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Frage des TagesWie riskant ist die Öffnung der Schulen?

Lesezeit 2 Minuten
Schule Symbolbild

Wie riskant ist die Öffnung der Schulen?

  1. Nach den Sommerferien wollen einige Bundesländer wieder den regulären Schulbetrieb aufnehmen.
  2. Die NRW-Landesregierung legt sich bei der Frage nach dem Normalbetrieb noch nicht fest.
  3. Doch wie riskant ist die Öffnung der Schulen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Düsseldorf/Mainz – Wann gibt es wieder Normalbetrieb an deutschen Schulen? Sachsen und Thüringen wollen nach den Sommerferien so weit sein. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), geht dagegen nicht davon aus, dass nach den Sommerferien Schule „direkt unter den üblichen Bedingungen stattfinden kann“.

Welche Erfahrungen gibt es an NRW-Schulen?

Die NRW-Landesregierung legt sich bei der Frage nach dem Normalbetrieb nicht fest. Die Lehrergewerkschaft GEW und der NRW-Elternverein fordern ebenso dringend wie vergeblich Klarheit. GEW-Experte Michael Schulte meint, selbst wenn eine große Gesamtschule nur die Hälfte ihres Programms aufnehme, seien 700 bis 800 Menschen gleichzeitig anwesend. „Wie das gehen soll, weiß ich nicht.“

Die Schüler kehren derzeit schrittweise in den Präsenzunterricht zurück. Nachgewiesene Corona-Infektionen gibt es nur bei fünf Lehrern, Quarantänemaßnahmen betreffen 250 Schüler und 32 Lehrer (Stand 19. Mai) Zum Vergleich: NRW hat fast 2,5 Millionen Schüler und über 200.000 Lehrkräfte. Die Hygienemaßnahmen griffen, sagt Schulte. Die Vorsitzende des Elternvereins in NRW, Andrea Heck, meint: „Die Schulleiter unternehmen wirklich alles, damit sich keiner der Schüler oder Lehrer ansteckt.“

Was weiß man über das Infektionsrisiko bei Kindern?

Vom Montag, dem 16. März, an waren NRW-Schulen geschlossen. Schwimmbäder folgten erst einen Tag später. So hoch schätzte man das Infektionsrisiko an Schulen ein. Aber ist es so hoch?Dazu müsste man zunächst wissen, welche Rolle Kinder und Jugendliche als Verbreiter von Sars-CoV-2 spielen. Baden-Württemberg machte Dienstag erste Ergebnisse von Viren- und Antiköpertests bei 2500 Familien bekannt: Kinder unter zehn Jahren seien seltener infiziert gewesen als ihre Eltern. Ministerpräsident Wilfried Kretschmann (Grüne) schließt daraus, dass Kinder nicht als besondere Treiber der Pandemie in Betracht kommen.

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Auch bundesweit sind Kinder bei Corona-Fällen unterrepräsentiert, das zeigt sich auch in einer Berliner Erhebung. Nur: Angesichts der Schließung von Kitas und Schulen hatten Kinder in den letzten Monaten auch wenig Gelegenheit, sich anzustecken.

Wie sieht es mit der Hygiene beim Unterricht aus?

Der Deutsche Lehrerverband warnt, Schulen dürften nicht „zum freien Experimentiergelände für den Umgang mit der Gesundheit von Schülern, Lehrern und Familienangehörigen werden“. Damit reagiert Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger auf die Ankündigungen aus Sachsen und Thüringen. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) meint, Normalbetrieb könne nur Realität werden, wenn man sich von der allgemeinen 1,5-Meter-Abstandsregel verabschiede. Dafür müsse man das Infektionsgeschehen vor Ort bedenken.

Muss man am Ende auf eine Corona-Impfung warten, von der ja nicht sicher ist, ob es sie jemals geben wird?

Nicht unbedingt, meint Stefanie Hubig. Maßgeblich seien eben die Hygieneregeln. Und: „Es geht im Moment nicht darum, jegliche Infektionen zu vermeiden, sondern die Zahl möglichst gering zu halten.“ (kib/csc/EB)