Klimastreik in KölnVeranstalter sprechen von 70.000 Demo-Teilnehmern
Lesezeit 3 Minuten
Berlin/Köln – Zahlen sind bei Großveranstaltungen immer heikel. Die Polizei Köln gibt grundsätzlich keine Schätzungen ab. Fridays for Future hatte ursprünglich eine Veranstaltung mit rund 20.000 Teilnehmern angemeldet. Nun heißt es, es seien 70.000 geworden.
Zum Vergleich: In Hamburg sollen nach ersten Schätzungen 50.000 Menschen auf die Straße gezogen sein, in Berlin etwa 270.000. Nachprüfen lässt sich das nicht, doch auch in anderen deutschen Städten war der Andrang bei den Klima-Demos deutlich höher als erwartet. Auf Anfrage erklärt Fridays for Future Köln: „Wir haben mit einem Zählerteam aus über 20 Leuten die komplette Demo gezählt. Unserer Einschätzung nach sind die 70.000 eine sehr realistische Zahl.“
Großer Andrang in Köln
Mit starker Verspätung hat sich der Demonstrationszug vom Kölner Hans-Böckler-Platz aus in Bewegung gesetzt. Wegen des großen Andrangs ist die Auftaktkundgebung ausgefallen.
Am Westbahnhof in Ehrenfeld hat der Protestzug der Klimademonstranten mit mehr als einstündiger Verspätung begonnen. In den kommenden Stunden werden die Teilnehmer, darunter viele Schüler, durch die Innenstadt ziehen, die Abschlusskundgebung ist ab 15 Uhr auf dem Hohenzollernring geplant.
Erwartet wurden rund 20.000 Demonstranten, der Andrang ist laut Polizei und Veranstaltern deutlich stärker. „Es wird groß“ lautet die Twitter-Meldung der Veranstalter. Wegen des starken Zulaufs hatte die Polizei die Venloer Straße ab Friesenplatz stadtauswärts gesperrt. Die Masse der Demonstranten reicht bis zur Inneren Kanalstraße.
Sicherheitshalber hatte die Polizei die Eisenbahnunterführung am Westbahnhof gesperrt, damit die Demonstranten nicht von beiden Seiten hineindrängen.
Zwischenfälle sind laut Polizei bislang ausgeblieben, einige Mütter mit Kindern haben sich angesichts des Andrangs wieder auf den Heimweg begeben. Auf den Ringen wird am Nachmittag unter anderem die Band „Cat Ballou“ spielen.
Steinmeier fordert mehr Ehrgeiz
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fordert unterdessen gemeinsam mit 31 weiteren Staats- und Regierungschefs mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Klimakrise.
Er unterzeichnete einen Appell des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, wie das Bundespräsidialamt am Freitag in Berlin mitteilte. Vor dem Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York am Montag erklären sie darin: „Unsere Generation ist die erste, die den rasanten weltweiten Temperaturanstieg zu spüren bekommt, und wahrscheinlich die letzte, der es noch gelingen kann, eine drohende weltweite Klimakrise abzuwenden.“
Auswirkungen sind gut dokumentiert
Die Auswirkungen seien gut dokumentiert und überall auf dem Planeten spürbar: „Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren und Schlammlawinen treten mit nie gekannter Häufigkeit auf, die Gletscher schmelzen ab und der Meeresspiegel steigt.“ Wasserknappheit und Ernteausfälle seien nur zwei der unmittelbaren Folgen, die ihrerseits wiederum verheerende Auswirkungen wie Hunger und Flucht nach sich zögen.
Die Staats- und Regierungschefs beklagen, dass die aktuellen Maßnahmen der internationalen Staatengemeinschaft nicht ausreichen, um die im Klimaabkommen von Paris niedergelegten langfristigen Ziele zur Begrenzung der Erderhitzung zu erreichen. „Es muss mehr getan werden - und zwar schnell, entschlossen und gemeinsam.“
Weiter erklären sie: „Wir appellieren an die internationale Staatengemeinschaft und an alle Vertragsparteien des Übereinkommens von Paris: Handeln wir gemeinsam, entschlossen und schnell, um die globale Klimakrise aufzuhalten!“ Alle seien dringend aufgerufen, 2019 zum Jahr der ambitionierten Klimapolitik zu machen und zum UN-Klimaaktionsgipfel mit konkreten Plänen und Initiativen dafür anzureisen.
Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Frankreich, Spanien, Italien, Schweden sowie Südkorea, Finnland, Griechenland und Ungarn. (dpa, dha, kmm)