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Das Wort zum SonntagWarum wir uns nicht nur von der Sorge leiten lassen sollten

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adventssingen

Symbolbild 

  1. Jürgen Martin ist Pfarrvikar im Seelsorgebereich Dellbrück/Holweide. Für die Rundschau schreibt er unter anderen Autoren das Wort zum Sonntag.

Freut euch!“ – „Gaudete!“ So heißt der dritte Advent in der katholischen Kirche mit seinem alten Namen. Doch passt er in diesem Jahr eigentlich in die Zeit? Sind es nicht eher Wochen der Angst und Sorge? Erleben wir nicht viel Ratlosigkeit und auch Ärger angesichts der vierten Coronawelle mit hohen Inzidenzen, vollen Intensivstationen, Impfverweigerern und neuen Schutzvorkehrungen?

Oder ist das vielleicht nur die Hälfte der Wirklichkeit? Denn in wie kurzer Zeit wurden doch hochwirksame Impfstoffe entwickelt, und ein aussichtsreiches Medikament steht unmittelbar vor der Zulassung. Auch wenn es immer noch Leugner und Querdenker gibt, sind inzwischen fast Prozent der Menschen in unserem Land vollständig geimpft und 16 Prozent „geboostert“. Sind da nicht all die Vielen, die ihre Masken tragen, Abstand und Hygieneregeln einhalten? Gibt es nicht bei aller Überlastung überwältigend viele, die ihr Bestes geben im medizinischen und schulischen Bereich, in Kitas, Kaufhäusern und Supermärkten?

Ja, einzelne Impfdurchbrüche kommen vor, doch bei den meisten wirkt der Schutz. Ja, es ist noch nicht wieder wie vor der Pandemie, aber der Freiheitsspielraum ist größer geworden. Ja, vieles ist mühsam und enttäuschend, anstrengend oder traurig – und doch ist so viel mehr möglich als vor einem Jahr und die Aussichten für das neue sind hoffnungsvoll.

Das ist wie mit dem Advent. Er ist noch nicht Weihnachten. Wir stehen noch nicht im Glanz der heiligen Nacht. Aber das Licht auf den Adventskränzen nimmt ständig zu. Noch singen die Engel nicht vom großen Frieden über den Hirten von Bethlehem, aber wir sind schon unterwegs dorthin. Wie Maria dürfen wir sein, die nach der alten Legende durch einen Dornwald geht. Sie trägt ihr Kind unter dem Herzen. Bei allem Dornigen ist sie bereits „guter Hoffnung“, und das lässt die toten Zweige erblühen: „Da haben die Dornen Rosen getragen!“ (GL 224, 3)

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen dennoch und gerade einen gesegneten Sonntag Gaudete. Lassen wir uns nicht nur von der Sorge leiten oder der Angst beherrschen, denn die war schon immer ein schlechter Ratgeber. Tun wir, was wir können, geben wir der Hoffnung Raum, denn sie allein bringt uns weiter – und vergessen wir die Freude nicht!