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Der Papst und die UkraineFranziskus macht wieder einen schweren Fehler

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kr papst 020519

Papst Franziskus

Köln – Ostern. Das Fest der Auferstehung. Das Fest des Neubeginns, das eine Zeit der Buße und Versöhnung abschließt: Selten ist die christliche Botschaft ausgerechnet am höchsten Feiertag so pervertiert worden wie in diesem Jahr durch einen Krieg, den der Patriarch von Moskau mit immer neuen völkisch-religiösen Parolen anfacht. Er und seine Kirche werden Ostern zwar – wie auch die meisten Ukrainer – dieses Jahr eine Woche später feiern als Katholiken und Protestanten hier zu Lande, aber das wird wohl nichts daran ändern, dass Ostern in Moskau wie üblich zum Schaulaufen des Regimes gerät.

Papst Franziskus vermeidet jede direkte Kritik an Patriarch Kirill und an Russland. Statt dessen hat er es an Karfreitag mit einem Signal der Versöhnung versucht – und damit trotz guter Absicht einen schweren Fehler begangen.

Sind Bomben verantwortlich – oder Politiker?

Er inszeniert einen liturgischen Akt über die Köpfe des ukrainischen Volkes hinweg und greift den Dingen weit voraus: Bevor Versöhnung einsetzen kann, muss der Krieg enden, müssen die in „Filtrationslager“ deportierten Ukrainer zurückkehren und die juristische Ahndung der Kriegsverbrechen beginnen. Statt dessen bereitet Russland eine Großoffensive im Donbass vor. Nichts davon spiegelt der Text der Karfreitagsmeditation. Erneut kein Wort über die Urheber der Gewalt, dagegen der verharmlosende Wunsch, „wieder aufzubauen, was die Bomben zerstören wollten“. Die Bomben, wohlgemerkt, nicht die russischen Machthaber.

Hier geht es nicht um zwei Parteien, die gestritten haben und nun wieder „Brüder und Schwestern“ sein wollen, sondern um einen fortgesetzten mörderischen Überfall. Um der Integrität der christlichen Botschaft willen hätte Franziskus das klar benennen müssen.