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Das Wort zum SonntagKirche ist mehr als die Summe ihrer Skandale

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Symbolbild Kreuz

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Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad, in seine Kirch berufen hat …!“ (GL 835) haben wir am Fest der Taufe des Herrn gesungen und die Kritik blieb nicht aus. Wie kann man heute noch für die Mitgliedschaft in dieser Kirche danken? Ist sie nicht viel eher eine Last, ja eine Schande?

Wird man dadurch nicht zu einem der Affen, die nichts sehen, nichts hören und nichts sagen wollen? Vielleicht sogar zu Handlangern derer, die Unrecht getan haben oder es nicht wahrnehmen und verhindern wollten? Die ihren Stand mehr schützten als die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen?

Ja, Amtsträger der Kirche haben Böses getan, es nicht aufgehalten oder vertuscht. Natürlich muss dieses Unrecht geahndet und für die Zukunft verhindert werden. Doch wem wäre wirklich geholfen, wenn es in Zukunft keine Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Erstkommunionen oder kirchlichen Beerdigungen mehr gäbe?

Wo Amtsträger sich nur um sich kümmern oder sorgen, da nennt man das Klerikalismus, aber orientiert man sich nicht selbst viel zu sehr an solchen Klerikern, wenn man über die ganze Kirche nur angesichts ihrer Missetäter urteilt? Ist Kirche nicht mehr als die Summe ihrer Skandale, ganz einfach, weil viel mehr Menschen dazugehören?

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All die treuen Beter und Spender für die kirchlichen Hilfswerke, die Mitarbeitenden in der Caritas, in Gremien und Vereinen, in Chören und Orchestern, in Kinder- und Jugendarbeit, die Katechetinnen und Katecheten, Gruppenleiterinnen und -leiter, Messdiener und Sternsinger?

Wenn ich sie alle vor mir sehe mit ihrem Einsatz und ihrem Bemühen und wenn ich die Verheißung des EINEN ernst nehme: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“ (Mt. 18,20) – dann kann ich jedenfalls doch noch einstimmen in dieses alte Lied: „Dank sei dem Herrn, der mich in diese Kirche berufen hat!“

Kirche ist kein Selbstzweck. Sie hat das Evangelium von einem gütigen Gott und Vater zu verkünden und es in aller Unvollkommenheit zu leben. Glaubt wirklich jemand, diese Botschaft ließe sich anders weitergeben als in zerbrechlichen Gefäßen?

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