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Wut der Eltern in Corona-Krise„Danke für die schallende Ohrfeige“

Lesezeit 3 Minuten

Die Betreuung von Kindern, deren Eltern unverzichtbar für die Gesellschaft sind, muss geregelt werden.

  1. Seit sieben Wochen sind die Kitas in NRW nun schon geschlossen.
  2. Die Notbetreuung wurde zwar ausgeweitet, viele Eltern müssen aber trotzdem seit Wochen und auch in nächster Zeit die Betreuung selbst organisieren.
  3. Viele sind wütend und verzweifelt. Beklagen Sie sich zu Recht?

Zuletzt wurden wegen der Corona-Beschränkungen landesweit nur knapp 15 Prozent der Betreuungsplätze in NRW in Anspruch genommen. Ab heute dürfen unter anderem auch Vorschulkinder mit besonderem Förderbedarf zurück in die Kitas. Nach Plänen des NRW-Familienministeriums befindet man sich in Phase zwei eines Vier-Stufen-Modells, an dessen Ende der vollständige Regelbetrieb steht. Vor dem Herbst wird das aber nicht möglich sein.

Und das dauert vielen Eltern deutlich zu lange. In einem offenen Brief von Eltern und Elternvertretern des Landeselternbeirats NRW kritisierten sie die Pläne. Es gebe immer noch zu viele Familien, die die Betreuung ihrer Kinder bis nach den Sommerferien selbst organisieren müssten, heißt es darin – „vielen Dank für die schallende Ohrfeige“.

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Zudem fordern die Eltern mehr Kreativität bei der Organisation der Betreuung, zum Beispiel könnten leer stehende Turnhallen, Gemeindesäle oder Sportplätze sowie Parks, Wälder und Spielplätze genutzt werden, um das Angebot auszuweiten. Es sei absurd, dass unter anderem Friseure und Möbelhäuser in NRW wieder eröffnen dürften, Familien in der Krise aber im Stich gelassen würden. Im Internet teilen viele Mütter und Väter seit Wochen ihre Verärgerung über die Situation. Inzwischen hat sich daraus ein Zusammenschluss entwickelt, der am vergangenen Wochenende Demos gegen die Kita-Schließungen unter anderem in Köln, Bonn und Düsseldorf organisiert hat.

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„Der Zustand für die Familien geht so nicht weiter“, meint auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) gegenüber RTL. „Viel bleibt bei den Frauen hängen. Wir müssen jetzt die Kitas und Schulen für alle Kinder schrittweise öffnen.“

Die Sicht des Ministeriums

Viel Hoffnung machen kann der NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) den Eltern allerdings nicht. In einem gestern bekannt gewordenen Elternbrief weist er darauf hin, dass in Corona-Zeiten die Gruppengröße kleiner sein muss als im Regelbetrieb, der Betreuungsaufwand sei höher – „bei deutlich weniger Personalressourcen“. So fehlten 20 Prozent des Personals, weil es zur Risikogruppe gehöre. „Deswegen können in den nächsten Öffnungsschritten noch nicht alle Kinder berücksichtigt werden“, erklärte Stamp.

Der Plan bis zum Sommer

Neben den heute in Kraft tretenden Lockerungen (siehe links) können nach den Plänen der Landesregierung ab 28. Mai alle weiteren Vorschulkinder zurückkommen – und ab Juni sollen alle Kinder wenigstens an zwei Tagen vor den Sommerferien die Kita besuchen dürfen. Experten schätzen, dass so Ende Mai ungefähr die Hälfte der Kinder in NRW wieder in einer Kita betreut werden kann.

Die Sommerferien

Viele Kitas schließen in den Sommerferien üblicherweise für mehrere Wochen – auch in diesem Jahr. „Eine Notbetreuung muss über die regelhafte Betreuung, die in diesen Fällen auch im Regelbetrieb angeboten wird, hinaus, in dieser Zeit nicht stattfinden“, schreibt das Familienministerium. Wie die Kitas dies im Einzelnen regeln, hängt vom Träger oder der Einrichtung ab. Laut Martin Künstler, Fachgruppenleiter Kinder und Familie beim Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW, können die Urlaubsansprüche der Beschäftigten arbeitsrechtlich nicht ignoriert werden – auch wenn die Nöte der Eltern bekannt seien.

Die Frage der Gebühren

In NRW ist die Festsetzung der Kita-Gebühren den Kommunen beziehungsweise Trägern überlassen. Auch Faktoren wie das Haushaltseinkommen und die Zahl der Geschwister, die den Kindergarten bereits besuchen, spielen eine Rolle. Im April und Mai mussten Eltern, deren Kinder eine öffentlich geförderte Kita besuchen, keine Gebühren zahlen. Die Kosten teilen sich Landesregierung und Kommunen. Wie es weitergeht, steht noch nicht fest. Stamp zufolge hängt das davon ab, welche Betreuung im Juni wieder möglich ist. Rund fünf Prozent der Kitas in NRW werden laut dem Geschäftsführer des Kita-Verbands NRW, Klaus Bremen, von sozial-unternehmerisch tätigen Trägern betrieben, darunter auch eine Reihe privat-gewerblicher Kitas. Ihre Situation hält Bremen für schwierig: Sie finanzieren sich aus Beiträgen der Eltern, die nicht für eine geschlossene Kita zahlen wollen. „Diese Kitas hat der Minister leider nicht im Blick.“ (mit dpa)