidenten.
Sonderermittler Jack Smith wirft Donald Trump vor, im Kampf um den Machterhalt nach der verlorenen Präsidentschaftswahl 2020 Straftaten begangen zu haben. Die Anklageschrift wurde neu aufgelegt, nachdem das Oberste Gericht der USA im Juli entschieden hatte, dass Trump für bestimmte Amtshandlungen Immunität genießt.
Cheney unterstützte Trump bis zur Kapitol-Attacke
Cheney hatte sich erst nach der Kapitol-Attacke offen gegen Trump gestellt. Zuvor unterstützte sie seine Politik weitgehend. Es ist offen, wie viel Einfluss ihre Unterstützung für Harris haben wird. Innerhalb der Partei ist sie kaltgestellt – für die meisten Trump-Getreuen gilt sie als Vertreterin des alten Establishments.
Ihr Engagement dürfte sich daher vornehmlich an bisher noch unentschlossene Wählerinnen und Wähler richten. Die Umfragen zeigen bisher, dass es sowohl bei den Trump- als auch bei den Harris-Wählern so gut wie keine Bewegung gibt. Es läuft auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hinaus. Cheney dürfte mit ihrem Auftritt in Wisconsin wohl kaum Trump-Anhänger davon überzeugen, für Harris zu stimmen.
Wisconsin als wichtiger Swing State
Wisconsin im Norden der USA zählt zu den wenigen Bundesstaaten, die bei der Abstimmung im November das Zünglein an der Waage sein dürften. Hier steht nicht von vornherein fest, ob der Staat traditionell an die Demokraten oder Republikaner geht. Im Jahr 2016 gewann hier Trump, vier Jahre später Joe Biden. Die Rennen waren jeweils sehr knapp. Deshalb treten Harris und Trump in Wisconsin und den anderen Swing States – Pennsylvania, Georgia, North Carolina, Arizona, Nevada und Michigan – besonders häufig auf.
In Michigan wiederholte Trump am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung erneut seine widerlegten Behauptungen, die Wahl im Jahr 2020 gewonnen zu haben. „Wir haben gewonnen. Es war eine manipulierte Wahl“, sagte Trump.
Dass einigen Bundesstaaten bei der Präsidentschaftswahl so große Bedeutung zukommt, liegt an dem besonderen Wahlsystem in den USA. Wer Präsident wird, entscheidet sich nicht aus der Summe der landesweit abgegebenen Stimmen, sondern durch 538 Delegierte der Bundesstaaten. In fast allen Staaten gilt: Wenn ein Kandidat vorn liegt, bekommt er unabhängig von den genauen Stimmverhältnissen alle Wahlleute dieses Bundesstaats zugesprochen. (pst/dpa)